Georg Rammensee hat das Gräfenberger Turmuhrenmuseum alleine aufgebaut und betrieben
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Georg Rammensee hat das Museum alleine aufgebaut und betrieben.

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Museum gesucht: Turmuhren voller Zeitgeschichte aus Oberfranken

Museum gesucht: Turmuhren voller Zeitgeschichte aus Oberfranken

Im ehemaligen Gräfenberger Turmuhrenmuseum stehen rund 70 Exponate. Alle sind sie restauriert und funktionieren. Der jetzige 81-jährige Besitzer des Museums sucht seit langem nach einer neuen Heimat für seine Schätze. Bis jetzt ohne Erfolg.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Seit 1982 sucht, sammelt und restauriert Georg Rammensee aus Gräfenberg im Landkreis Forchheim Turmuhren. In einer Scheune sind die restaurierten Stücke aufgebaut. Die Besonderheit: Die einzelnen Stücke dokumentieren die komplette Turmuhrengeschichte: von den Anfängen ohne Zeiger bis zur digitalen Variante. Bis jetzt sind alle Bemühungen gescheitert, ein Museum zu finden, das die wertvollen Teile als Sammlung übernimmt. Der 81 Jahre alte Besitzer hat aber die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben.

Wertvolle, einzigartige Exponate aus aller Welt

Rund 70 Schätze stehen im Gräfenberger "Gerbersstodl". Georg Rammensee kennt sie alle in- und auswendig, denn er hat sie gesucht, restauriert und ausgestellt. Die älteste Turmuhr stammt aus dem 15. Jahrhundert: die Türmeruhr. "Ein Zifferblatt kannte man in diesem Zeitalter noch nicht. Der damalige Türmer musste die Uhr im Inneren beobachten und dann nach dem Schlagen nach außen gehen und dort die große Glocke anschlagen", erklärt Georg Rammensee.

Der Besitzer der vielen Turmuhren kennt die Geschichte der Zeitgeber. Seine Besucher erfahren alles über die Anfänge bis zum Ende der Turmuhrenproduktion, über die Zeitmessung nach dem julianischen und gregorianischen Kalender und dass man früher lediglich eine Einteilung von Tag und Nacht mit den Uhren verkündete. Erst später kam die Stunden-, Halbstunden- und Viertelstundenmessung dazu, weil der Handel oder auch Eisenbahnen eine genauere Zeitmessung brauchten. Der 81-Jährige war viel unterwegs, um all die Exponate zusammenzutragen, die jetzt in einer Scheune auf zwei Stockwerken zu sehen sind.

Auf den Spuren des Urgroßvaters

1957 musste die Gräfenberger Turmuhrenfabrik Rammensee nach 120 Jahren endgültig schließen, denn statt Mechanik war Elektronik gefragt. Mehr als 1.600 Großuhren gingen von hier in die ganze Welt. Der Enkel des letzten Besitzers ging Jahre später auf Suche nach den Werken seines Urgroßvaters und Großvaters. Er holte sie zurück und restaurierte sie. Werke alter Meister und anderer Hersteller kamen hinzu.

Mittlerweile ist der Sammler Georg Rammensee 81 Jahre alt. Das Betreiben des Museums wurde immer beschwerlicher. Vor ein paar Wochen musste er den Gerbersstodl ganz schließen. Gerne wüsste er seine Werke in guten Händen, doch bis jetzt hat noch kein Museum Interesse gezeigt. Aufgeben will Rammensee noch nicht, um seine Exponate vor einer ungewissen Zukunft zu schützen.

Politik bietet keine gangbare Lösung an

In den 1070er Jahren wurde die letzte mechanische Turmuhr gebaut, dann hielt die Elektronik Einzug. Statt Gewichte trieben Motoren das Uhrenwerk an. Die ganze Geschichte ist in dem kleinen Gräfenberger Museum zu sehen. Mittlerweile hat es geschlossen. "Hier steht eine einmalige Zeitgeschichte, und ich möchte, dass sie erhalten bleibt", so Rammensee.

Der Freistaat würde den Bau einer Halle für die Uhren als Museum finanziell fördern, doch nur, wenn der jetzige Besitzer in Vorleistung geht. Sprich, den Bau einer neuen Unterkunft vorfinanziert. Das kann der 81-Jährige nicht leisten. Er hofft immer noch darauf, dass sich ein Museum findet, dass seine Schätze als Dauerleihgabe übernimmt. "Ich bin zu jeder Schandtat bereit, Hauptsache, die Sammlung bliebt erhalten."

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Turmuhren im Gerbersstodl in Gräfenberg

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