Vor dem Hofer Landgericht wird am Donnerstag der Prozess um eine Verfolgungsjagd mit der Polizei fortgesetzt, bei der ein Polizist nahe Münchberg lebensgefährlich verletzt worden war. Laut Anklage geht es unter anderem um versuchten Mord. Die heute 25 und 23 Jahre alten Angeklagten aus dem Großraum Berlin ließen zum Prozessauftakt am 2. November über ihre Anwälte erklären, dass es ihnen sehr leidtue.
Mit gestohlenen Kennzeichen unterwegs
Ihr Fahrzeug sei ein 600 PS starker Audi gewesen, teilte der mutmaßliche Fahrer über seinen Anwalt mit. Mit gestohlenen Kennzeichen waren die beiden Angeklagten damit vor rund einem Jahr auf der A9 auf der Flucht vor einer Polizeikontrolle. Der damals 24 Jahre alte Fahrer besaß keinen Führerschein. In der Erklärung, die sein Anwalt verlas, gab er an, während der Fahrt Marihuana geraucht zu haben. Da er wenige Monate zuvor bei einem Freigang nicht in die Justizvollzugsanstalt zurückgekehrt war, lag außerdem ein Vollstreckungsbefehl gegen ihn vor. "Ich war wie im Rausch und konnte nicht mehr klar denken", gab der Anwalt seine Worte wieder. "Ich wollte nur nicht wieder ins Gefängnis." Sein Beifahrer habe ihm zugerufen, "gib Gas, die sind wegen uns hier!" Dann habe er sich "wie tot" gefühlt.
Verletzter Polizist hat bis heute Probleme beim Gehen
Beim Umfahren einer Polizeisperre bei Münchberg rammte der Wagen einen Polizisten, der sich zu Fuß in Sicherheit bringen wollte. Der 50-Jährige schilderte vor Gericht, dass er achtmal am Bein und einmal an der Hand operiert wurde und bis heute Probleme beim Gehen habe. Er musste zudem vom Außen- in den Innendienst wechseln. "Ich habe lebenslänglich", sagte der Beamte. Einen Brief, den der Hauptangeklagte ihm in die Reha-Klinik geschickt hat, habe er nur überflogen. "Ich habe nichts zu verzeihen", sagte der 50-Jährige.
Mit 600 PS auf der Flucht
Am Abend des 14. November vergangenen Jahres sollten die beiden Insassen eines Audi auf der A9 kurz vor der Ausfahrt Bayreuth-Süd kontrolliert werden. Statt dem vorausfahrenden Polizeiwagen zu folgen, soll der Fahrer stark beschleunigt haben und auf der A9 weiter in Richtung Norden gerast sein. Die Polizeibeamten nahmen die Verfolgung auf, verloren das Fluchtauto jedoch bei Bayreuth-Nord aus den Augen.
Fluchtwagen fährt Polizisten an: Lebensgefahr
Das Auto der Fliehenden wurde kurze Zeit später auf der Bundesstraße 2 zwischen Gefrees und Münchberg im Landkreis Hof gesichtet. Die Polizei errichtete daraufhin Straßensperren, indem sie zwei Streifenwagen quer zur Fahrbahn stellte. Die erste Sperre umfuhr der Fahrer laut Anklage auf dem Gehweg. Als er die zweite Straßensperre nahe der Autobahnauffahrt Münchberg-Süd durchbrach, erfasste der Wagen einen Polizeibeamten und verletzte ihn lebensbedrohlich am Bein. Kollegen leisteten ihm Erste Hilfe.
Festnahme bei Münchberg am folgenden Nachmittag
Nach der Kollision mit dem Beamten soll der Fahrer die Kontrolle über den Wagen verloren haben. Er fuhr noch etwa 150 Meter über eine Wiese, wo das Auto steckenblieb. Beide Insassen setzten die Flucht zu Fuß fort. Erst am Nachmittag des folgenden Tages wurden sie nach einer Großfahndung in der Scheune eines landwirtschaftlichen Anwesens bei Münchberg gefunden und festgenommen.
Staatsanwaltschaft wirft Fahrer versuchten Mord vor
Der Fahrer ist unter anderem wegen versuchten Mordes angeklagt. Dem Beifahrer wirft die Staatsanwaltschaft vor, er habe seinen Freund dazu angestiftet, sich der Polizeikontrolle zu entziehen. Die Anklage lautet Anstiftung zu einem verbotenen Kraftfahrzeugrennen. Zudem soll er einem Polizisten vor die Füße gespuckt haben, weshalb ihm auch Beleidigung vorgeworfen wird.
Das Landgericht Hof hat bislang sechs Verhandlungstage angesetzt. 24 Zeugen und drei Sachverständige sind geladen. Am 16. November könnte das Urteil fallen.
Der Artikel wurde aktualisiert.
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