Seit über 70 Jahren gibt es die kleine Manege neben dem Riesenrad, am Rand des Rosenheimer Herbstfestes. Der Großvater von Ronny Kaiser hat hier mit dem Ponyreiten begonnen, und die vierte Generation steht bereit, das Geschäft weiterzubetreiben. "Wir haben nichts zu verbergen", sagt Kaiser, "jeder kann hinter die Kulissen schauen, viele unserer Gäste tun das auch gerne." Und so zeigt er den Vertretern der SPD-Fraktion den mobilen Stall hinter der Reitbahn. Ruhig und kühl sei es hier, so Kaiser, und es gebe immer jede Menge Wasser für die Tiere.
SPD: Tierwohl ist beim Ponyreiten gefährdet
Tatsächlich dringt überraschend wenig Festlärm unter die Zeltplanen, der Stall wirkt sauber. Abuzar Erdogan, Fraktionschef der SPD im Stadtrat, ist durchaus beeindruckt. Es sei offensichtlich, dass die Vierbeiner hier gut gehalten würden, sagt er. Dennoch sehe er durch stundenlanges Herumkreisen vorne in der Manege in Lärm und Hitze das Tierwohl gefährdet. Wie lange die Ponys denn täglich ihrem Geschäft nachgehen müssten, fragt er Ronny Kaiser. Höchstens vier Stunden, so die Antwort, und dann kämen die Tiere auf die Koppel.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Hinter dem Stall ist ein Stück Wiese eingezäunt, zehn Ponys und Pferde treiben sich hier herum, sechs weitere tun gerade Dienst in der Bahn. Die Tiere auf der Koppel grasen, manche galoppieren mal ein kurzes Stück, manche nähern sich vorsichtig und beschnuppern den politischen Besuch. Es wirkt alles sehr friedlich. Die Familie Kaiser betreibt bei Augsburg einen Ponyhof mit 30 Tieren. Von hier aus fahren sie jedes Jahr auf sechs Volksfeste in Bayern. Vom kräftigen Appaloosa bis zum kleinen Pony – alles eigene Züchtungen, sagt Kaiser stolz. Die Tiere lägen ihm sehr am Herzen, er erfülle alle tierärztlichen Anforderungen bereitwillig und genauestens.
Regelmäßige Kontrollen im Stall
Dieser Betrieb sei der am besten kontrollierte auf dem Herbstfest, bestätigt Klaus Hertreiter vom Wirtschaftlichen Verband. Das Ponyreiten sei legal, alle Auflagen würden ständig überprüft – und der Zuspruch vor allem von Familien mit kleinen Kindern sei groß. Hertreiter meint, es sei doch schön, wenn so manches Kind hier einmal Gelegenheit bekomme, mit Tieren in so engen Kontakt zu treten.
Das Argument will Erdogan nicht gelten lassen. Da gebe es sicher bessere Möglichkeiten, sensible Tiere wie Pferde kennenzulernen. Man müsse das Tierwohl abwägen gegen den Sinn und Nutzen des Ponyreitens.
Distanzierung von Extremisten
Was Kaiser noch am Herzen liegt: die Aktivisten, die sein kleines Unternehmen bedrohen würden. Nach einer Demonstration habe es mehrere Sachbeschädigungen gegeben. Dutzende Bolzen für die Halterungen der Manege seien entfernt worden, dadurch sei Gefahr entstanden.
SPD-Stadtrat setzt auf ein Umdenken
Von solchen Taten einiger Extremisten distanziert sich der Stadtrat klar und deutlich. Ihm gehe es um einen sachlichen Austausch der Argumente und um Transparenz. Beides habe hier stattgefunden. Erdogan setzt auf ein langsames Umdenken beim Thema Ponyreiten und darauf, dass der Herbstfest-Veranstalter sich nächstes Jahr gut überlege, ob dieses Geschäft noch zeitgemäß sei.