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Liebesbetrug: Ein Opfer schlägt zurück

Liebesbetrug: Ein Opfer schlägt zurück

Liebe macht blank: Emilia verliebt sich beim Online-Dating in einen Betrüger und verliert Zehntausende Euro. So geht es vielen, zeigt die "Kontrovers-Story". Doch Emilia wehrt sich. Ihr Plan: einen Liebesbetrüger überführen. Ob das klappt?

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Seine Augen auf den Fotos waren so traurig, sein Lächeln so liebevoll. Die 67-jährige Emilia (Name geändert) aus München verliebt sich im Winter 2019 auf einer Dating-Plattform im Internet in einen gutaussehenden älteren Mann namens Darren. Sie schreiben mehrere Stunden am Tag, tauschen Komplimente und Sehnsüchte aus. Was Emilia nicht weiß: Der Mann auf den Fotos ist nicht der, mit dem sie schreibt. Dahinter steckt ein Liebesbetrüger. Mit falschen Fotos, falschem Namen, falscher Story.

  • Zum Artikel: Love-Scamming - Justiz warnt vor Liebes-Betrug auf Partnerbörsen

Er lockt sie mit Liebesnachrichten

Emilia will Darren kennenlernen, ihn endlich persönlich treffen. Doch plötzlich muss er geschäftlich nach Südkorea. Nach einem Monat bittet er sie um Hilfe. Darren behauptet, dass sein Patenkind in Ghana für die Schule schnell 160 Euro braucht und seine Kreditkarte nicht funktioniert. "Da habe ich mir nichts dabei gedacht. Ich war noch gutgläubig", sagt Emilia. Sie ist sich sicher, dass sie das Geld von Darren zurückbekommt. Doch dazu kommt es nicht.

Der Betrüger weiß, wie er Emilia dazu bringen kann, ihm immer wieder Geld zu schicken. Über Monate lockt er sie mit Liebesnachrichten, um sie dann abzuzocken - finanziell und emotional. "Der versucht dir schöne Augen zu machen und dann kommt er mit dem Geld und du kannst nicht nein sagen." Doch ihre Zweifel werden von Monat zu Monat größer. Sie meldet sich in einem Selbsthilfeforum an, erfährt von Fällen, die ihrer Geschichte ähneln. Sie ist sich sicher: Darren ist ein Betrüger und ihr Geld ist weg.

Immer mehr Opfer von Liebesbetrug

Damit ist sie nicht alleine: Die Zahl der Opfer von Liebesbetrug in Deutschland steigt. Zehn von 16 Bundesländern erheben gesondert Zahlen zu Liebesbetrug, unter anderem Hamburg, Sachsen und Bayern.

Bayern erhebt diese Zahlen erst seit vergangenem Jahr. 2021 waren es hier 610 bekannte Fälle. Bei anderen Bundesländern lässt sich der Anstieg sehr gut erkennen. In Hamburg zum Beispiel haben sich die Zahlen von 2019 zu 2020 verfünffacht.

Die Behörden vermuten, dass die Dunkelziffer deutlich höher sein dürfte. "Für uns ist es ganz wichtig, dass die Geschädigten Anzeige erstatten", sagt Kommissarin Stefanie Absch von der Kriminalpolizei München. Denn ein Fall wird erst dann bekannt. Dazu kommt es laut Bayerischer Polizei in den seltensten Fällen. Kommissarin Absch weiß aus Erfahrung: "Viele trauen sich nicht. Aber für die Liebe sollte man sich nicht schämen. Wenn man mit dem Herzen denkt, gibt es keine Scham." Sie appelliert an die Opfer, sich in jedem Fall an die Polizei zu wenden.

Viel Geld mit organisierter Kriminalität

In Bayern haben die Liebesbetrüger 2021 rund zwölf Millionen Euro erbeutet. Demnach hat ein Opfer im Durchschnitt 24.500 Euro auf diese Weise verloren. Aus Ermittlungen zu früheren Fällen hat die Bayerische Polizei ein klares Muster von Liebesbetrügern erkannt. Sie agieren in Gruppen, arbeiten strukturiert. Somit handelt es sich um organisierte Kriminalität, was den Straftatbestand verstärkt. Für Betrug gibt es in Deutschland eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren - je nach Schwere des Falls. Auch der Versuch ist strafbar.

Dating-Webseiten voll von Fake-Profilen

Liebesbetrüger finden ihre Opfer vor allem auf Online-Dating-Webseiten. Sie nutzen aber auch soziale Medien oder E-Mails für den Erstkontakt. Männliche Täter geben sich oft als Ingenieure, Architekten oder US-Soldaten aus. Für ihre Profile nutzen sie geklaute Fotos aus dem Internet.

Das geht auch aus einer Recherche des BR-Politikmagazins Kontrovers hervor: Um einen Liebesbetrüger zu überführen, hat sich Emilia zwei neue Dating-Profile angelegt - auf den Plattformen Lovoo und Meetme. Nach nur drei Tagen haben sich mehr als 200 Männer über die beiden Dating-Seiten bei ihr gemeldet. Mit einer Gesichtserkennungs-Software hat das Recherche-Team pro Plattform die ersten 50 Profile überprüft, die Emilia ein Like gegeben haben.

Das Ergebnis bei dieser Stichprobe: Bei Meetme nutzen 50 Prozent der überprüften Profile geklaute Fotos. Das gleiche bei Lovoo. Das bedeutet, dass hinter jedem zweiten Profil ein Liebesbetrüger stecken könnte. Auf Anfrage hat sich nur Lovoo dazu geäußert. Die Plattform scheint das Problem zu kennen: "Sobald wir auf schadhafte Profile aufmerksam werden, leiten wir entsprechende Maßnahmen zur Bekämpfung ein."

Die Betrüger-Jagd

Und trotzdem gibt es auf der Plattform noch viele Fake-Profile und Liebesbetrüger. Einen davon will Emilia überführen. Ein paar Wochen nachdem sie ihre Betrüger-Jagd gestartet hat, "beißt" einer an: Dave, angeblich aus München. Auch er nutzt geklaute Fotos - von einem Immobilienexperten aus Kalifornien.

Der Betrüger schreibt Emilia schnell die ersten Liebesnachrichten. Irgendwann fragt er nach Geld: 87.000 Euro. Die will er bar haben - bei einer Geldübergabe. Dafür schickt er einen Abholer. Für Emilia die Chance: "Ich will mir unbedingt einen schnappen. Das ist die Rechnung für das, was mir passiert ist. Das sind Kriminelle und die tun Frauen weh."

Ob Emilia in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei München den Abholer geschnappt hat, gibt es zu sehen in "Kontrovers - Die Story", am heutigen Mittwoch um 21.15 Uhr im BR-Fernsehen.

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