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Ein Landwirt fährt mit einer Pestizidspritze über ein Feld

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Molkerei will Lieferanten Glyphosat verbieten

Die Genossenschaftsmolkerei Berchtesgadener Land mit Sitz in Piding will ihren Milchlieferanten den Einsatz von Glyphosat verbieten. Morgen wird der Aufsichtsrat des Unternehmens endgültig darüber entscheiden. Von Ludwig Gruber

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Der Wirkstoff Glyphosat in Unkrautbekämpfungsmitteln ist seit Jahren heftig umstritten. In Deutschland werden davon jährlich etwa 5.000 Tonnen auf Felder versprüht. Die Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation hält Glyphosat für "wahrscheinlich krebserregend", zuständige europäische Behörden dagegen für "wahrscheinlich nicht krebserregend und erbgutschädigend". Ende dieses Jahres läuft die Zulassung von Glyphosat in Europa aus. Bis dahin muss entschieden werden, ob die Substanz für einen weiteren Zeitraum zugelassen wird. Der dafür zuständige Fachausschuss tagt morgen in Brüssel. Ob es zu einer Entscheidung pro oder contra Glyphosat kommt, ist offen.

Milchbauer spritzt Glyphosat auf Wiese

Unterdessen wird im Einzugsgebiet der Molkerei Berchtesgadener Land heftig über Glyphosat diskutiert. Den Anlass dafür lieferte vor wenigen Tagen ein Milchbauer, der Berchtesgadener Land beliefert. Er hatte eine wenig ertragreiche Wiese mit dem Herbizid gespritzt, um auf der Fläche fürs kommende Frühjahr eine neue, bessere Wiese anzusäen. Zwar hatte der Landwirt das mit Glyphosat totgespritzte Gras nicht an seine Kühe verfüttert, trotzdem sorgte der Fall in der Region für Empörung. Denn die Molkerei bezeichnet sich selbst als besonders nachhaltig und wirbt mit ihrem grünen Image. Beispielsweise ist es den Milchbauern von Berchtesgadener Land verboten, Gen-Soja an die Kühe zu verfüttern.

1.800 Lieferanten sollen kein Glyphosat verwenden

Als Reaktion auf den Vorfall will die Geschäftsführung der Molkerei den rund 1.800 Milchlieferanten nun verbieten, Glyphosat anzuwenden. Knapp 500 Landwirte wirtschaften heute schon anerkannt ökologisch und verwenden keine Spritzmittel. Für die konventionellen Kollegen soll das Verbot sofort in die Milchlieferbedingungen aufgenommen werden. Es gilt gleichermaßen für Grünland, also Wiesen, und Ackerland. Vorzugsweise wird Glyphosat im Ackerbau angewendet, auf Wiesen ist der Einsatz gesetzlich erlaubt, aber eher unüblich.

Aufsichtsrat entscheidet über mögliches Verbot

Morgen nun soll der Aufsichtsrat, in dem Vertreter der Landwirte sitzen, über das angestrebte Verbot entscheiden. Die Geschäftsführung der Molkerei Berchtesgadener Land ist zuversichtlich, dass der Aufsichtsrat zustimmt. In vorab geführten Gesprächen hätten die im Aufsichtsrat vertretenen Landwirte signalisiert, dass die Mitgliedsbetriebe der Genossenschaft auch ohne Glyphosat auskommen könnten. Sie alle wirtschaften zwischen Watzmann und Zugspitze im Grünlandgürtel der Alpen. Etwa ein Viertel der gesamten Fläche wird ackerbaulich genutzt. Das Glyphosat-Verbot kann auf zwei Wegen kontrolliert werden, teilte die Molkerei auf Anfrage mit. Erstens müssten die Landwirte jede Pflanzenschutzmaßnahme ohnehin dokumentieren und die entsprechenden Unterlagen bei Kontrollen vorlegen. Zweitens würden im Rahmen eines bereits bestehenden Qualitätsmanagements Milchproben auf Spuren von Glyphosat untersucht. Auf diese Weise würde sichergestellt, dass sich die Landwirte an das Verbot halten. "Dies ist ein wesentlicher Schritt für die Interessen der Verbraucher und unseren hohen Anspruch an Qualität und Nachhaltigkeit." Bernhard Pointner, Geschäftsführer der Molkerei Berchtesgadener Land. Gleichzeitig fordern Vorstand und Geschäftsführung die deutsche Bundesregierung und die Vertreter der EU-Staaten auf, sich in Brüssel gegen eine weitere Zulassung von Glyphosat einzusetzen.