Der Rosenheimer Sporthändler Udo Siebzehnrübl, der insgesamt fünf Intersport-Filialen in Oberbayern betreibt, will sich über die Lockdown-Vorgaben hinwegsetzen und seine Filialen am 11. Januar auf alle Fälle öffnen. Seine Ankündigung sorgt für Aufsehen und ein großes Medienecho.
Handelsverbandssprecher: "Hilfeschrei an die Öffentlichkeit"
Siebzehnrübls geplante Aktion zeige, wie groß die Verzweiflung im Einzelhandel sei, sagt Bernd Ohlmann, Sprecher des Handelsverbands Bayern, dem BR. "Es ist ein Hilfeschrei an die Öffentlichkeit und auch an die Politik, etwas zu ändern." Gerade Sporthändler, Textileinzelhändler oder auch Schuhhändler hätten Millionen an Artikeln Winterware und keine Möglichkeit, diese an die Kundinnen und Kunden zu bringen, verdeutlicht Ohlmann die Lage.
Selbstverständlich sei das Öffnen der Geschäfte trotz Lockdown ein offener Rechtsbruch, sagt Ohlmann. Aus diesem Grund unterstütze der Verband die Aktion auch nicht. Dennoch vermutet der Verbandssprecher, dass sich vielleicht Nachahmer finden.
Viele Nachfragen wegen #wirmachen auf
In den sozialen Netzwerken gibt es seit dem Wochenende immer mehr Gruppen, die sich unter #wirmachenauf dafür aussprechen, am 11. Januar aufzusperren, egal, wie die rechtliche Lage bis dahin sein wird.
Die Initiatoren der Aktion bezeichnen sich selbst als unpolitisch. Allen voran ein - laut eigener Aussage - Besitzer eines Kosmetikstudios, der bisher alles umgesetzt habe, was erwartet wurde, jetzt aber am Ende seiner Existenz stehe und die Nase voll habe. In der Zwischenzeit haben aber auch bekannte Querdenker für die Initiative geworben, die Aufrufe geteilt. Beim Kurznachrichtendienst Twitter gibt es zur Aktion #wirmachenauf die Gegenbewegung #wirmacheneuchdicht.
Großes Medienecho und viel Unterstützung
Der Rosenheimer Sporthändler Udo Siebzehnrübl sagt im Gespräch mit dem BR, dass er sich nicht zur Gruppe der Querdenker zähle. Er sei ein ehrlicher Kaufmann. Er habe ehrliche Kunden, die bei ihm kaufen wollen und auch würden, wenn sie es dürften. Daher sei es ihm wert, auszuprobieren, was passiert, wenn er am Montag wirklich aufsperrt.
Seine Aktion habe bereits jetzt nicht nur ein großes Medienecho ausgelöst, er habe auch viele interessierte Nachfragen von anderen Einzelhändlern und -händlerinnen erhalten, erzählt Udo Siebzehnrübl. Und die Unterstützung seiner Kundinnen und Kunden. Hunderte Zuschriften habe er schon bekommen von Menschen, die am kommenden Montag bei ihm einkaufen wollen, erzählt er.
Siebzehnrübl: "Werde am Montag meine Geschäfte aufsperren!"
Der Sprecher des Handelsverbands Bayern rechnet damit, dass sich die Behörden das "nicht lange angucken werden" und ganz schnell Ordnungsamt, Aufsichtsbehörden oder Polizei vor dem Geschäft stehen werden.
Die Stadt Rosenheim, in der Siebzehnrübl eine seiner Filialen betreibt, will sich nicht zur geplanten Aktion äußern. Ein Sprecher sagte auf BR-Anfrage, die Stadt beteilige sich nicht an Spekulationen darüber, was einzelne Händler in der Zukunft tun werden.
Siebzehnrübl sagt, er nehme alles in Kauf und ergänzt: "Es ist ganz klar erwiesen, dass der Einzelhandel nicht verantwortlich ist für die Corona-Pandemie und auch nicht helfen kann, die Pandemie zu reduzieren. Darum werde ich auch am Montag meine Geschäfte aufsperren!"
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