An diesem Wochenende hätten die letzten Vorstellungen der Oberammergauer Passionsspiele 2020 stattgefunden – normalerweise. Wegen der Corona-Pandemie kam mitten in den Vorbereitungen schlagartig das Aus. Das Passionsspiel wurde abgesagt und auf 2022 verschoben. Hotels und Gastronomiebetriebe erhielten massenhaft Stornierungen, und die Souvenir- und Holzschnitzgeschäfte bangten um ihre Zukunft.
Für die Gemeinde geht es um Millionen
Die Verschiebung habe finanziell große Auswirkungen auf den Haushalt der Gemeinde Oberammergau, sagt Bürgermeister Andreas Rödl. Mit der Ausfallversicherung werde zwar noch verhandelt. Doch es fehlten in der Gemeindekasse allein fünf Millionen Euro Einnahmen unter anderem durch den Verkauf der Tickets, wobei die Kur- und Fremdenverkehrsbeiträge noch gar nicht eingerechnet seien. "Wir haben einen fast zweistelligen Millionenbetrag, der uns wahrscheinlich fehlt", fürchtet Rödl.
Für Hotels und Gastronomie geht es ums Überleben
Auch für Hotels und Gastronomie sah es zunächst sehr schlecht aus. Normalerweise buchen die Theatergäste, die für die Passionsspiele auf aller Welt anreisen, Arrangements, also Theatertickets plus Essen und Übernachtung. Auch Anton Preisinger vom Hotel "Alte Post" hatte zuerst seine Zweifel.
"Ich war da eher skeptisch, weil ich mir gedacht habe, viele Leute sind in Kurzarbeit, das Geld ist auch nicht so locker in der Tasche, die bleiben vielleicht lieber zu Hause. Aber es war tatsächlich so, dass die Saison eine gute Auslastung hatte, sodass wir mit einem blauen Auge eigentlich rausgekommen sind." Hotelier Anton Preisinger
Der Hotelier hofft, dass er damit zumindest einen Teil der Investitionen für die im Passionsjahr üblichen Modernisierungen auffangen kann.
Souvenirläden und Holzschnitzer bangen um Kunden
Keine Gäste im Ort – das bedeutet für die Souvenirläden und Holzschnitzer keine Einnahmen. Viele lebten wirtschaftlich von Passion zu Passion, erklärt Holzschnitzer Toni Baur. Internationale Gäste wie Amerikaner oder Russen haben in diesem Sommer gefehlt. Es waren schwierige Wochen für den Holzschnitzer. Doch seit den Pfingstferien kann Baur wieder etwas positiver in die Zukunft blicken.
"Es waren sehr viel Junge da mit Kindern. Was dazu kommt bei den Jungen, wenn sie Familie haben, wenn sie Kinder haben, da fangen sie mit Krippen an und kaufen dann jedes Jahr dazu. Und es waren auch Leute da zwischen 40 und 70, das sind dann meine Kunden, die diese Sachen auch kaufen." Holzschnitzer Toni Baur
Theatermacher trauern um ihre Passion
Für die Mitwirkenden bei den Passionsspielen war die Absage eine traurige Entscheidung erzählt Rochus Rückel, der den Jesus spielt.
"In der ganzen Lockdown-Zeit habe ich mich dann eher ein bisschen zurückgezogen, weil ich da einfach meine Ruhe haben wollte. Da wollte ich jetzt nicht unbedingt an die Öffentlichkeit gehen. Da hab ich mich mehr mit meinen Freunden beschäftigt oder halt mit anderen Darstellern. Wir waren alle a bisserl traurig." Jesusdarsteller Rochus Rückel
Und auch für Regisseur Christian Stückl ist es jetzt zum Ende der ursprünglich angedachten Spielzeit "sehr eigenartig", wie er sagt.
"Wir waren ja alle in so einem totalen Druck, jetzt lässt dieser Druck gerade an allen Ecken nach. Man ist aus dem Modus gar nicht richtig rausgekommen. Und erst jetzt so am Ende der Passion entsteht das Loch und jetzt denkt man sich, was ist jetzt eigentlich, wie machen wir jetzt eigentlich weiter, wo geht's weiter." Regisseur Christian Stückl
Der Kartenvorverkauf für die nächsten Passionsspiele Oberammergau beginnt am 5.Oktober 2020. Premiere ist dann am 14. Mai 2022.
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