Viele Schüler und Schülerinnen leiden an Depression und Angststörungen. Lehrkräfte sind damit oft überfordert. Ein Infoportal soll nun helfen.
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Viele Schüler und Schülerinnen leiden an Depression und Angststörungen. Lehrkräfte sind damit oft überfordert. Ein Infoportal soll nun helfen.

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Psychisch kranke Jugendliche: Neues Infoportal für Lehrkräfte

Psychisch kranke Jugendliche: Neues Infoportal für Lehrkräfte

Depressionen und Angststörungen: Mehr als 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler zeigen psychische Auffälligkeiten. Lehrkräfte sind damit oft überfordert. Das Infoportal "ich bin alles @Schule" soll nun helfen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Depressionen, Angststörungen und Selbstverletzungen: Seit ihrem zehnten Lebensjahr leidet Viki darunter. Lange Zeit wusste sie nicht, was mit ihr los ist. Viki hatte Angst, in die Schule zu gehen, Angst vor Prüfungen. Immer wieder meldete sich die Münchner Schülerin krank, um nicht in die Schule gehen zu müssen.

"Ich habe oft ein halbes Jahr gefehlt", erzählt sie. Dazu kam die unbewusste Selbstverletzung. Dadurch wurde ihre psychische Erkrankung sichtbar. Ihre Mutter reagierte und ging mit ihr zum Psychotherapeuten. "Als ich zum ersten Mal da war, dachte ich, ich bin verrückt."

17-Jährige erzählt: Lehrer haben nicht reagiert

Mehrere Psychotherapeuten, Tagesklinikaufenthalte und Schulwechsel folgten. Sieben Schulen hat Viki durchlaufen. Rückblickend hätte sich die heute 17-Jährige mehr Unterstützung von ihren Lehrern gewünscht. "Ich hatte immer das Gefühl, dass die Lehrer gern mit verschlossenen Augen durch die Gegend laufen."

Dabei hätte man bei Viki schnell durch ihre Panikattacken beim Abfragen oder durch einen Test merken können, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Aber ihre Lehrerinnen und Lehrer haben sie nie darauf angesprochen. Viki lag entweder zitternd am Boden oder lief weinend aus der Klasse und versuchte, sich auf der Schultoilette zu beruhigen.

Lehrkräfte oft überfordert mit Depression und Ängsten

Die Zahl der Schüler und Schülerinnen mit psychischen Erkrankungen sei in den vergangenen 20 Jahren deutlich gestiegen, stellt Schulpsychologe Alexander Geist fest. Er arbeitet an einem Gymnasium im oberbayerischen Erding. Parallel ist der 64-Jährige an der Schulberatungsstelle Oberbayern-Ost tätig. Oft beginnen psychische Belastungen mit leichten Depressionen, dann häufig gepaart mit sozialen Ängsten und Prüfungsängsten. Lehrerinnen und Lehrer sind damit oft überfordert.

Das Problem: Lehrkräfte sind für psychische Erkrankungen bei Schülern nicht ausgebildet. Oft trauen sie sich nicht und wissen nicht, ob und wie sie vermutlich psychisch erkrankte Schülerinnen und Schüler ansprechen sollen, berichtet Geist, seit 35 Jahren Schulpsychologe. Die Symptome von psychischen Erkrankungen seien nicht immer eindeutig und könnten auch Pubertätsmerkmale sein wie: nicht in den Unterricht kommen, verspätet kommen, Hausaufgaben nicht machen. "Das abzugrenzen und zu erkennen, wann ist es eine Depression, wann eine Angststörung – das fällt einem normalen Lehrer sehr schwer."

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Das Infoportal für Lehrkräfte "ich bin alles @Schule" ist entwickelt von LMU-Kinder- und Jugendpsychiatrie, Pädagogen und der Beisheimstiftung.

"ich bin alles @Schule": Infoportal soll Lehrkräfte unterstützen

Nun soll das Infoportal "ich bin alles@Schule" Lehrkräfte unterstützen. Das Wichtigste sei, die psychischen Belastungen bei Schülerinnen und Schülern wahrzunehmen und zu verstehen, sagt Psychologin Lucia Iglhaut von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der LMU München. Sie hat das Infoportal zusammen mit Kollegen, Pädagogen und der Beisheim-Stiftung entwickelt.

Der Schulpsychologe Alexander Geist begrüßt die neue Informtionsplattform. Diese sei wissenschaftlich fundiert und gebe den Lehrinnen und Lehrern schnell grundlegende, praxisorientierte Hilfestellungen.

Bedarf an Hilfestellungen für Lehrer ist groß

Ängste und Depression wirkten sich negativ auf die Lernentwicklung aus und erhöhten das Risiko, eine Klasse zu wiederholen, von der Schule fernzubleiben oder die Schule abzubrechen. Psychologin Iglhaut stellt fest: Der Bedarf an Informationen und Hilfestellungen bei Lehrkräften sei vor allem seit Corona groß. "Wir wollen den Lehrkräften fundierte Informationen an die Hand geben, damit sie mit den Schülerinnen und Schülern kommunizieren und sie unterstützen können."

Das Infoportal "ich bin alles@schule" soll nicht nur bei psychischen Belastungen unterstützen, sondern präventiv helfen und die psychische Gesundheit nachhaltig stärken.

Jugendpsychiatrie: Immer noch lange Wartelisten

Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden an psychischen Erkrankungen. So sei die Warteliste für einen Platz in der LMU-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie lang, berichtet ihr Leiter Professor Gerd Schulte-Körne. "Die Annahme, dass die Fallzahlen nach dem Ende der Pandemie zurückgehen, hat sich überhaupt nicht bestätigt, im Gegenteil." Man sehe einen noch größeren Handlungsbedarf.

Auch die Schulen müssen mit dieser Entwicklung umgehen. Das sei eine zunehmende Herausforderung für Lehrkräfte, so Schulte-Körne. Dabei könnten Lehrkräfte so viel bewirken. Das Infoportal soll nun dabei helfen.

Neues Infoportal ist eine Erweiterung

Auch Schülerin Viki findet es klasse, dass es nun die Website "ich bin alles @Schule" gibt. Sie hofft, dass die Lehrerinnen und Lehrer so ermutigt werden, auffällige Schülerinnen und Schüler anzusprechen. Ihr hätte das geholfen.

Bisher hat es die Informationsplattform "ich-bin-alles.de" für betroffene Eltern und ihre Kinder gegeben. Das neue Infoportal "ich bin alles@schule" ist eine Erweiterung und damit sollen nun direkt Lehrkräfte angesprochen werden. Es ist online unter diesem Link erreichbar.

Dieser Artikel ist erstmals am 7. November 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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