In der Lebkuchenmanufaktur der Bäckerei Rosner, in Waldsassen Landkreis Tirschenreuth, haben sie zurzeit die stressigsten Wochen des Jahres. Jetzt, nach Feierabend, ist allerdings Ruhe eingekehrt in der Backstube: In großen Töpfen kühlt die zähflüssige braune Lebkuchenmasse ab, auf Blechen liegen die fertig gebackenen Lebkuchen zum Trocknen. Morgen wird hier wieder Hochbetrieb herrschen.
"Die besten Lebkuchen der Welt"
Seit mehr als 50 Jahren stellt Karin Neumanns Familie in der Bäckerei Rosner Lebkuchen her. Es war Neumanns Vater Klaus Zielinski, dem auffiel, dass beim Herstellen der Konditoreiwaren immer mehr Eigelb gebraucht wurde als Eiweiß, das übrigblieb. Zielinski suchte deshalb nach einer Möglichkeit, das überschüssige Eiweiß zu verwerten – und kam auf Lebkuchen. Die kamen bei den Leuten gut an und wurden spätestens Ende der 1980er-Jahre auch über die Oberpfalz hinaus bekannt, als Fürstin Gloria von Thurn und Taxis die Rosner-Lebkuchen in einer Fernsehsendung als "die besten der Welt" bezeichnete.
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Der letzte Bäcker in Waldsassen bleiben
15 Tonnen Lebkuchen verkaufen die Neumanns jedes Jahr zwischen Oktober und Weihnachten. 80 Prozent ihres Jahresumsatzes mache das Weihnachtsgeschäft aus, verrät Karin Neumanns Mann und Mitinhaber der Bäckerei Wolfgang Neumann. Denn so gut es mit den Lebkuchen läuft, so schwierig ist es mittlerweile, mit dem Verkauf von selbstgemachtem Brot, Kuchen oder Torten in einer Kleinstadt wie Waldsassen zu überleben. Und nicht nur dort: Gab es vor gut zehn Jahren noch 3 500 Handwerksbäckereien in Bayern, so sind davon heute nur noch 2 100 übriggeblieben. Wolfgang Neumann will sich mit diesem Abwärtstrend für seinen Teil allerdings nicht so einfach abfinden:
"Wir sind der letzte Bäcker im Ort und ich möchte das so lange wie möglich bleiben, weil ich glaube, dass mit allen Großbetrieben (…) die Individualität stirbt." (Wolfgang Neumann)
Die Neumanns meinen es ernst: Deshalb beschäftigen sie auch das ganze Jahr über 17 Personen, in Vollzeit. Das finanzieren sie über die Weihnachtsbäckerei, bei der nochmal ungefähr 30 Saisonkräfte dazukämen, erzählt Wolfgang Neumann.
Eine Glasscheibe für mehr Transparenz
Und auch ein weiteres Geschäftskonzept der Neumanns erregt Aufsehen: Sie lassen sich beim Lebkuchen machen zusehen. Dafür haben sie 2005 die "Gläserne Manufaktur" gebaut. Die besteht aus einem Café, von dem man durch eine riesige Glasscheibe runterschaut auf Wolfgang Neumann und sein Team, die Nüsse mahlen, Lebkuchen dekorieren oder Pralinen eintüten.
Bis Weihnachten werden sie voll beschäftigt sein. Danach haben sie erstmal ein paar Tage Urlaub.
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