Handybildschirm mit der Benutzeroberfläche der Mobile Retter App.
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Jeder Mobile Retter hat diese App auf seinem Handy.

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Mobile Ersthelfer retten bei Herz-Kreislauf-Stillstand

Mobile Ersthelfer retten bei Herz-Kreislauf-Stillstand

Ohne Sauerstoff drohen dem Gehirn nach fünf Minuten irreparable Schäden. 93 Prozent der Patienten mit plötzlichem Herz-Kreislauf-Stillstand sterben oder erleiden schwere Spätfolgen. Mobile Retter können die Überlebenschance erhöhen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Im Schnitt dauert es in Bayern acht Minuten, bis der Notarzt beim Patienten ist. Im Fall von Herz-Kreislauf-Stillstand ist es dann aber zu spät, wenn nicht bis dahin anderweitig reanimiert wird. Nach fünf Minuten beginnen die Gehirnzellen abzusterben. Mit Glück ist zufällig ein Helfer in der Nähe, der früh genug Maßnahmen wie Beatmung und Herzdruckmassage einleiten kann und so die Zeit überbrückt, bis der Notarzt da ist. Das passiert in Bayern nur in etwa der Hälfte der Fälle. Andere Länder sind da weiter: Etwa in den Niederlanden steht in 70 Prozent der Fälle ein Retter bereit, weil die Bevölkerung insgesamt fitter in Erster Hilfe ist.

Mobile Retter in Ingolstadt

In Ingolstadt haben sie eine weitere Ebene in der Rettungskette eingeführt: Bei Verdacht auf Herzstillstand werden von der zentralen Leitstelle zeitgleich, neben dem üblichen Rettungsdienst, die mobilen Retter alarmiert. Ein Algorithmus sucht und alarmiert automatisch den nächstgelegenen Retter. Das geschieht über eine Ersthelfer-App (externer Link), die auch alle relevanten Informationen überträgt, damit der Mobile Retter weiß, wo er hin muss und was zu tun ist. "Wir nutzen die unmittelbare Nähe des Retters zum Einsatzort, der dann hoffentlich einen deutlichen Zeitvorsprung hat und innerhalb der kritischen drei bis fünf Minuten beim Betroffenen eintrifft und erste qualifizierte Maßnahmen einleiten kann", erklärt Dieter Koschmieder, Leiter bei den Mobilen Rettern Ingolstadt.

Je mehr, desto besser

Je größer das Netz, desto größer die Chance, dass ein Retter in der Nähe des Unglücksortes ist. Über 800 Personen sind beim Verein "Mobile Retter Region Ingolstadt" schon registriert. Sie alle haben einen medizinischen Hintergrund: Krankenschwestern, Rettungssanitäter, Altenpfleger, Notärzte. Regelmäßig organisiert Dieter Koschmieder Fortbildungsabende, so wie vergangene Woche in Neuburg an der Donau. Hierher kommen Menschen, die Mobile Retter werden wollen, so wie diese junge Notärztin: "Ich möchte einfach nicht am Morgen aufwachen und erfahren, dass es in der Nacht einen Notfall gab, und ich hätte etwas machen können, wusste aber nichts davon."

Zu wenig Ausbildung in Erster Hilfe

Dass sich in Bayern so wenige Menschen mit Erster Hilfe und Reanimation auskennen, findet die Ärztin "furchtbar". Sie fordert sogar, jeder solle "alle fünf Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs machen, wenn er den Führerschein behalten will. Das ist meine Meinung, das sollte man einfach können." Bis die Masse der Bevölkerung besser ausgebildet ist, würde es Jahre dauern. Durch das Alarmsystem mit der Mobile-Retter-App gelingt es den Ingolstädter Freiwilligen immerhin, die Situation deutlich zu verbessern: Allein in diesem Januar und Februar haben bei 24 Reanimationseinsätzen fünf Betroffene ohne Spätfolgen überlebt. Das ist eine Quote von 20 Prozent, gegenüber sieben Prozent im Bundesdurchschnitt.

Gute Erfahrungen mit der App

Vor gut acht Jahren wurde die App in Ingolstadt eingeführt und die Stadt war damit Vorreiter in Bayern. Dieter Koschmieder ist von Anfang an mit dabei und stolz auf sein Team: "Ich finde es total toll, weil es nicht selbstverständlich ist, dass sich Leute am Freitagabend aus 30 bis 40 Kilometern Entfernung hier nach Neuburg bewegen, um an dem Kurs teilzunehmen. Und viele unserer Mobilen Retter sind ja auch rund um die Uhr erreichbar. Sie lassen sich nachts alarmieren und rücken aus, das finden wir super!"

Es gibt immer mehr Nachahmer

Inzwischen haben einige bayerische Städte und Regionen nachgezogen und eine von mehreren verfügbaren Apps eingeführt, darunter München, Landsberg am Lech, Regensburg und Nürnberg.

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