Mausohren-Kolonie Feldkirchen
Bildrechte: Zahn, Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Bayern

Mausohren-Kolonie Feldkirchen

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Schlechtes Jahr für die Main-Spessarter Mausohren

Eine der größten Fledermauskolonien der Art "Großes Mausohr" im Landkreis Main-Spessart lebt in der Kirche von Wolfsmünster im Saale-Tal. Im Juli fand die jährliche Zählung statt. Das traurige Ergebnis: Viele Jungtiere haben es nicht geschafft.

"Wer Fledermäuse am Haus hat, kann sich glücklich schätzen", so Matthias Hammer, Leiter der Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Nordbayern. Die Tiere fressen viele Insekten, wie beispielsweise Stechmücken und ihr Kot ist ein guter Dünger. "Viele mögen Schwalben und Hausrotschwänzchen als Frühlingsboten und Stimmen des Sommers. Die Fledermäuse sind sozusagen die Nachtschicht, leider haben sie einen schlechteren Ruf."

Viel besser als ihr Ruf

Das Gotteshaus in Wolfsmünster kann sich also glücklich schätzen, eine so große Population der Tiere zu beherbergen. "Wir als Region haben gemeinsam eine ganz besondere Verantwortung für die Mausohren", sagt Oliver Kaiser, Geschäftsführer des Naturparks Spessart e.V. "Main-Spessart hat so viele Kolonien dieser Fledermausart, wie kein anderer Landkreis in Bayern".

Letzten Monat kontrollierten Expertinnen und Experten das Quartier in Wolfsmünster und zählten die Mausohren, auch Myotis myotis genannt. Dazu waren Matthias Hammer und Mitarbeitende der Naturschutzbehörden in Karlstadt und Würzburg gekommen. Unterstützt wurden sie vom örtlichen Kirchenpfleger, der sich seit vielen Jahren für den Fledermausschutz einsetzt. Das Ergebnis der Zählung hat alle aufgeschreckt.

2021 ist ein schlechtes Jahr für Fledermäuse

Doch 2021 ist offenbar kein gutes Fledermausjahr. Nur 300 Tiere konnten in Wolfsmünster erfasst werden. In anderen Jahren wurden schon wesentlich mehr der fliegenden Säuger im Dachgebälk der Kirche gezählt. Einmal waren es sogar 1.600 Tiere. Damals war eine Kolonie aus der Scherenburg im rund zehn Kilometer entfernten Gemünden am Main mit eingezogen.

Die Mausohren haben in den hiesigen Laubwäldern eigentlich ein gutes Jagdgebiet, wissen die Experten. Vor allem Laufkäfer stehen auf ihrer Speisekarte. "Da ist der Spessart sehr ergiebig, er kann viele große Kolonien satt machen", weiß Matthias Hammer.

Wetter sorgt für schlechte Bilanz

Ein Grund für die schlechte Bilanz heuer sind die regnerisch-kalten Nächte, in denen es nur wenige Insekten gab. "Die Fledermausmütter haben dann zu wenig Milch, die Jungen werden schwach und kommen nicht durch", so der Experte. In den vergangenen trockenen Sommern der Vorjahre hingegen waren die Temperaturen zu hoch. "Die Tiere verglühen dann fast hinter den Ziegeln in den Kirchendächern, auch das schwächt sie." Daher sei es wichtig, dass die Fledermäuse vorübergehend auf andere Quartiere ausweichen könnten.

Fledermäuse brauchen ein Netzwerk aus Quartieren

Die Mausohrweibchen sind eigentlich geprägt auf den Dachstuhl, in dem sie geboren wurden. Dorthin kommen sie immer wieder zurück – bis zu 15 Jahre lang. "Es gibt jedoch Phasen", so Hammer, "da weichen sie auf ein anderes Quartier aus." Sie besuchen sozusagen Verwandte und schaffen sich eine Rückversicherung für Zeiten, in denen das eigene Quartier nicht aufgesucht werden kann.

Trotz Fledermäusen: Sanierung ist möglich

Fledermäuse darf man nach dem Naturschutzgesetz nicht vertreiben oder gar das Quartier zerstören. Aber: "Fledermäuse verhindern notwendige Sanierungsmaßnahmen nicht", so der Biologe. Man könne beide Belange immer unter einen Hut bringen, sollte sich aber frühzeitig mit Expertinnen und Experten in Verbindung setzen. Erster Ansprechpartner ist die Untere Naturschutzbehörde im jeweiligen Landratsamt.

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