Pflegekräfte aus dem Ausland können Fachkräftemangel bremsen
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Pflegeheime suchen händeringend Fachkräfte

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Pflegekräfte kommen auf der "Fast Lane" – doch Probleme bleiben

Pflegekräfte kommen auf der "Fast Lane" – doch Probleme bleiben

Weil der Pflegenotstand zunimmt, hat Bayern die Anerkennung für ausländische Fachkräfte beschleunigt. Für die Staatsregierung ist das Modellprojekt "Fast Lane" ein Erfolg. Allerdings: Die nötige Integration müssen die überlasteten Heime leisten.

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Maureen ist eine berufserfahrene Pflegefachkraft aus den Philippinen, seit fünf Monaten arbeitet sie als Pflegehilfskraft für die Caritas Oberbayern. Hierher ist sie über das Programm "Triple Win" gekommen, das die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gemeinsam mit der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur organisiert. Heute besucht sie das Altenheim St. Martin in Rosenheim.

Heimbewohnerin Margret Patt ist auf den Rollstuhl angewiesen: "Ich bin froh, dass junge Menschen aus dem Ausland kommen, um hier zu helfen." Sie fühlt sich gut versorgt, auch wenn Unterhaltungen auf Deutsch anfangs nicht immer einfach seien: "Die jungen Leute lernen Deutsch ganz schnell. Wir haben hier im Heim zwei Neue von den Philippinen und die sind ganz lieb."

Schnellere Verfahren gegen den Pflegenotstand

Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) sieht das Modellprojekt "Fast Lane" (Überholspur) als Erfolgsgeschichte: "5.900 Anträge seit Juni letzten Jahres und eine Verkürzung der Bearbeitungszeit auf vier bis fünf Wochen." Statt verschiedener Behörden in einzelnen Regierungsbezirken prüft jetzt die Zentrale Stelle für ausländische Fachkräfte (ZSEF) alle Fragen zum Aufenthaltsrecht und beruflicher Qualifikationen.

Die gebündelte Zuständigkeit soll die Alten- und Pflegeheime sowie die Kliniken bei der Einstellung ausländischer Mitarbeiter entlasten. Für Mauren ist vieles neu: "Das Konzept des Altenheims, die Pflege dementer Patienten, aber auch mein privater Alltag mit verschiedenen Behördengängen. Oft ist die Sprache noch ein Problem." Neben der Arbeit lernt sie zweimal wöchentlich für den B2-Deutschtest, den Abschluss braucht sie für die staatliche Anerkennung ihrer Berufsqualifikation.

Integrationsleistung belastet den Arbeitsalltag

Jimmy Dacasim arbeitet seit neun Jahren als Pfleger in Rosenheim. Immer öfter kümmert er sich als Integrationshelfer um neue Kollegen: "Wir sind jetzt sieben philippinische Mitarbeitende und helfen, damit es keine Missverständnisse gibt."

Seine Aufgabe kostet wertvolle Arbeitszeit im Pflegealltag. Doch eine eigene Planstelle wird weder von den Pflege- und Krankenkassen noch staatlich finanziert. Doris Schneider ist Geschäftsführerin der Caritas-Altenheime in der Diözese München-Freising. Sie betont: "Integration ist damit eine Zusatzbelastung für unsere Pflegeteams, die ohnehin mit knappen Personalschlüssel arbeiten. Es braucht den politischen Willen, für zusätzliche Ressourcen zu sorgen." Wie bei anderen Heimträgern stammt bei der Caritas Oberbayern über die Hälfte der Beschäftigten aus dem Ausland. Doris Schneider erklärt: "Von den anderen 50 Prozent hat ein Teil ebenfalls einen Migrationshintergrund, das ist also eine große Integrationsleistung, die unsere Heime für die Gesellschaft erbringen."

Fortschritt im Wettbewerb um Pflegekräfte

Die "Fast-Lane" soll Bayern im internationalen Wettbewerb um Fachkräfte attraktiver machen und verzeichnet bereits um 25 Prozent gestiegene Antragszahlen. Michael Weiss-Gehring von der Fachkräfteschmiede Erlangen bietet Qualifikationskurse für ausländische Pflegekräfte an, die zusätzliche Fachkenntnisse für eine Berufsanerkennung benötigen. Gehring wünscht dabei weniger Bürokratie: "Die Digitalisierung der Berufsanerkennung ist ein Meilenstein, auch die geringere Gebühr, die statt früher 250 Euro jetzt 40 Euro kostet. Allerdings bleibt die Visavergabe ein Flaschenhals."

Maureen arbeitet momentan als Pflegehilfskraft in St. Peter Altenheim in Kiefersfelden: "Ich bin sehr zufrieden, alle sind sehr nett, die Senioren und auch die Kollegen und Chefs." Nach dem Besuch in Rosenheim hofft sie, dass sie mit bestandenem Deutschtest bald entsprechend ihrer Qualifikation arbeiten kann.

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