Kommt der Ton noch, laufen die Finger so geschmeidig wie früher? Viel geübt hat kaum einer von ihnen während der langen Corona-Pause, alleine macht das einfach keinen Spaß, sagen die Musikanten der "Schönauer Musi". Blasmusik geht nur gemeinsam, und die Motivation hat auch gefehlt, weil ja kein Auftritt in Sicht war. Etwa 30 Frauen und Männer, Dirndl und Burschen besetzen für die Probe einfach den Dorfplatz, da stimmen die Abstände und die Nachbarn haben auch ihren Spaß.
Nur eine kleine Feier zum 100-jährigen Jubiläum
Schönau in der Gemeinde Tuntenhausen, von den 600 Einwohnern machen 500 beim Trachtenverein mit, zu dem die Kapelle gehört. Das hundertjährige Jubiläum wird heuer gefeiert, leider nur in sehr kleinem Rahmen. In normalen Zeiten wäre das ein Großereignis mit Festwoche und vielen Auftritten vor großem Publikum. Und auch finanziell hätte es einiges eingebracht. Das Geld ist aber kein großes Problem für die Blaskapelle - kaum Betrieb, wenig Kosten.
Mit Sorgen schaut der Dirigent der "Schönauer Musi", Sven Jungermann, aber, ob nach der langen Ruhepause noch alle kommen, ob der Nachwuchs dabei bleibt. Das wird nur gut gehen, glaubt er, wenn sich jetzt wieder was rührt. Diesen Wunsch teilen alle hier an den Querflöten und Klarinetten, an Flügelhörnern und Posaunen: Es soll weiter gelockert werden, durchaus bedächtig, aber sie wollen wieder Musik machen und ihre Gemeinschaft pflegen. So ähnlich wie ihnen geht es wohl allen Musikanten in Bayern. Allein im Musikbund Ober- und Niederbayern sind 700 Kapellen vertreten, mit 26.000 Mitgliedern.
Endlich wieder tanzen und platteln
Nur drei junge Paare verlieren sich im großen Saal des Klosterwirts in Fischbachau. Aber die Gesichter der Dirndl und Burschen strahlen - die erste Probe nach so langer Zeit. Und der Paartanz ist erlaubt, sogar ohne Maske. Da hat der Vorstand selber gestaunt, dass das so schnell möglich ist. Ganz genau haben Georg Auer und Sepp Bichler die Verlautbarungen zum Lockdown studiert, immer wieder überlegt, was geht und was nicht. Jetzt hängt noch viel am Raum: 20 Quadratmeter pro Person sollen es sein. Da braucht es schon einen riesigen Saal, wenn die Jugend vollständig antritt.
Veronika Trickl, Vortänzerin der "Broatnstoana Fischbachau" freut sich auch über den kleinen Neustart. Ihr ist das Leben in der Gemeinschaft sehr abgegangen. Viele, so glaubt sie, haben im Lockdown gemerkt, wie viel ihnen der Verein, die Feste, die Freundschaften eigentlich bedeuten.
"Das Leben im Trachtenverein gehört einfach zu mir dazu." Veronika Trickl
- Zum Artikel: Musikproben in Corona-Zeiten nur mit negativen Test und Abstand
Kampf um den Nachwuchs
Die Finanzen stimmten noch, sagt der Vorstand, man habe vorher gut gewirtschaftet, deswegen auch die angebotenen Hilfen nicht in Anspruch genommen. Allerdings sind nun mangels Veranstaltungen auch keine Einnahmen in Sicht. Wenn sich da nicht bald etwas ändere, dann werde es kritisch, fürchtet Georg Auer.
Schlimmer wären die Folgen für die Nachwuchsarbeit. Da fehlt nun schon ein Jahr, und die Kinder sind schnell bei anderen Hobbys, wenn der Trachtenverein nichts anbieten kann. Allein die Bayerische Trachtenjugend zählt über 100.000 Mitglieder. Eine stolze Zahl, die nicht kleiner werden soll.
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