Für viele junge Menschen ist der Start in die Ausbildung oder ins Studium im Herbst der lang ersehnte Zeitpunkt, um aus der elterlichen Wohnung auszuziehen. Doch in der bayerischen Landeshauptstadt ist dies leichter gesagt als getan. Bezahlbarer Wohnraum ist seit Jahren knapp.
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Protestcamp an Pinakothek der Moderne errichtet
Um auf die Wohnungsnot von Studierenden und Menschen in Ausbildung in München aufmerksam zu machen, haben deshalb rund 70 junge Leute an diesem Samstag einen Protestzug durch die Münchner Innenstadt veranstaltet. Am Freitag hatte der "Arbeitskreis Wohnen" außerdem ein Protestcamp an der Pinakothek der Moderne errichtet, das noch bis zum morgigen Sonntag stehenbleiben soll. Die Studierenden und Auszubildenden fordern, dass der Freistaat mehr finanzielle Mittel für den Bau und die Sanierung von Wohnheimen bereitstellt.
Laut dem Studierendenwerk München Oberbayern studierten im Wintersemester 2022/2023 137.000 Personen an staatlich anerkannten Hochschulen in Oberbayern. Das Studierendenwerk als wichtiger Bereitsteller von Wohnheimen bietet aktuell 9.000 Wohnheimplätze an. Hinzu kommen noch Wohnheime von kirchlichen und privaten Trägern. Trotzdem reichen die Plätze bei Weitem nicht aus, um die Nachfrage zu bedienen. Laut der Website des Münchner Studienwerks beträgt die Wartezeit für manche Wohnheime aktuell bis zu sieben Semester.
Immer mehr Studierende in München
Hinzu kommt: Tendenziell werden es in München immer mehr Studierende: "In den letzten 20 Jahren ist die Zahl der Studierenden um 50.000 gestiegen", sagt Ingo Wachendorfer vom Studierendenwerk München Oberbayern. Obwohl dem Studierendenwerk noch keine Zahlen zum diesjährigen Wintersemester vorliegen, gehe man davon aus, dass sich der positive Trend in diesem Jahr fortsetzen wird.
Die Teilnehmenden der Demonstration durch die Münchner Innenstadt forderten deswegen die Politik auf, schnell zu handeln: "Kurzfristig fordern wir, dass bestehende Wohnheime saniert werden, mittelfristig wollen wir eine Nachverdichtung und langfristig wünschen wir uns, dass neue Wohnheime gebaut werden", sagt David Vadasz, Sprecher des AK Wohnens.
Laut dem bayerischen Hochschulinnovationsgesetz ist das Aufgabe des Studierendenwerks München. Das Budget kommt aus Eigenmitteln des Studierendenwerks und wird ergänzt durch Kredite und Zuschüsse vom Freistaat Bayern. "Diese Fördergelder bekommen wir aber nur, wenn wir auch genug Eigenmittel aufbringen können", sagt Ingo Wachendorfer vom Studierendenwerk München Oberbayern, "und das können wir aktuell eben nicht für alle Projekte".
Finanzielle Mittel für Wohnheimplätze fehlen
Das Problem: Das Studierendenwerk muss sein Eigenkapital unter anderem in Bereichen erwirtschaften, die eigentlich nicht viel Gewinn abwerfen – etwa aus der Vermietung von Wohnheimplätzen oder aus den Studierendenbeiträgen.
Weil dem Studierendenwerk deswegen erhebliche finanzielle Mittel fehlen, kündigten das bayerische Bau- und das Wissenschaftsministerium (beide CSU-geführt) im Mai 2023 an, zwei Häuser in der Studentenstadt zu übernehmen und sie mithilfe der staatlichen Wohnungsbaugesellschaft BayernHeim zu sanieren. Geplante Kosten: 150 Millionen Euro. Rund 70 Millionen Euro sollen aus dem Eigenkapital der BayernHeim kommen.
Für das Studierendenwerk München Oberbayern war das eine überraschende Ankündigung, so Wachendorfer. "Tatsächlich würden wir es begrüßen, wenn eher die Studierendenwerke, die für die Sanierung zuständig sind, finanziell ausgestattet werden, damit wir dann in Zukunft auch mehr bezahlbaren Wohnraum bereitstellen können."
Mittlerweile gibt es schon mehr Zuschüsse für das Studierendenwerk: Um 34 Prozent habe man das Budget angehoben, heißt es auf BR-Anfrage aus dem Wissenschaftsministerium.
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