Orchideen, Zimmerpalmen, Grünpflanzen in allen Größen und Arten. In einem Blumenregal stehen sogar ein Bananenbaum und ein Einmachglas mit Moos. Dazwischen gibt es unzählige Ableger in kleinen Töpfchen: In Karins Wohnung im Münchner Dreimühlenviertel sieht es aus wie in einem Blumengeschäft.
Wie bei einem Tierheim - nur für Zimmerpflanzen
Die 39-Jährige hat ein außergewöhnliches Hobby: Sie ist "Pflanzenretterin". Ihr Konzept funktioniert quasi wie bei einem Tierheim - nur für Zimmerpflanzen.
Gerade pflanzt sie am Küchentisch einen Drachenbaum um: "Den habe ich von einer Kundin bekommen, der hat ein bisschen Sonnenbrand abbekommen - hat hier ganz viele braune Blätter. Und die fand ihn dann nicht mehr so schön in der Wohnung. Deswegen päppele ich ihn jetzt ein bisschen auf - und dann vermittle ich ihn."
Ein nachhaltiges Konzept
In Karins Wohnung befinden sich um die hundert Pflanzen. Doch gleich wird es eine weniger - an der Tür steht Kerstin, die ein junges Pflänzchen abholen will. Sie hat es auf Karins Instagram-Seite entdeckt und dann reserviert.
"Es ist viel besser und nachhaltiger, wenn man Pflanzen secondhand kauft und nicht im Laden." Kerstin Köhne, Kundin
Im letzten Monat hat Karin 23 Zimmerpflanzen in ein neues Zuhause weitervermittelt – für einen Unkostenbeitrag von fünf Euro, egal wie groß die Pflanze ist. Die Idee kam ihr vor zwei Jahren.
"Ich dachte eigentlich immer, ich habe einen schwarzen Daumen – weil nichts bei mir überlebt hat - bis ich einen kleinen Ableger auf dem Flohmarkt gekauft habe", erzählt Karin. Sie habe sich daraufhin in die Idee verliebt, dass man Pflanzen nicht nur im Laden kauft, sondern selbst züchtet oder von anderen als Ableger bekommt. "Dann ist mir aufgefallen, dass viele sie auf der Straße aussetzen oder wegwerfen und so ist irgendwie daraus eine Geschichte entstanden".
Ein Name für jede Pflanze
Jetzt holt sie immer wieder Pflanzen von Menschen ab, die sie sonst wegwerfen würden. Die Pflanzenretterin päppelt die Ableger oder Fundstücke aber nicht nur auf, sondern gibt ihnen sogar Namen. Sie stehen auf kleinen Täfelchen und stecken in der Erde.
Karin ist nämlich davon überzeugt, dass eine Pflanze mit Namen eher zu einem Lebewesen wird, zu dem man dann auch einfacher eine Beziehung aufbauen kann.
Das ist jetzt der kleine Quinn. Ich finde es immer schön, wenn die Pflänzchen Namen bekommen, da hat man gleich einen anderen Bezug dazu. Und selbst wenn er ein paar Makel hat, tut man sich schwerer, ihn wegzuwerfen". Karin Radesch, Pflanzenretterin
Für Karin sind Pflanzen eben wesentlich mehr als nur Dekoration. Welche Kakteen, Palmen oder Ableger derzeit auf ein neues Zuhause warten, zeigt sie auf ihrer Instagram-Seite "secondhand_plant".
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