Montagnachmittag, 16.45 Uhr: 16 Kinder und ihre Eltern trudeln langsam ein, am Asbach-Bäumenheimer Hallenbad. Sie haben alle Glück gehabt: Sie haben einen Platz im Schwimmkurs bekommen. Doch: Weitere 900 Kinder stehen auf der Warteliste. Erst diese Woche sind wieder 70 Neuanmeldungen dazugekommen. Diesen Eltern musste Michael Haller, Vorsitzender der Wasserwacht Asbach-Bäumenheim, sagen: Die Wartezeit für einen Schwimmkurs beträgt zwei bis drei Jahre.
Lange Wartelisten nach Corona Zwangspause
Da wegen der Corona-Pandemie lange keine Kurse möglich waren, muss hier einiges nachgeholt werden. In Asbach-Bäumenheim hat man das Hallenbad heuer deshalb bereits zwei Wochen früher nach der Sommerpause wieder geöffnet, damit die Wasserwacht eher mir den Kursen starten kann.
Angeboten werden jetzt samstags, sonntags und montags je drei Kurse hintereinander. Die Kinder sind dann mit diesen drei Stunden pro Woche in vier Wochen durch mit ihrem Kurs und können in der Regel das Seepferdchen machen. Mehr sei einfach nicht möglich, so Michael Haller: Zum einen dürfen höchstens 16 statt wie früher üblich 24 Kinder am Kurs teilnehmen, wegen der Corona-Auflagen. Außerdem sei das Hallenbad voll belegt, mehr Kapazitäten für Schwimmkurse gebe es einfach nicht. Und, auch die Möglichkeiten der Ehrenamtlichen seien natürlich endlich. Der Zusammenhalt und die Liebe zu den Kindern halte sie bei der Stange, sagt seine Tochter Anna, die wie zahlreiche andere Ehrenamtliche viele Stunden im Bad verbringt, um den Kindern das Schwimmen beizubringen.
Kritik an 50 Euro-Gutscheinen fürs Seepferdchen
Dass die Staatsregierung jetzt Gutscheine für Kurse fürs Seepferdchen an alle Erstklässler verteilt, erhöhe noch den Druck, so Haller. Es sei zwar gut, dass so die Bedeutung des Schwimmenlernens wieder mehr ins Bewusstsein rücke. Die Gutscheine seien aber nur ein Jahr gültig. Sinnvoller wäre es außerdem aus seiner Sicht, das Geld in die Infrastruktur zu stecken. Dann hätten mehr Familien etwas davon.
Zu wenige und zu alte Hallenbäder
Das Problem sei, dass es in der Region einfach zu wenig Hallenbäder gebe. Kinder aus dem Umkreis von 30 Kilometern kommen deshalb zu den Schwimmkursen in Asbach-Bäumenheim. Die Situation wird sich wohl noch verschärfen, da das Bad in Rain am Lech über die Wintermonate saniert werden soll. Auch in Asbach-Bäumenheim wäre das nötig: Immer wieder sei etwas kaputt, so Haller, zuletzt die Heizung für das Wasser. Nur dank örtlicher Handwerker, die auch mal ihren Feierabend opferten, habe die bis zu den Schwimmkursen wieder funktioniert.
Bürgermeister kritisiert zu hohe Hürden bei Förderprogrammen
Bürgermeister Martin Paninka weiß um die Probleme: Viele Kommunen leisteten sich einfach kein Hallenbad mehr. Auch seine Gemeinde müsse jährlich eine sechsstellige Summe draufzahlen. Mit den Eintrittspreisen seien die Betriebskosten einfach nicht zu decken.
Er würde sich passende Förderprogramme vom Bund wünschen: Bisher seien die Kriterien für Förderungen einfach nicht erfüllbar. Für ein Programm sei zum Beispiel Voraussetzung, dass 60 Schulklassen pro Woche im Asbach-Bäumenheimer Bad unterrichtet werden sollten. So viele Klassen gebe es in Bäumenheim und Umgebung aber gar nicht, so Paninka.
Er ist unterdessen mit Nachbargemeinden im Gespräch: Ein Zweckverband soll gegründet werden, um sich die Unterhaltskosten zu teilen. Geplant ist, ein neues Bad zu bauen. "Kein Spaßbad, sondern ein Bad zum Schwimmen lernen", betont Paninka. Bis dahin werden aber noch einige Jahre vergehen. Geplant ist, neben dem Bad gleichzeitig auch eine Turnhalle und die Schule neu zu bauen, weshalb umfangreiche Planungen und europaweite Ausschreibungen nötig sind.
"Loti": Schulungsprogramm für Eltern
Weil es nicht nur in Asbach-Bäumenheim, sondern, wie der Bezirksvorsitzende der Wasserwacht Wolfgang Piontek bestätigt, auch in anderen Landkreisen in Schwaben lange Wartelisten für Schwimmkurse gibt, plant die Wasserwacht ein Programm für Eltern: Die sollen erst in zwei Theorieeinheiten, dann im Hallenbad mit ihren Kindern soweit geschult werden, dass sie ihren Kindern das Schwimmen weitgehend selber beibringen können. "Loti" heißt das Programm, das im Oktober anlaufen soll.
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