Nach dem Seilbahnunglück am Lago Maggiore im norditalienischen Piemont mit 14 Toten ist die Unglücksursache immer noch unklar. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen fahrlässiger Tötung. Die oberbayerischen Seilbahnbetreiber schätzen das Risiko in ihren Bergbahnen als gering ein.
So hält der Geschäftsführer der Predigtstuhlbahn, Klaus Unterharnscheidt, die älteste Kabinenseilbahn der Welt für sehr sicher. Jeden Morgen vor dem offiziellen Betrieb gibt es eine Probefahrt, bei der der Maschinist sieht, ob alles rund läuft. Auch während des Lockdowns war die Predigtstuhlbahn jeden Tag im Einsatz: ohne Gäste, um anstehende Arbeiten zu erledigen.
Predigtstuhlbahn ist seit 93 Jahren unfallfrei
Die Predigtstuhlbahn fährt seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 1928, also seit nunmehr 93 Jahren, unfallfrei. Das Tragseil, an dem die Kabinen hängen, wurde seit Bestehen der Bahn noch nie ausgetauscht, es wird aber alle zwölf Jahre versetzt, um einen Knick im Seil zu vermeiden. Das Zugseil wurde vor zwölf Jahren erneuert. Beide zentimeterdicke Stahlseile werden zweimal im Jahr von verschiedenen externen Firmen genauestens geprüft, nicht nur optisch von außen.
Materialschäden an Seilbahn frühzeitig erkennen
Mit dem so genannten Magnetinduktionsverfahren wird auch das Innere der Predigtstuhlbahn durchleuchtet. Damit sollen zum Beispiel Materialschäden wie Risse erkannt werden. Und noch etwas erhöht die Sicherheit: in jeder der zwei Kabinen fährt bei regulärem Betrieb ein Schaffner mit, der - sollte etwas passieren - manuell einen Bremsvorgang auslösen kann.
Predigtstuhlbahn-Geschäftsführer: keine Erklärung für Seilbahn-Unglück in Italien
Der Geschäftsführer der Predigstuhlbahn Klaus Unterharnscheidt sagt, er könne sich das Unglück in Italien bis dato nicht erklären. Man wolle die Untersuchungen abwarten und auch für die eigene Bahn möglicherweise daraus Schlüsse ziehen.Prinzipiell sei die Predigtstuhlbahn aber ein "No-Risk-Betrieb": nur bei 100 prozentiger Sicherheit würden Passagiere befördert.
Betriebsleiter der Hochfelln-Seilbahn: "Unglück wie in Italien kann bei uns nicht passieren"
Der Betriebsleiter der Hochfelln-Seilbahn bei Bergen sagte, ein Unglück wie in Italien könne "zu 99,9 Prozent bei uns eigentlich nicht passieren, weil für deutsche Seilbahnen die höchsten Sicherheitsstandards gelten". Auch die Hochfelln-Seilbahn werde mehrmals im Jahr überprüft.
Hochfelln-Seilbahn: Bremssysteme sollen Absturz verhindern
Dieses Jahr wurde bei der Hochfelln-Seilbahn bereits das wichtige Tragseil, an dem die Gondeln hängen, versetzt, um einen Knick im Seil zu verhindern. Es gebe mehrere Bremssysteme, die einen Absturz verhindern sollen, so der Betriebsleiter. "Aber wenn das Trageseil reißt, wäre nichts zu machen." Bei der Hochfelln-Seilbahn will man derzeit nicht spekulieren, was in Italien tatsächlich das Unglück verursacht hat, sondern die Ermittlungen abwarten.
Predigtstuhlbahn wird am Wochenende Betrieb wieder aufnehmen
Die Predigtstuhl-Bahn will ab kommenden Wochenende wieder ihren Betrieb aufnehmen, allerdings wegen Corona mit einer deutlich reduzierten Gästeanzahl in jeder Gondel, vorausgesetzt der Inzidenzwert bleibt konstant unter 100.
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