Eine Frau steckt in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung Metallteile zusammen.
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Hier ist Präzision wichtig: Claudia Franke in der Lebenshilfe-Werkstatt in Neumarkt. Der Lebenshilfe-Landesverband wird in diesem Jahr 60.

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Lebenshilfe: Seit 60 Jahren für mehr Rechte und Miteinander

Lebenshilfe: Seit 60 Jahren für mehr Rechte und Miteinander

Kaum vorstellbar: Vor 60 Jahren durften Kinder mit Behinderung nicht in die Schule gehen, wurden von ihren Familien versteckt. Heute ist das anders – auch dank des Engagements der Lebenshilfe. In diesem Jahr feiert die Elterninitiative Jubiläum.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Claudia Franke ist einer der Motoren der Lebenshilfe. Sie engagiert sich in vielen Gremien als Selbstvertreterin für die Belange von Menschen mit Behinderung – neben ihrer Arbeit in den Jura-Werkstätten in Neumarkt in der Oberpfalz. Hier ist die 50-Jährige im Montagebereich tätig. Sorgfältig steckt sie winzige Metallkugeln in ein Stück silbern-glänzende Druckluftkupplung. "Das sind Facharbeiten, das gefällt mir."

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Hoher Qualitätsanspruch in der Werkstatt

Bei ihrer Arbeit müssen Claudia Franke und ihre Kolleginnen und Kollegen Präzision abliefern. Die Lebenshilfe-Werkstatt in Neumarkt hat mehrere Auftraggeber, der größte ist eine Fachfirma für Druckluftpumpen und Ventile aus Amberg. Da gelte ein hoher Qualitätsanspruch, erklärt der Geschäftsführer der Jura-Werkstätten, Sebastian Schauer. "Das ist keine Beschäftigungstherapie, sondern wir sind auch ein Player auf dem Markt und müssen dementsprechend abliefern."

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Lebenshilfe in Bayern wird 60 Jahre alt
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Der Eingang zu den Jura-Werkstätten der Lebenshilfe in Neumarkt. Hier arbeitet Claudia Franke seit 2007.

Behinderung durch Epilepsie und Sepsis

Claudia Franke ist das beste Beispiel, dass niemand vor einer Behinderung gefeit ist. 1972 wird sie ohne Behinderung geboren. In der Jugend bekommt sie eine schwere Epilepsie, muss wegen der häufigen Krampfanfälle einen Helm tragen, um ihren Kopf zu schützen. Vor allem in der Schule war das schwer, erinnert sich Franke. "Da war die Toleranz nicht so hoch. Mein Helm wurde oft beschmiert." Mit Ende 20 bekommt sie eine Blutvergiftung, die ihre Beine teilweise lähmt. Seitdem sitzt die gelernte Bürokauffrau im Rollstuhl. Seit dem Jahr 2000 ist sie berufsunfähig und arbeitet in Werkstätten für Menschen mit Behinderung.

Claudia Franke: Für Gleichberechtigung und Leichte Sprache

Ihre eigene Geschichte motiviert Claudia Franke dazu, anderen zu helfen. Sie ist Vorsitzende des Werkstattrats der Lebenshilfe Neumarkt, Vorsitzende des Lebenshilfe-Landesausschusses der Selbstvertreter*innen und seit kurzem auch Vorsitzende des entsprechenden Bundesausschusses – um nur einige ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten zu nennen. Es geht ihr um Gleichberechtigung, um die Beseitigung von Barrieren und um Leichte Sprache, vor allem bei Behörden. Auch Menschen mit Behinderung sollen amtliche Briefe verstehen können. Die Lebenshilfe-Landesvorsitzende Barbara Stamm ist voll des Lobs: "Unsere Frau Franke bringt viel voran."

Eltern gründeten die Lebenshilfe vor 60 Jahren

Vor 60 Jahren wäre solch ein Engagement von einem Menschen mit Behinderung nicht denkbar gewesen. Damals versteckten viele Familien ihre behinderten Kinder. Sie durften nicht zur Schule gehen, die wenigsten konnten arbeiten. Eltern von behinderten Kindern wollten daran etwas ändern und gründeten die Lebenshilfe. Heute sind 130.000 Menschen Mitglied in der Lebenshilfe-Bundesvereinigung. Mit seinen verschiedenen Diensten, wie etwa den Werkstätten oder der Frühförderung für Kinder im Vorschulalter, unterstützt der Verband etwa 170.000 Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Familien.

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Barbara Stamm: Alle haben Recht auf Würde

Das klingt nach einer Erfolgsgeschichte. Aber die Landesvorsitzende Barbara Stamm macht sich keine Illusionen. Zwar sei in 60 Jahren Lebenshilfe viel erreicht worden, meint sie, aber es sei eben auch noch viel zu tun – auf dem Arbeitsmarkt, in den Schulen, bei der Möglichkeit zum selbständigen Wohnen.

"Wir dürfen nicht fragen: Was darf ein Mensch kosten? Sondern: Was braucht ein Mensch, damit die Würde seines Lebens gewährleistet ist? So wie wir alle ein Recht auf Würde haben, so haben es auch die Menschen mit Behinderung." Barbara Stamm, Vorsitzende der Lebenshilfe Bayern

Jeder, so Stamm, wolle in seinem Leben etwas leisten und anerkannt werden, ob mit oder ohne Handicap. Sie wünscht sich vor allem, dass Menschen mit Behinderung mehr Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt erhalten und ein Miteinander selbstverständlich wird, etwa in Inklusionsfirmen.

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Die Vorsitzende des Lebenshilfe-Landesverbands, Barbara Stamm, bei einem Besuch in der Lebenshilfe-Schule in Würzburg.

Vom Wohnheim in die eigene Wohnung

Claudia Franke will ihren Teil dazu beitragen, dass Barbara Stamms Vision Wirklichkeit wird. Ihre ganz persönliche Erfolgsgeschichte hat sie schon hinter sich. Zeitweise sei es ihr sehr schlecht gegangen, berichtet die 50-Jährige. Aber dann sei sie vom Wohnheim ins ambulante Wohnen umgezogen und könne nun, mit Unterstützung durch Assistenten, selbständig leben. "Das haben mir vor vielen Jahren viele nicht zugetraut, dass ich das schaffe", sagt Claudia Franke und lächelt stolz. "Aber ich hab's geschafft. Ich habe vielen bewiesen, dass ich es doch kann!"

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