In ihrer Fastenrede las Mama Bavaria nahezu dem gesamten Kabinett die Leviten. Das Themenspektrum reichte von der "Wer betrügt fliegt"-Kampagne über den Doktortitel des CSU-Generalsekretärs Andreas Scheuer bis zur Verwandtenaffäre im Landtag. Aber auch den Fall Hoeness sparte sie nicht aus. Und sogar diejenigen, die sie eigentlich nicht mehr erwähnen wollte, schalt sie: Peter Ramsauer, Hans-Peter Friedrich und Georg Schmid. Auch Hubert Aiwanger mochte sie nicht erwähnen, dann konnte sie "Hubsi" aber doch nicht außen vor lassen und bescheinigte ihm "viel vom Seehofer" - allerdings: "Wo beim Horst das Sakko endet, beginnt bei dir die Luft nach oben!" Bavarias Liebling ist und bleibt aber vor allem einer: Markus Söder. Heuer artete ihre Tirade gegen den Finanzminister fast in Flirterei aus ...
"Irgendwie wirst Du immer schöner! Und Du wirst immer beliebter. Man merkt, die Menschen gewöhnen sich an Dich. Wenn auch widerwillig." Mama Bavaria zu Söder
Sprüche aus der Fastenrede 2014
- Wir haben in Bayern alles ausprobiert: Die Monarchie, die Anarchie, sogar die Demokratie und halt jetzt die Horstokratie! Wir haben derzeit sogar eine Delegation aus Nordkorea da, die wollen beim Seehofer herausfinden, wie man Alleinherrschaft absichert - ohne gleich die ganze Verwandtschaft umbringen zu müssen. (Über Seehofer)
- Liebe Münchnerinnen und Münchner! Bevor Ihr übernächsten Sonntag vor lauter Unentschlossenheit oder Desinteresse lieber daheim bleibt, anstatt zur Stichwahl zu gehen. Schaut's euch den Ude an - der war auch mal farblos und langweilig! Niemanden hat der vom Hocker gerissen oder gar begeistert!
- "Wir haben alle Wahlziele verfehlt!" hast du verlauten lassen. Da ging es den bayerischen Grünen nicht viel besser als den Bundesgrünen. Der Unterschied war: Trittin und Roth haben Konsequenzen gezogen und sich damit abgefunden. Die sind jetzt weg. Die Margarete hat sich auch abgefunden - allerdings nur mit der Einsicht in ihre eigene Unentbehrlichkeit!
- Hubsi, schau nicht so naturtrüb! Ich weiß, du hälst dich für unwiderstehlich. Die freien Wähler bestehen ja praktisch nur aus dir. Du bist Machtzentrale und Fußvolk in einem! Du hast viel vom Seehofer - allerdings nicht in diesem Ausmaß. (Über Aiwanger)
- Der Jakob Kreidl hat mir auch einen Brief geschrieben. Ich habe mir gedacht, den kann ich ruhig vorlesen, weil der Mann ist eh schon ruiniert! "Liebe Mama. Immer bin ich am Nockherberg ganz oben bei den Gottsöbersten gesessen. Nie hast du es für nötig befunden, mich und meine herausragenden Leistungen im Landkreis Miesbach zu erwähnen. Bitte erwähne mich auch heute nicht. Anbei fünf Euro. Mehr war nicht zu holen bei der Kreissparkasse!"
- Und da saß Hans Peter Friedrich, letztes Jahr noch Innenminister! Da war er so wichtig, dass er gesagt hat, er hätte wichtigeres zu tun als die NSA Affäre. Jetzt ist er gar nichts mehr in der Regierung. Aber so wichtig war er noch nie für die CSU! Er ist praktisch ein Held. In der CSU reicht es zum Helden, wenn man geht, nicht wenn man bleibt.
- Da drüben saß Peter Ramsauer. Ein herausragender Minister! Das sag nicht ich, sondern die ADAC Motorwelt. Also, wer fehlt noch? Nein, ich wollte sagen, wer ist weg und fehlt nicht? Genau - die FDP. Wolfgang Heubisch ist da. Da fragt sich jetzt so mancher: Warum denn des? Da wird wahrscheinlich am Einlass einer Mitleid gehabt ham!
- Sind wir doch ehrlich: Wenn wir diesen Satz auf Bayern anwenden und alle ausweisen, die gegen den CSU-Moralkodex verstoßen, dann wird einiges frei! Nicht nur Posten, sondern auch Wohnungen! Da könnten dann die belogenen Mieter der GBW einziehen.
- Du hast ja selber gesagt, man kann dich ruhig abhören. Ist ja klar, du weißt ja selbst nicht, was du sagst. (Über NSA und Seehofer)
- Manchmal frage ich mich, nimmst du eigentlich was ein? Irgendwie wirst du immer schöner. Und du wirst immer beliebter. Man merkt die Menschen gewöhnen sich an dich - wenn auch widerwillig. (Über Söder)
- Ilse! Ich sage, mach einfach so weiter. Weiter lächeln, weiter freundlich winken. Denk immer dran: Du kannst die CSU Männer nicht alle umbringen, eh klar. Aber vielleicht so irritieren, dass die mal von ganz von selber vor einen Bus laufen! (Über Aigner)
- Chefin der Staatskanzlei! Du bist praktisch Seehofers ganz persönliche Vorhölle! (Über Haderthauer)
- Da kann man nur Danke sagen. Einen bessere Derbleckten hätte man sich nicht wünschen können. Immer hast du schon vor dem Witz gelacht, um ihn ja nicht zu verpassen. Und ganz ist es ja nicht vorbei. Du bleibst uns ja erhalten. Wir geben dich bestimmt nicht so schnell her. Nächstes Jahr kriegst du dann mit dem Stoiber einen eigenen Gruftitisch!
