Konzerte auf einem Oldtimer-Lkw, Vorträge über Mozart und ein Pop Up-Store in der Würzburger Innenstadt: Trotz Corona startet das Mozartfest in Würzburg in sein Jubiläumsjahr. Drei Jahre lang haben die Veranstalter die Hundertjahrfeier geplant. Die Corona-Pandemie hätte ihnen beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch seit dem 21. Mai sind Kulturveranstaltungen wieder erlaubt. Aufatmen beim Mozartfest-Team: Das Festival kann beinahe wie geplant stattfinden.
Eröffnungskonzert mit Steinmeier und Sibler
Originalinstrumente aus Mozarts Privatbesitz, von der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg zur Verfügung gestellt, werden beim Eröffnungskonzert im Kaisersaal am Freitagabend um 20 Uhr zu hören sein. Im Saal selbst sind coronabedingt nur ein Viertel der Plätze belegt. Unter den rund 160 geladenen Gästen ist auch hoher Besuch: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Bayerns Kunstminister Bernd Sibler (CSU), stellvertretend für Ministerpräsident Markus Söder (CSU), werden unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen am Freitagabend im Kaisersaal dabei sein. Das Konzert wird von BR Klassik in Radio und Fernsehen und hier auf BR24 live gestreamt.
Facetten von Wolfgang Amadeus Mozart
Die Corona-Lockerungen kamen jetzt gerade im richtigen Moment. Zum 100. Geburtstag würdigt das Klassikfestival Mozarts Wirken – erstmals mit völlig neuen Konzepten. Mozarts Person und sein Werk sollen von verschiedenen Standpunkten aus beleuchtet werden und Aufschluss darüber geben, wie sich die Rezeption des Komponisten in den vergangenen 250 Jahren gewandelt hat. Gleichzeitig soll ein Bogen gespannt werden zum Blick, den die Gesellschaft heute auf Wolfgang Amadeus Mozart hat.
Musik, Tanz, Bildende Kunst greifen ineinander
"Wegmarken und Wendepunkte des Jahrhunderts nehmen wir in den Blick und konfrontieren sie mit Impulsen unserer Gegenwart", schreibt Intendantin Evelyn Meining im Editorial zum Festival. Wie in den ersten Jahren des Mozartfests sollen die verschiedenen Disziplinen eingebunden werden: neben Musik auch Architektur, Tanz, Literatur, Architektur, Bildende und Darstellende Kunst. Meinings Hauptanliegen ist es, über die Musik Menschen und Künster zu verbinden. "100 Jahre Nähe durch Musik" prangt passend dazu auf Plakaten in der ganzen Stadt. 85 Konzerte an 30 Spielstätten waren bei der Pressekonferenz im Dezember geplant. "Von Uraufführungen bis zur Nachtmusik im Hofgarten, von ausgefeilten Themenabenden bis zur Jupiternacht im Zeichen der Roaring Twenties reicht das Programmangebot", so Intendantin Meining.
Pop Up-Store: Raum für Mozart mitten in der Stadt
Erstmals gibt es im Rahmen des Mozartfests eine Art Pop Up-Store: Mit dem "M Pop-up – Raum für Mozart" soll in einem innerstädtischen Ladenlokal ein temporärer Raum für Mozart eingerichtet werden, der Künstlern zum Experimentieren diene und der mit offenen Proben, Konzerten und Gesprächsrunden einen Ort der Begegnung, Entdeckung und des Austausches schaffe. Eröffnet wird der Raum am Mozarttag am 29. Mai. Da der nämlich nicht wie geplant mit vielen kleinen Konzerten überall in der Stadt verteilt stattfinden kann, weichen die Veranstalter auf den Pop Up-Store aus, in dem es für alle interessierten Besucher Musik und kleine To-Go-Mozartfest-Taschen geben wird.
Würzburger Zauberflöte und Mozart-Kaffeeröstung
Der Ideenwettbewerb "100 für 100" hat Anfang 2021 alle Würzburgerinnen und Würzburger dazu eingeladen, mit eigenen Ideen Teil des Jubiläums zu werden. So produziert das Wirsberg-Gymnasium etwa eine Version der "Zauberflöte", die in Würzburg im Jahr 2021 spielt. Residenz, Grafeneckart und der Bahnhof werden zur Kulisse. Tatsächlich sind beinahe 100 Projekte eingegangen: Von der Schulaufführung bis zur Kaffeeröstung, von der Lesung bis zum Mozart-Schachspiel, vom Poetry-Slam bis zum Mozart-Hackathon. Die Gewinner werden am Mozarttag im Innenhof des Rathauses gekürt.
