Das Trans System Bögl auf der Teststrecke
Bildrechte: Firmengruppe Max Bögl
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Auf seinem Firmengelände in Sengenthal in der Oberpflanz testet der Baukonzern Max Bögl seine Magnetschwebebahn, das Transport System Bögl.

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Magnetschwebebahn in Nürnberg: Technisch möglich, wenig Nutzen

Magnetschwebebahn in Nürnberg: Technisch möglich, wenig Nutzen

Seit Monaten warten die Nürnberger auf die Studie zur Magnetschwebebahn im Süden der Stadt. Nun gibt's wenigstens einen Zwischenstand. Technisch und finanziell ist der Bau möglich. Doch der Nutzen ist geringer als bei einer Straßenbahn.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Im Jahr 1835 hat Nürnberg Verkehrsgeschichte geschrieben. Damals fuhr von hier aus die erste deutsche Eisenbahn nach Fürth. Und bald soll die nächste Verkehrsinnovation in Nürnberg an den Start gehen: eine Magnetschwebebahn, die den öffentlichen Nahverkehr revolutionieren soll. So zumindest der Plan. Doch ob der auch realistisch ist, ist offen. Zunächst gibt's erst einmal eine Machbarkeitsstudie.

Rathaus-Streit um Machbarkeitsstudie

Deren Ergebnis sollte eigentlich schon längst veröffentlicht werden. Denn in der Rathauspolitik gibt es Streit, ob die Magnetschwebebahn wirklich eine Zukunft hat. Der CSU-Oberbürgermeister Marcus König und der Ministerpräsident Markus Söder jedenfalls wollen die Schwebebahn. SPD und Grüne fordern erst einmal Fakten, bevor sie in den Technologie-Jubel einstimmen. Sie vermuteten sogar, dass die Ergebnisse der Studie bewusst zurückgehalten wurden – und fordern Aufklärung im Verkehrsausschuss des Stadtrats.

Nur Technik und Nutzen im Blickpunkt

Am Freitag hat das Baureferat nun eine Zusammenfassung der Ergebnisse veröffentlicht. Allerdings nur vom technischen Teil der Machbarkeitsstudie, der bereits abgeschlossen ist. Die gesamte Studie sei noch nicht vollständig, "da wesentliche Fragen der Förderung" aktuell nicht zu klären seien, heißt es in der Vorlage für die Stadträte. Das Fazit dessen, was vorliegt: Der Bau einer Magnetschwebebahn als Teil des öffentlichen Nahverkehrs in Nürnberg ist technisch möglich. Der verkehrliche Nutzen jedoch gering.

Straßenbahn contra Magnettechnik

Es geht dabei um eine etwa vier Kilometer lange Strecke, die von der Bauernfeindstraße im Süden der Stadt zum Messegelände und weiter zum Klinikum Süd geführt werden soll. Ursprünglich war geplant, dass die neue Straßenbahn, die den Stadtteil Lichtenreuth rund um die Technische Universität Nürnberg erschließt, von der Bauernfeindstraße bis zum Klinikum verlängert wird. Doch dann kam die Idee auf, hier eine Test-Trasse für das auf Magneten schwebende Transport System Bögl (TSB) zu bauen, das der Baukonzern Max Bögl aus der Oberpfalz entwickelt hat.

Baukosten sind ähnlich hoch

Die Studie, die der Freistaat und die Stadt in Auftrag gegeben haben, vergleicht nun beide Systeme: Technisch sei sowohl der Bau einer Straßenbahn als auch einer Magnetschwebebahn möglich, heißt es. Die hochgerechneten Baukosten seien mit jeweils rund 70 Millionen Euro ähnlich hoch. Das TSB braucht jedoch weniger Platz als eine Straßenbahn und kann über Straßenkreuzungen geführt werden, da seine Trasse auf Stelzen gebaut wird. Außerdem hat die Magnetschwebebahn laut der Studie auch geringere Betriebskosten als die Straßenbahn. Denn das TSB fährt praktisch berührungslos und ohne Fahrpersonal.

"Umsteigezwang" kostet Fahrgäste

Allerdings kann das TSB beim "verkehrlichen Potenzial" nicht punkten. Denn die Fahrgäste müssen an der Bauernfeindstraße aussteigen und mit dem Lift hoch in den TSB-Bahnhof fahren. "Der Umsteigezwang beim TSB", so heißt es in der Studie, "führt zu einem reduzierten Fahrgastgewinn". Heißt: In der Straßenbahn können die Passagiere einfach sitzenbleiben und die Fahrt fortsetzen. Auch hier gilt: Je häufiger man umsteigen muss, desto weniger Menschen nutzen den öffentlichen Nahverkehr.

Finanzfragen noch völlig ungeklärt

Offen ist weiterhin die Frage der Finanzierung. Die Straßenbahn bis zum Klinikum könnte die Kriterien für eine Förderung durch den Bund erfüllen, heißt es in der Studie. Magnetschwebebahnen seien dagegen im Gesetz noch nicht vorgesehen. Es sei also nicht klar, ob es Zuschüsse geben werde. Bevor die Planungen weiter gehen, müssten laut der Machbarkeitsstudie noch etliche Fragen geklärt werden. Zum Beispiel, ob es eine "industriepolitische Zusatzförderung" geben könnte. Denn die Strecke in Nürnberg wäre ein Pilotprojekt, mit dem die Alltagstauglichkeit des TSB getestet werden könnte.

Die Stadträte im Verkehrsausschuss des Nürnberger Stadtrats werden am kommenden Donnerstag über das weitere Vorgehen beraten.

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