Ist er denn nun giftig oder essbar? Unkraut oder Heilpflanze? Hasenfutter oder Highlight im Salat? An kaum einer Pflanze scheiden sich die Geister so sehr wie am Löwenzahn. Was die wenigsten wissen: Der Löwenzahn ist der Geheimtipp unter den Superfoods. Er kann von der Wurzel bis zur Blüte komplett verwertet werden – und er ist auch noch supergesund. Das weiß auch Wilma Wolf, Vorsitzende des Vereins Kräuter Vielfalt Franken. Deswegen bietet sie in ihrer Kräuterstube in Fuchsstadt im Landkreis Würzburg Löwenzahn in verschiedenen Variationen an.
Löwenzahn: Vitaminbombe mit Durchputzeffekt
"Löwenzahn ist ein Alleskönner", freut sich Kräuterexpertin. Er gehört zu den Frühlingskräutern, die nach dem langen Winter den Stoffwechsel im Körper so richtig anregen und den Körper so richtig durchputzen. Denn der Löwenzahn enthält viele Bitterstoffe, die gesundheitsfördernd sind und die Verdauung anregen.
Zudem beinhaltet er mehr Vitamine als ein Kopfsalat oder anderes gezüchtetes Gemüse, allen voran Vitamin C. Außerdem ist er sehr reich an Mineralstoffen, wie Kalium, Magnesium und Eisen.
Bitterstoffe erzeugen Sättigungsgefühl
Die Bitterstoffe, die im Löwenzahn reichlich vorhanden sind, sind nicht nur sehr gesund, sondern machen auch ordentlich satt. "Sie sorgen dafür, dass wir nicht über unseren Hunger hinaus essen", erklärt Wilma Wolf und fügt hinzu: "Im herkömmlichen Gemüse und Salat wurden die Bitterstoffe weggezüchtet. Damit fehlt unserem Körper aber auch das Signal: Du bist satt!"
Die Kräuterexpertin empfiehlt daher, zu jedem Essen Bitterstoffe zu sich zu nehmen und sie hat gleich noch einen Tipp: für einen Wildkräutersalat zunächst nicht ausschließlich Wildkräuter wie etwa Löwenzahnblätter verwenden, sondern diese zu einem grünen Salat dazu geben. Vermischt mit einem milden Dressing, das gern mit etwas Holunderblütensirup gesüßt werden kann, schmeckt der Salat auch denen, die es nicht ganz so herb mögen.
Salat, Smoothie, Sirup oder Salz – Löwenzahn vielseitig verwendbar
Am schmackhaftesten und gesündesten sind die jungen, zarten Löwenzahnblätter. Ob im Salat, als Smoothie püriert mit Banane und Apfel oder gar in der Pfanne gebraten mit Salz und Pfeffer – die Blätter kann man immer essen. Wenn sie größer und bitter sind, eignen sie sich bestens als Zutat in einem Wildkräutersalz. Von März bis September kann der Löwenzahn immer wieder frisch geerntet werden.
Während die Pflanze für viele Gärtner lästig ist, haben Löwenzahnfreunde also allen Grund zur Freude. Kaum weggemäht, sprießt er schon wieder aus allen Ritzen mit seiner großen gelben Blüte. Und auch die kann verarbeitet werden: zu einer Art Honigersatz, zu einem süßen Brotaufstrich, oder zu leckerem Sirup, der als Limonade aufgegossen werden kann. Auch die Limo schmeckt dann leicht nach Honig.
Löwenzahn-Mythos giftiger Milchsaft
Etwas aufwändiger und mühseliger ist die Verarbeitung der Löwenzahnwurzel. "Da viele Gärtner die aber sowieso rausstechen, kann man sie auch gleich verwenden", meint Wilma Wolf. Manche machen daraus Gemüse, allerdings schmeckt die Wurzel extrem bitter, fügt die Kräuterexpertin hinzu. Andere rösten die Wurzel und mahlen sie, wenn sie richtig getrocknet ist, zu einem Kaffeeersatz. "Das hat man in schlechten Zeiten so gemacht, als es keine Kaffeebohnen gab."
Und sogar den bitteren Stängel kann man essen. Er wird gern als Frühjahrskur genutzt – ein Stängel pro Tag, wegen der vielen gesunden Bitterstoffe. Viele denken, der Milchsaft im Löwenzahnstängel sei giftig. Er ist aber gänzlich ungefährlich. "Also das ist, glaub ich, so ein Märchen, das uns als Kindern immer erzählt wurde, damit wir unsere Kleidung nicht schmutzig machen, denn dieser Milchsaft, der bleibt. Für immer. Der geht beim Waschen nicht mehr raus. Auf der Haut sieht man dann braune Flecken. wenn die Haut sich erneuert, gehen die auch wieder weg, aber bleiben durchaus auch eine ganze Weile", lacht Wilma Wolf. Der Milchsaft eignet sich also besser zum Blütentattoo stempeln statt als Getränk.
Und wer gar nichts mit dem Löwenzahn anzufangen weiß, lässt ihn einfach stehen und wartet bis daraus eine Pusteblume wird.
Dieser Artikel ist erstmals am 31.05.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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