Blauer Eumel macht wieder Musik mobil
Wieder dabei ist der "Blaue Eumel", ein blauer Oldtimer-Lkw, dessen Ladefläche zur Konzertbühne wird. Er macht Halt in Hinterhöfen, auf Plätzen und in sozialen Einrichtungen. Das Programm wird auf das jeweilige Publikum zugeschnitten. Den "Blauen Eumel" gibt es schon seit 2011: Ein Würzburger Verein hat die mobile Bühne ins Leben gerufen. Als Mozartfest-Programmpunkt hat er sich in der vorherigen Saison bewährt als man kurzfristig Corona-bedingt ein Alternativ-Programm aus dem Boden stampfen musste.
Uraufführungen und neue Blickwinkel
Das Mozartfest hat zum Anlass der Hundertjahrfeier drei Auftragsarbeiten vergeben. Jüri Reinvere und Anno Schreier stellen ihr Mozartbild mit Kompositionen für Orchester vor, der dritte Auftrag ging an die Schriftstellerin Ulla Hahn. In ihrer literarischen Arbeit setzt sie sich mit Mozart und Künstlicher Intelligenz auseinander. Auch der Pianist Sebastian Knauer trägt heuer bei zu einem neuen Blick auf den Komponisten: In einem gemeinsam entwickelten Programm begegnen sich Originalwerke Mozarts mit eigens in Auftrag gegebenen Zwischenkompositionen, die Mozarts Werke neu hören lassen.
Ausstellung skizziert Mozarts Person und Wirken
Dass jede Zeit ihre eigene Mozartinterpretation hat, zeigt die Ausstellung "Imagine Mozart – Mozart Bilder", die begleitend zum Fest im Museum im Kulturspeicher stattfindet. Sie skizziert die Wirkungsgeschichte des Komponisten. Ob etwa Denkmäler und romantisierende Darstellungen Substantielles über Mozart berichten oder ob sie vielmehr Abbild der eigenen Entstehungszeit sind, will die Ausstellung beleuchten. "Bilder von Mozart sind immer eine Deutung: idealisierend die älteren, interpretierend die jüngeren. Jede Zeit hat sich ihr Mozartbild neu erschaffen", sagt Kurator Prof. Dr. Damian Dombrowski.
Vortragsreihe: "Wie viel Mozart braucht der Mensch?"
Das Mozartlabor – der kreative Think Tank des Mozartfestes, bei dem sonst junge Musikerinnen und Musiker zusammenkommen, sich vernetzen, gemeinsam musizieren – kommt heuer in anderer Form daher: "Wie viel Mozart braucht der Mensch?" lautet die Fragestellung der Vortragsreihe, bei dem Referierende aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kunst ihre Perspektive auf den Wert von Hochkultur darstellen. Ein begleitendes Stipendienprogramm soll es dennoch geben.
Nur ein Viertel der Plätze darf besetzt werden
Im Moment dürfen die Konzertsäle nur mit maximal 25 bis 30 Prozent der Besucherkapazität besetzt werden, heißt es auf der Homepage des Mozartfests. Grundlage für die Saalpläne sei der gegenwärtige Stand der Hygieneregeln. So sind Anfang April Tickets nach den zugelassenen Kapazitäten versendet worden entsprechend der Reihenfolge des Eingangs der Reservierungen. Falls sich etwas an der Pandemielage ändert oder Reservierungen nicht wahrgenommen werden, informiert das Mozartfest-Team fortlaufend über Restkarten und zusätzlich freiwerdende Plätze über den Veranstaltungskalender oder kontaktieren diejenigen persönlich, die schon auf der Warteliste stehen.
Meining: Musik hilft durch Krisenzeiten
"Widerstand. Wachsen. Weitergehen", so lautete das Motto des Mozartfests 2020 - doch auch in diesem Frühjahr wäre es mit Blick auf die Corona-Pandemie noch aktuell. Intendantin Meining: "Wie stark Musik in Krisenzeiten wirken kann, hat das Mozartfest immer wieder unter Beweis gestellt."
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