Beschlossen ist offenbar noch nichts, aber man stehe in ernsten Verhandlungen, teilte die Grammer AG mit. Die Gespräche könnten demnach zu einem Angebot an die Aktionäre der Oberpfälzer Firma führen, wo der chinesische Investor bereits knapp ein Viertel der Anteile hält. Das Management selbst hatte im vergangenen Jahr Ningbo Jifeng als sogenannten weißen Ritter ins Boot geholt, als die umstrittene bosnische Investorenfamilie Hastor die Macht bei Grammer übernehmen wollte.
Damals ging es darum, eine feindliche Übernahme abzuwehren, nun geht Ningbo Jifeng selbst in die Offensive: Das Unternehmen hat 60 Euro pro Grammer-Aktie geboten, damit würde die Firma aus Amberg in der Oberpfalz mit rund 770 Millionen Euro bewertet.
Grammer: Spezialist für Auto-Innenräume
Grammer ist einer der führenden Zulieferer der Autoindustrie, etwa für Innenräume. Zu den Kunden zählt das Who-Is-Who der deutschen Hersteller, darunter Volkswagen, Daimler und BMW. Das Unternehmen mit Stammsitz Amberg ist weltweit aufgestellt, beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von etwa 1,8 Milliarden Euro. Mit Grammer könnte ein weiteres High-Tech-Unternehmen aus dem Freistaat einen chinesischen Eigentümer bekommen, nach Firmen wie dem Roboterspezialisten Kuka, dem Maschinenbauer Krauss-Maffei oder der Osram-Tochter Ledvance. Die Übernahmegespräche fallen mitten in eine politische Diskussion über den wachsenden Einfluss Chinas auf deutsche High-Tech-Firmen, der bei Kritikern die Sorge vor einem massenhaften Know-How-Abfluss geweckt hat.
Chinesische Investoren oft intransparent
Ein Kritikpunkt ist, dass oft nicht bekannt ist, wer tatsächlich hinter den chinesischen Investoren steht, und wie viel Einfluss Peking auf die jeweiligen Firma hat. Klar dagegen ist, dass China mit den Technologie-Käufen eine langfristige Strategie verfolgt. Das Land will im kommenden Jahrzehnt zur weltweit führenden High-Tech-Nation aufsteigen und baut deswegen gezielt Schlüsselindustrien aus. Dazu gehören neben dem Automobilbau auch die Luftfahrt, die Industrieautomatisierung, Robotik und alternative Energien.
Chinesen denken langfristig
Dabei verfolgen die Investoren meistens eine langfristige Strategie. Verschiedene Studien kamen zu dem Ergebnis, dass chinesische Käufer in der Regel die erworbenen Konzerne nicht schnell zerlegen, sondern weiter aufbauen. "Man schlachtet auch nicht die Gans, die goldene Eier legt", so ein Topmanager einer der übernommenen bayerischen Firmen. Eine Ausnahme ist die frühere Osram-Tochter Ledvance, die unter ihrem chinesischen Eigentümer einen harten Sparkurs mit angekündigten Werksschließungen und Stellenstreichungen angekündigt hat.