Reaktionen auf die Fastenrede
Ude
Ich bin begeistert, weil sie immer mehr in die Rolle einer überlegenen Mutter Bavaria hineinwächst und das schauspielerisch viel mehr auskostet als bei den ersten Malen. Nein, schärfer - dass klingt ja gleichzeitig auch negativ, als ob zu viel Ätzendes dabei gewesen wäre - fand ich nicht. Aber wenn Mütter loben oder Verständnis zeigen, dann ist es ja meistens schlimm und das war es für die Betroffenen sicher auch heute.
Ja man hört’s ganz gerne (die Worte zum Abschied). Ich muss sagen, zu den ganz wenigen Ereignissen, bei denen wirklich Wehmut aufkommt, dass es jetzt aus ist, gehört für mich der Nockherberg.
Seehofer
Amüsant und gerecht. Die (Hommage an Ude) war angemessen und am Schluss ein bisschen wehmütig und vielleicht sogar zu ernst. Aber das hat er auch verdient nach 20 Jahren.
Roth
Dieses Jahr war sie sehr, sehr lieb. Ich glaub, sie wollte den Horsti, ihren Bub, nicht so fertig machen, weil über den letzten Sonntag hat sie ja gar nichts erzählt. Sie war sehr lieb zu allen. Also, dass wir eine Resterampe sind, da hat sie es sich etwas leicht gemacht. Aber da die grünen Kinder ja durchaus widersprechen, wird sie schon ein bisserl dazu lernen.
Haderthauer
Ich werde lieber gefürchtet als dass ich geliebt werde, dann passt das schon.(Mama hat sie als Vorhölle zu Seehofer bezeichnet).
Pronold
Na, wenn man gleichzeitig nachher im Singspiel vorkommt, kann man das verschmerzen (dass die Mama ihn überhaupt nicht erwähnt hat) und ich habe ja mitgekriegt, dass sie vor allem über die Charakterlosen hergezogen ist und dass dann überwiegend die CSU erwähnt wird und die SPD so gut wie gar nicht vor kommt ist ja logisch.
Hofreiter
A bisserl Blödsinn und a bisserl Verarsche gehört da einfach dazu. Das kommt darauf an, ob es im Rahmen des Kabaretts passiert oder von einer seriösen Zeitung ist . (Auf die Frage, ob ihn die Witze über seine Frisur nerven).
Faust hält Einzug auf dem Nockherberg
Beim Singspiel hielt der Geist von Goethes Faust Einzug auf dem Nockherberg. Es gab einen Doktor Faust, einen Mephisto und ein Gretchen - nur einer hatte etwas dagegen einzuwenden. Horst Seehofer jagt Regisseur und Schauspieler von der Bühne und übernimmt selbst. Jedenfalls versucht er es, denn ein H.S. kann jede Rolle spielen: "Ich spiel dem Wähler seit 30 Jahren was vor, da werd' ich das wohl auch noch hinbekommen!" Doch so einfach machen es ihm seine Mitstreiter dann doch nicht - Söder will wie immer Gunst & Gnade, Ilse Aigner mutiert zur Femme fatale und Christian Ude präsentiert den kongenialen Übervater. Da kommt selbst ein Seehofer schon mal ins Schwitzen ...
Hommage an Ude, heiße Küsse der Kanzlerin
Christoph Zrenner trat als "Horst Seehofer" auf, Stephan Zinner spielte "Markus Söder", Stefan Murr gab sich als "Florian Pronold" und Angela Ascher verwandelte sich in "Ilse Aigner". Mit dabei war - zum letzten Mal nach 17 Jahren - auch Uli Bauer. Er widmete dem scheidenden Oberbürgermeister Christian Ude ein Abschiedslied als Hommage - inklusive Abschiedstränen. Zuvor ließ er aber noch einmal seine Qualitäten als Double aufblitzen - als Lehrmeister vom Florian Pronold oder als einschmeichelnder "Mephistiaaaaan".
Wie stets, kam auch die Bundespolitik zu Wort - heuer als Bundeskanzlerin Angela Merkel (Antonia von Romatowski) samt ihrem Vize Sigmar Gabriel (Thomas Wenke), beide versteckt in Mülltonnen! Bei der Premiere des "Ur-Host" liefen sie dann zu großer Form auf, inklusive heißem Bühnenkuss!
Lob & Kritik
Rosenmüllers zweite Regie-Arbeit am Nockherberg kam unterschiedlich an - im Saal zeigten sich die meisten begeistert, in vielen Zuschauerkommentaren kam aber auch scharfe Kritik durch. "Für dieses Singspiel reicht kein Starkbier, da muss was Härteres her.", so ein Kommentar im Liveblog. Das unkonventionelle, geistreiche Stück sei "sehr komplex" gewesen, so urteilte zum Beispiel auch der ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber. An "Rosis" Seite standen wieder Thomas Lienenlüke als Singspiel-Autor, verantwortlich für die Musik war Gerd Baumann. Und zum Klassiker scheint auf jeden Fall der Abschiedssong zu werden, der auch letztes Jahr begeisterte: "Ein Vorsicht vor Gemütlichkeit"!