Es war die Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe und sie ist weit sichtbar: Schloss Seehof in Memmelsdorf bei Bamberg. Doch das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert musste in den letzten vier Jahren saniert werden. Rund 12,5 Millionen Euro investierte der Freistaat Bayern. Jetzt sind Schloss und Park wieder für Besucher geöffnet.
Sommerresidenz erstrahlt im neuen Glanz
Vier Jahre dauerten die Arbeiten am Schloss, das die Bayerische Schlösserverwaltung betreut. Die Baumaßnahmen konnten jetzt weitgehend abgeschlossen werden. An den Freianlagen sind noch Restarbeiten der Steinmetze am repräsentativen "Seegitter" sowie kleinere Rückbau-, Wiederherstellungs- und Ausbesserungsarbeiten in Ausführung. Sie sollen im Herbst abgeschlossen werden. Von den Kosten blieb die Schlösserverwaltung im Rahmen und das, obwohl es sich um umfangreiche Sanierungsarbeiten handelte.
Vom Jagdhaus zur Sommerresidenz
Im 15. Jahrhundert diente die Anlage als Jagd- und Landhaus. Die Bauarbeiten zur Vierflügelanlage wurden im 17. Jahrhundert unter dem Bamberger Fürstbischof Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg begonnen. Neue Besitzer fügten neue Ideen im Laufe der Zeit hinzu. So zum Beispiel Fürstbischof Johann Philipp Anton von Franckenstein. Er ließ den Weißen Saal durch den Hofmaler Guiseppe Appiani neu ausstatten, von dem auch die Deckenfresken in der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen stammen.
Der deutsche Bildhauer Ferdinand Tietz schuf die Kaskade und die Skulpturen im Park. Er gilt als der größte Bildhauer des fränkischen Rokoko. Tietz diente unter sechs Bischöfen und starb sogar auf Schloss Seehof. Zwei über 200 Jahre alte Original-Figuren stehen noch direkt vor dem Schloss. "Sie sind neu gefasst worden, denn sie waren stark beschädigt", erklärt Jürgen Bauer von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Im 18. Jahrhundert standen im Park des Schlosses einmal 400 Tietz-Figuren.
Aufwändige Arbeiten am Schloss und in der Anlage
Die Sommerresidenz hatte viele Besitzer und wurde unterschiedlich genutzt. 1975 kam es in einem relativ desolaten Zustand in den Besitz der Bayerischen Schlösserverwaltung. Das Landesamt für Denkmalpflege übernahm damals die grundlegende Instandsetzung. Seitdem muss der Staat jedes Jahr rund 150.000 Euro für die Instandhaltung investieren. Immer wieder kamen größere Restaurierungsarbeiten dazu. Die jetzige Sanierung mit Gesamtkosten von über 12 Millionen Euro umfasste vor allem die Arbeiten am Dach.
Die Schieferabdeckung war zum größten Teil noch auf der historischen Unterdeckung aufgenagelt. "An vielen Stellen hatte sie sich gelöst und jetzt war das Reparieren einfach nicht mehr wirtschaftlich", so Bauer. "So ein Dach nur neu einzudecken, hätte zu kurz gegriffen. Deshalb haben wir den Dachstuhl instand gesetzt und Kaminköpfe zum Teil erneuert. Jede Arbeit, die hier am Schloss durchgeführt wurde, war Handwerksarbeit vom Allerfeinsten, weil es viel Können voraussetzt." Auch die Fassade war ein großer Renovierungspunkt. Ein Drittel des Kalkputzes ist noch original. Das heißt, mehr als 300 Jahre alt. Doch es bildeten sich hohl liegende Flächen und tiefe Risse, mit einem Kalk-Kaseinfarbanstrich hat es nun wieder seine leuchtend gelbe Farbe. Eine Rundum-Sanierung erhielt auch die Parkmauer, die Parkausstattung mit Parktreppen und die Parkfiguren. Jetzt lässt sich wieder im großen Park flanieren, verweilen und entspannen.
Zitrusfrüchte waren das Gold des 18. Jahrhunderts
21 Hektar groß ist das Gelände. Der Schlosspark war im 18. Jahrhundert eine der berühmtesten Rokokoanlagen Deutschlands. Die Orangerie, aber auch die Brunnen lassen die Anlage nach vier Jahren der Restaurierung und Sanierung wieder im alten Glanz erstrahlen. Im Mittelpunkt des Gartens steht die 1772 geschaffene, nach der Säkularisierung zunehmend verfallene und 1995 wieder in Betrieb genommene Wasserspiele. In den Sommermonaten sind sie immer zur vollen Stunde zu sehen. Doch in Schloss Seehof versteckt sich auch eine außergewöhnliche Zitrusfrüchtesammlung und -züchtung. Sie liegt zu Füßen des Schlosses vor der Orangerie, die daher ihren Namen erhielt.
Die Fürsten ließen sich mit ihren Orangen- und Zitrusfrüchten malen, um ihren Reichtum zu zeigen. Bis zu 3.000 solcher Bäume standen einmal hier im Park, erzählt Oliver Laufer von der Bayerischen Schlösserverwaltung. Unzählige Gärtner kümmerten sich um die Pflanzen. Die Orangerie, in der die kostbaren Pflanzen überwinterten, hatte extra Heizer, die Tag und Nacht für die richtige Temperatur in den Gebäuden sorgen mussten. 1.800 Ster Holz wurden dazu hier im Winter verschürt.
Heute versuchen die Verantwortlichen der Bayerischen Schlösserverwaltung den Bestand zu erweitern und immer neue Sorten, die es damals hier schon gab, wieder zu züchten. Rund 200 Zitrusbäume stehen jetzt wieder vor der Orangerie.
Der Großteil des Schlosses wird heute vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege genutzt. Für Besucher sind neun Schauräume des restaurierten Appartements der Fürstbischöfe zugänglich, darunter der "Weiße Saal" mit dem virtuosen Deckengemälde von Giuseppe Appiani.
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