Auch nach über zehn Jahren ist das Erbe der Landesgartenschau in Rosenheim nicht zu übersehen. Zwei große Parks prägen das Bild der Stadt mit ihren 63.000 Einwohnern. Sie sollte näher an ihre beiden Flüsse rücken, sich Mangfall und Inn öffnen, so hieß damals das Ziel. Das ist gelungen, unter anderem mit acht breiten Brücken nur für Fußgänger und Radfahrer. An schönen Tagen sind diese Wege ins nahe städtische Grüne voller Leben.
Erinnerungen an Aufbruchsstimmung
Wenn man die Menschen auf das Gelände anspricht, erinnern sich die meisten gut an den Sommer 2010. Manche schwärmen gar von der Freude und der Aufbruchsstimmung, die damals offenbar zu spüren war. Eine ältere Dame erzählt von den Lagerflächen und wild wucherndem Gestrüpp, das vorher hier die Gegend beherrschte.
Zwei Jogger berichten, wie schön es war, die ganze Stadt voller fröhlicher und freundlicher Menschen aus ganz Deutschland, aber auch aus vielen Ländern Europas zu sehen. Und obwohl das Wetter damals lange Zeit gar nicht mitspielte, hat sich der Begriff "Rosenheimer Sommermärchen" eingebürgert.
Kein Minusgeschäft für Rosenheim
Auch die finanzielle Bilanz lässt sich sehen, laut offiziellen Zahlen. 7,5 Millionen Euro betrug der Durchführungshaushalt. Das war die Summe, die man für die konkrete Veranstaltung benötigte. Die kam durch Einnahmen wie Eintrittsgelder und Pachtzahlungen komplett wieder in die Kasse der Stadt. Es blieb sogar ein leichter Überschuss, so Ralf Seeburger, der damalige Projektleiter.
In einen zweiten Topf, den sogenannten Investiven Haushalt flossen 12 Millionen Euro. 6,5 Millionen kamen als Fördermittel aus verschiedenen Töpfen auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene. Der städtische Anteil lag bei rund 5,5, Millionen Euro. In den Jahren nach der Bundesgartenschau konnte die Stadt nun erschlossenen Grund als Bauland verkaufen. Auf diesem Gelände entstand die Siedlung am Mühlbachbogen, ein freundlich anmutendes und begehrtes Wohnquartier.
Skulpturen mit Geschichte
Ein Werk von Sonja Vordermaier ist im nördlichen Bereich des Parks stehen geblieben: der Leuchtenwald. Die Münchner Künstlerin hat knapp 30 Lampen aus vielen europäischen Städten versammelt. Oft kann der Betrachter vom Typ des Leuchtkörpers auf die Herkunft schließen, auf Glasgow, Prag oder Triest.
Andere Hinterlassenschaften fallen den Einheimischen nicht mehr groß auf. Ein Besucher von außen bemerkt aber den Zahn der Zeit, der an etlichen Skulpturen und Kunstgebilden sichtlich nagt. Teilweise sind sie zugewuchert, wie auch manche der Betonquader, die vor elf Jahren als Sitzgelegenheiten geschaffen worden waren. Die meisten Inschriften mit Erklärungen zu den damaligen Attraktionen sind verblasst oder gar nicht mehr zu entziffern. In einem Drahtkäfig stehen vier silberne Rasenmäher, kaum zu erkennen hinter Springkraut und Brennnesseln. Das sei aber im Sinne des Künstlers, so Ralf Seeburger: Die Natur holt sich zurück, was der Mensch immer wieder neu zu gestalten versucht.
Rosenheim als Beispiel für Landesgartenschau
Der Projektleiter des "Sommermärchens von Rosenheim" rät möglichen Bewerbern um eine Landesgartenschau, sich das immer sehr gut zu überlegen. Realistische Ziele setzen, sorgfältig planen - und die Menschen mitnehmen. Aber dann kann er aus seiner Erfahrung nur empfehlen: zupacken und vertrauen auf die Tatkraft und den Ideenreichtum der Menschen in der Region. Ralf Seeburger wird oft um Rat gefragt von Bürgermeistern, die sich das Projekt überlegen. Er würde es immer wieder machen, er sieht Rosenheim als gutes Beispiel, wie es laufen kann.
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