Die Augsburger Hühner, gezüchtet von Julius Meyer, sind um 1870 durch eine Kreuzung der französischen Rasse La Fleche mit italienischen Lamotte-Hühnern entstanden. Das erste Augsburger Huhn erblickte streng genommen gar nicht in Augsburg das Licht der Welt, sondern in Haunstetten. Das war früher eine eigenständige Stadt und nicht wie heute ein Stadtteil von Augsburg. Der aktuelle Bestand wird auf wenige hundert Tiere geschätzt, einige davon hält der Hobby-Züchter Anton Schneider aus Friedberg in seinem Garten.
" Diese Augsburger Hühner, die gab es früher nur in schwarz mit so einem grünen Käferglanz. Wunderschön! Und dann eben das rote Gesicht und die weißen Ohrscheiben." Anton Schneider
Mittlerweile ist durch Kreuzungen auch eine Linie entstanden, bei der die schwarzen Federn bläulich glänzen. Wichtigstes Merkmal aber ist der Kronenkamm. Bei den schönsten Tieren bildet der Kamm oben auf dem Kopf der Tiere nämlich nicht einfach nur eine rote gezackte Linie, sondern einen Kreis, den sogenannten Kronenkamm. Auch für den 72-jährigen Hobby-Züchter Anton Schneider ist das Augsburger Huhn vor allem ein schönes Tier - und eines mit Ansprüchen.
"Das Augsburger ist ein Huhn, das man nicht in Käfige sperren kann. Ein Augsburger Huhn will Freiheit, das will sich bewegen. Sie sind vom Typ her auch sehr gute Futtersucher, die finden ihr Futter selber, wenn sie entsprechend Auslauf haben."
Verdrängt durch Hochleistungsrassen
Schon zur Zeit des Nationalsozialismus gerieten die Augsburger Hühner unter Druck. Sie durften nicht auf Geflügelschauen gezeigt werden, weil sie nicht reinerbig waren; der Rassenwahn im Dritten Reich machte selbst vor dem Federvieh nicht halt. Heute kann das Augsburger Huhn als Nutztier nicht mit den Hochleistungsrassen mithalten. Es ist ein Zweinutzungshuhn, das Eier und Fleisch liefert. Mit jährlich 150 bis 180 Eiern ist seine Legeleistung zwar recht ordentlich, die heutigen Hochleistungshennen aber legen fast das Doppelte. In letzter Zeit melden sich aber immer öfter private Hobby-Hühnerhalter bei Anton Schneider, weil sie sich mit Eiern selbst versorgen wollen. Jeder Lebensmittel-Skandal, zuletzt mit Fipronil belastete Eier, löst einen neuen Schub aus.
"Der Vorteil ist für uns immer, dass die Leute anrufen und wieder die alten Hühnerrassen wollen, weil sie sagen: 'Ich kann hier ein paar Hühner laufen lassen in meinem Garten, und dann habe ich meine eigenen Eier und brauche keine Angst haben, dass irgendwelche Pestizide drin sind.' Ich arbeite praktisch grundsätzlich nicht mit Medikamenten, von wegen Antibiotika oder irgendetwas. Da habe ich einen Auslauf bis da runter, wo die alle laufen können. Ja, das sind doch glückliche Hühner!"
Eier und Fleisch von "glücklichen Hühnern"
Der Rentner ist überzeugt, dass Fleisch und Eier von glücklichen Hühnern auch besser schmecken. Die große Massenproduktion sieht er kritisch.
"Ich kann durch Fütterung die Farbe des Eidotters bestimmen. Da kann man alles machen. Das machen die auch. Die ganzen Käfighühner und so weiter, die kriegen halt so Carotin und Zeug und Glump, dass sie goldgelbe Dotter haben. Aber das Ei [des Augsburger Huhns], wenn Sie das aufschlagen, da macht der Dotter so einen schönen Buckel und ist goldgelb und gut - und da ist was dahinter!"
Möglicherweise erlebt das Augsburger Huhn irgendwann doch noch eine Renaissance: Anton Schneider hat kürzlich Bruteier an die Landesanstalt für Landwirtschaft geliefert. Dort versucht man, das Augsburger Huhn leistungsstärker zu machen und vielleicht einmal als Zweinutzungsrasse zu etablieren. Dann gäbe es wieder echt bayerische Hühner in bayerischen Ställen.