Auf Luftbildern wird das Ausmaß der Flammenhölle vor fünf Wochen sichtbar. Das große gelbe Mehrfamilienhaus am unteren Ende des Markplatzes in Reisbach an der Dingolfinger Straße ist innen weitgehend ausgebrannt, der Dachstuhl eingestürzt. Drei Frauen und ein ungeborenes Baby starben bei dem Feuer mitten in der Nacht. Mehr als 20 Menschen konnten sich zwar aus dem Haus retten, wurden aber über Nacht obdachlos.
Welle der Hilfsbereitschaft
Und jetzt das kleine Wunder: Plötzlich will fast jede und jeder spenden. Auf das von der Gemeinde eingerichtete Spendenkonto für die Brandopfer sind inzwischen weit mehr als 100.000 Euro eingegangen, erzählt Reisbachs Bürgermeister Rolf-Dieter Holzleitner BR24. "Die Aktion läuft noch. Wir werden am Ende genau Rechenschaft ablegen, wer was bekommen hat. Das Geld wird eins zu eins weitergeleitet. Und wir haben von Anfang an Soforthilfe leisten können. Man glaubt nicht, was da Kosten auf einen zukommen."
Feuer vernichtet Existenzen
In der Brandnacht ging alles so schnell, dass die aus dem Schlaf gerissenen Bewohner nur noch im Schlafanzug um ihr Leben laufen konnten. Sie mussten alles zurücklassen, sind teilweise traumatisiert und brauchen psychologische Hilfe, berichtet der Bürgermeister. Er ist mit Opfern und Betreuern in engem Kontakt.
"Sie haben ihr ganzes Leben verloren. Ich weiß von einer Frau, die hat alle ihre Unterlagen, Zeugnisse, die hat ihr ganzes Arbeitsleben verloren. Die Kleidung ist weg. Sie stehen förmlich in der Unterhose draußen in der Nacht und können in die Flammen schauen. Das hat uns auch betroffen gemacht. Die Rettungskräfte, auch mich persönlich. Wenn man sieht, wie schnell es geht, dass man auf einmal vor dem Nichts steht." Reisbachs Bürgermeister Rolf-Dieter Holzleitner
Einige Mieter hatten nicht einmal eine Hausratversicherung. Mit den Spendengeldern kann jetzt die größte materielle Not gelindert werden. Viele private Einzelspenden sind eingegangen, von zehn bis zu einigen tausend Euro. Vereine und private Initiativen haben gesammelt und gespendet. Und tun das noch immer auf das von der Gemeinde Reisbach eingerichtete Spendenkonto.
Anteilnahme tut gut
Fast noch wichtiger aber: Die teilweise traumatisierten Hinterbliebenen und Überlebenden fühlen sich durch die große Anteilnahme nicht allein gelassen: "Das tut richtig gut. Das tut den Menschen gut, die merken: Ja, da steht jemand hinter uns," erzählt Rolf-Peter Holzleitner. "Dieses Zeichen der Solidarität ist eines der allerwichtigsten. Man kann mit Geld keine Menschenleben wiederherstellen, aber einfach dieses Zeichen: Wir stehen hinter euch, wir fühlen mit euch. Wir wollen, dass zumindest in den ersten Stunden die Not gelindert ist".
Ermittlungen dauern an
Zwölf Wohnungen wurden bei dem Feuer zerstört. Das ehemalige Kloster ist nicht mehr bewohnbar. Inzwischen haben aber alle wieder ein Dach über dem Kopf. Manche provisorisch, einige bereits dauerhaft. Auch dank der vielen Hilfsangebote. Die Ermittlungen zur Brandursache dauern noch an.
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