Listerien
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Nach Listerien-Fällen: Niederbayerischer Betrieb im Fokus

Nach Listerien-Fällen: Niederbayerischer Betrieb im Fokus

Bei den Ermittlungen zu mehreren Listerien-Fällen in Niederbayern und im Landkreis Altötting seit 2015 erhärtet sich der Verdacht, dass sie in Zusammenhang mit einem Betrieb im Landkreis Passau stehen. Dieser wurde Ende Juni gesperrt.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Rund ein Dutzend Listerien-Erkrankungen in Niederbayern und im Landkreis Altötting aus den vergangenen sieben Jahren sind möglicherweise auf einen Betrieb im Raum Passau zurückzuführen. Das meldete das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Freitag. Die ersten Erkrankungsfälle traten im Jahr 2015 auf. Das LGL nennt für 2015 in diesem Zusammenhang auch den Tod eines 85-jährigen Mannes.

Listerien in Niederbayern: SPD-Fraktionschef verwundert

Die Mitteilung des LGL wirft bei der bayerischen Landtags-SPD Fragen auf. Der Fraktionsvorsitzende Florian von Brunn, der auch verbraucherschutzpolitischer Sprecher seiner Fraktion ist, sagte dem Bayerischen Rundfunk, er habe von diesen Fällen in den letzten sieben Jahren bisher nichts gehört. Ihn wundere, "dass die Öffentlichkeit offenbar davon kein Wort erfahren hat". Auch sei nicht bekannt, ob es in dem Betrieb Kontrollen gegeben habe, so von Brunn. Der zuständige Minister Thorsten Glauber (Freie Wähler) müsse eine Menge Fragen beantworten.

Ministerium fordert Sonderbericht

Auf BR-Anfrage hieß es aus dem Bayerischen Verbraucherschutzministerium, man sei am Tag der Betriebssperrung, dem 24. Juni, informiert worden. Das Ministerium habe bei der zuständigen Aufsichtsbehörde, der Regierung von Niederbayern, bereits einen Sonderbericht zum Sachverhalt und den behördlicherseits ergriffenen Maßnahmen angefordert. Der Sachverhalt müsse umfassend aufgeklärt werden. Die Strafverfolgungsbehörden würden durch die Lebensmittelüberwachung bei den Ermittlungen umfassend unterstützt.

Genom-Analyseverfahren zeigt Zusammenhang

Einer Pressemitteilung des LGL zufolge gibt es einen möglichen Zusammenhang zwischen 13 Listerien-Erkrankungen im Landkreis Altötting sowie in Niederbayern in den vergangenen sieben Jahren und dem gesperrten Betrieb. Dieser sei durch ein modernes Genom-Analyseverfahren (Next-Generation Sequencing – NGS) festgestellt worden.

In allen 13 untersuchten Fällen, auch beim Todesfall des 85-jährigen Mannes, wurde der Keim Listeria monocytogenes aus dem gleichen Cluster nachgewiesen. Vereinfacht: Gene aus der gleichen Gen-Familie. Dies sei ein Indiz dafür, dass alle Erkrankungen auf eine gemeinsame Ursache zurückgeführt werden könnten. Derselbe Listerienstamm sei aktuell auch in dem Betrieb im Landkreis Passau gefunden worden, dabei soll es sich um einen kleinen Betrieb handeln.

Bereits mehrfach Hygienemängel im Betrieb

In dem Betrieb im Landkreis Passau soll es schon öfter Hygienemängel gegeben haben. Wie ein Landratsamtssprecher am Samstag mitteilte, habe die Behörde dem Betrieb deshalb im Frühjahr zum ersten Mal die Produktion verboten – zumindest so lange, bis dort wieder einwandfreie hygienische Zustände hergestellt sind. Nachdem der Betrieb die Auflagen erfüllt habe, habe er zunächst weiterproduziert. Das jetzige Aus kam dann mit einer weiteren Kontrolle im Juni. Beteiligt waren neben dem Landratsamt Passau diesmal auch das LGL sowie die Regierung von Niederbayern. Anhand von Proben seien Listerien nachgewiesen worden.

Betrieb im Landkreis Passau gesperrt

Der Betrieb wurde nach Mitteilung des Landratsamts am 24. Juni gesperrt und eine Rücknahme der Produkte veranlasst. Um welchen Betrieb im Kreis Passau es sich handelt, wollen die Behörden derzeit nicht bekanntgeben. Nach Auskunft des LGL sind nach bisherigen Auswertungen Kartoffel- und Gurkensalat betroffen. Aktuell laufen weitere Analysen. Die Behörden stehen in Kontakt mit der Staatsanwaltschaft, um mögliche Straftatbestände zu klären.

Was sind Listerien?

Listerien sind stäbchenförmige Bakterien. Die Art Listeria monocytogenes habe als Krankheitserreger von Mensch und Tier aktuell die größte Bedeutung, informiert das LGL auf seiner Website. Die Bakterien seien sehr widerstandsfähig und überstünden sowohl Tiefgefrieren als auch Trocknen relativ gut.

Bei gesunden Erwachsenen verlaufe die Infektion, die Listeriose, meist unauffällig oder nehme einen harmlosen Verlauf mit grippeähnlichen Symptomen. Schwere, manchmal tödlich verlaufende Formen kämen bei bestimmten Risikogruppen vor, etwa bei immungeschwächten oder älteren Personen und Säuglingen.

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