Der Münchner Filmemacher Klaus Bichlmaier will am kommenden Sonntag sein "Weißwurst-Denkmal-Bayern" vor der Münchner Traditionsgaststätte Donisl am Marienplatz aufstellen. Eigentlich kein Problem, wenn es nicht bereits ein Weißwurst-Denkmal gäbe.
Entstehungsmythos der Weißwurst
Die Weißwurst, so besagt es eine Erzählung, ist im Wirtshaus "Zum ewigen Licht" am Münchner Marienplatz vom Moser Sepp erfunden worden und zwar am Faschingssonntag 1857. Allerdings gilt diese Legende in Fachkreisen als längst widerlegt. Es soll sich bei der Geschichte um ein geschicktes Werbemanöver eines Münchner Gastwirts aus dem Jahr 1935 halten
Legende um Weißwurst wird zur Standarderzählung
Da aber die Geschichte vom Münchner Wirt, der aus der Not heraus für seine Gäste ein neues Lebensmittel zauberte, besser klingt als jede andere, hat man sich in Fachkreisen geeinigt, diese Legende als Standarderzählung zur Entstehung der Weißwurst gelten zu lassen. Da aber nun das Gasthaus "Zum Ewigen Licht" am Münchner Marienplatz nicht mehr existiert, gilt das Donisl in der bayerischen Weißwurst-Szene als legitimer Tempel, um der weißen Metzgersfrucht zu huldigen.
Münchner aus Waldperlach will Weißwurstdenkmal am Donisl
Die Weißwurst von Klaus Bichlmaier ist auf seiner Werkbank entstanden. Kalb- und Schweinefleisch, so wie in der Rezeptur vorgesehen enthält seine Weißwurst aber nicht. Auch von Macisblüte, Petersilie oder Zitrone – keine Spur. Es handelt sich vielmehr um zehnfach verleimtes Birkenholz, gespachtelt und gestrichen. "Die würde wahrscheinlich in der Witterung die nächsten 25 Jahre überleben können, quasi eine sehr gut konservierte Weißwurst, unverwüstlich", ist sich ihr Schöpfer sicher.
Ärger beginnt mit Namensgebung
Das mannshohe hellgräuliche Wurstgebilde steht nun im Garten von Klaus Bichlmaier in München-Waldperlach und wartet dort auf seinen großen Tag. Am kommenden Sonntag, dem eigentlich ersten Wiesnsonntag, soll es vor eben jenem Donisl dann enthüllt werden. Titel: "Weißwurst-Denkmal-Bayern". Genau an diesem Punkt beginnt der Ärger.
Weißwurst Teil der "13 großen bayerischen Erfindungen"
Auf die Idee ein Weißwurst-Denkmal Bayern aufzustellen kam Bichlmaier im Zuge der Recherche zu seinem Film "Zeitreise Bayern". Darin zeigt er 13 große bayerische Erfindungen, unter anderem auch die Weißwurst. Um diese entsprechend zu würdigen, braucht es ein Denkmal, fand Bichlmaier und sprach sich mit dem Wirt vom Donisl ab.
Moosburger Denkmal war zuerst da
Das Problem: Es gibt bereits das "Erste bayerische Weißwurst-Denkmal". Der Moosburger Wirt Günther Wittmann hat es 2002 vor seinem Gasthaus aufgestellt und zwar genau wie es die Legende verlangt, quasi zur Geburtsstunde der Weißwurst, am Faschingssonntag. Auf einem circa 1,50 Meter hohen stilisierten Weißbierglas thront da ein Teller aus Untersberger Marmor. Darauf liegen drei Weißwürste mit Brezn und Senf, ebenfalls aus Marmor.
Moosburger Wirt: "Vivat der Weißwurst"
Spricht man mit Günther Wittmann über das von Filmemacher Bichlmaier geplante Denkmal am Donisl an, bekommt man einen Eindruck davon, was ein Schisma bzw. eine Glaubensspaltung ist: "Die Huldigung der Weißwurst findet am Faschings- und nicht am vermeintlich ersten Wiesn-Sonntag statt", befindet Wittmann. Außerdem gäbe es in Bayern bereits das erste Weißwurst-Denkmal, so Wittmann, nämlich seines. Wenn Bichlmaier es mit seiner Huldigung an die Weißwurst ernst meine, dann solle er es Münchner Weißwurst-Denkmal nennen.
Seine Ausführungen beendet Günther Wittmann, Wirt des "Gasthaus zur Kegelhalle" in Moosburg mit einem spürbar von der Mitte seines Herzens kommenden, "ein Vivat der Weißwurst!".
Bichlmaier bleibt weißwurst-untypisch in der Sache hart
Klaus Bichlmaier, der Filmemacher aus München-Waldperlach zeigt durchaus Verständnis für seine Kritiker, sogar eine gewisse Flexibilität ist erkennbar. Das erkennt man unter anderem daran, dass er vom seinem ursprünglichen Titel, als "Bayerns erstes Weißwurst-Denkmal" abgerückt ist und es jetzt eben nur „Weißwurst-Denkmal-Bayern“ nennt. Allerdings mehr Entgegenkommen könne er nicht, so Bichlmaier. Schließlich werde das Denkmal vor dem Donisl stehen und damit habe es den Anspruch auf den Titel "Weißwurst-Denkmal-Bayern", findet der Filmemacher.
Münchner Metzger-Innung hält sich raus
Der Münchner-Metzger-Innung ist der Namensstreit übrigens, wie könnte es anders sein, wurscht. Alles was die Weißwurst bekannt mache sei, sei positiv für Handwerk und damit Spitzenklasse findet Innungsobermeister Andy Gassner.
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