Marcel Praxmarer und sein Kollege von der Spezialbaufirma HTB aus Tirol heben die Bretter der Marienbrücke auf die Seite und legen das Bohrloch frei. 15 Meter weit haben sie in den Fels gebohrt. Gleich kommt der Helikopter und bringt den riesigen Felsanker. Den müssen sie in das Bohrloch einfädeln und dort verankern. "Der Anker ist 16 Meter lang und 700 Kilo schwer", sagt Marcel Praxmarer, "und hoffentlich geht er rein!"
Hubschrauber bringt das Material
Weil der Anker so schwer und oben auf der Brücke nur wenig Platz ist, hilft ein Helikopter beim Einbau. Der Pilot fliegt den vorbereiteten Anker aus dem Tal hoch über die Brücke. Die Arbeiter ziehen mit Halteleinen in Position und fädeln die Metallstange am Hubschrauber hängend in das Bohrloch ein. Alles muss schnell gehen. Jede Flugminute kostet viel Geld. Vorarbeiter Raphael Gfall hofft deshalb, "dass genau gebohrt ist, dass die Neigung passt und alles tipptopp hergerichtet ist."
16-Meter-Anker hängt am Helikopter
Dann kommt der Hubschrauber. Direkt neben dem Schloss taucht er auf. An einem Seil hängt der 16 Meter lange Anker. Flughelfer Martin Seyrling hat von der Brücke aus den Helikopter genau im Auge, gibt über sein Headset Anweisungen an den Piloten und muss dafür sorgen, dass die riesige Stahlstange auch da hinkommt, wo sie hinsoll: "Über Funk bin ich mit dem Pilot in Absprache, dass wir das dann präzise – da geht es dann um ein paar Zentimeter – in das Loch montieren können."
Zentimeterarbeit für Pilot und Bauarbeiter
Die Arbeiter greifen erst nach den herunterhängenden Schlaufen, ziehen den Anker vor das Bohrloch und schieben ihn dann mit viel Muskelkraft hinein. Erstaunlich schnell verschwindet die lange Stahlstange mit ihrem Gewicht von mehr als einer halben Tonne im Fels. Für die Arbeiter und den Piloten ist das Zentimeterarbeit. Nach nur fünf Minuten sitzt der Anker an seinem Platz. Vorarbeiter Raphael Gfall ist zufrieden: "Tipptopp! Das hat super geklappt dieses Mal!"
Fünf Anker mit Hubschrauber eingesetzt
Fünf von insgesamt acht Ankern an der Brücke haben die Bauarbeiter mit Hilfe des Helikopters gesetzt. Es ist eng auf der Brücke, es führt nur ein Fußweg herauf und der Fels fällt senkrecht in die Tiefe ab. Auch Baumaterialien und Maschinen müssen deshalb regelmäßig mit dem Hubschrauber auf die Baustelle geflogen werden.
Besonderer Arbeitsplatz mit Neuschwanstein-Blick
Für die Arbeiten in 90 Metern Höhe über der Pöllatschlucht haben die Bayerische Schlösserverwaltung und das Staatliche Bauamt die Spezialbaufirma HTB aus Tirol engagiert. Sie ist spezialisiert auf Bauarbeiten im Gebirge. Für die Mitarbeiter ist die Baustelle mit dem weltberühmten Neuschwanstein-Blick aber schon etwas Besonderes. „Du kommst von der Seite vom Wald raus, gehst auf die Brücke, drehst dich rüber und siehst das Schloss - das ist eigentlich schon ganz cool“, sagt Marcel Praxmarer. "Als Tiroler im Nachbarland so eine Baustelle abwickeln – da sind wir stolz drauf", ergänzt Bauleiter Manuel Thurner.
Brücke ab August wieder frei
Vor gut einem Jahr musste die berühmte Brücke nach einer statischen Untersuchung gesperrt werden. Die Felsanker werden jetzt ausgetauscht und die Brücke wird durch zusätzliche Anker verstärkt. Die Kosten für die Sanierung gibt das Finanzministerium mit 600.000 Euro an. Mitte Mai sind die Arbeiten gestartet und liegen laut dem Staatlichen Bauamt im Zeitplan. "Wir gehen davon aus, dass wir die Brücke im August wieder für die Besucher aufmachen können", sagt der zuständige Projektleiter Markus Greß.
- Warum die Brücke vor sechs Jahren schon einmal ausgebessert werden musste
Nach fast 50 Jahren Felsanker erneuert
Die Marienbrücke hatte Bayerns König Maximilian II. in den 1850er Jahren als hölzernen Reitsteg für seine bergbegeisterte Frau Marie errichtet. Sein Sohn König Ludwig II. ersetzte diesen durch eine Eisenkonstruktion. 1978 musste die Brücke neu gebaut werden. Nach fast 50 Jahren werden nun die Felsanker ersetzt. "Wir haben verstärkt und damit mehr Sicherheit eingebaut", sagt der für die Planung zuständige Ingenieur Maximilian Ginter von der Konstruktionsgruppe Bauen in Kempten. "Das sollte jetzt Jahrzehnte halten."
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