Am Morgen ist es still in Schönau am Königsee. Kaum einer ist auf der Straße, in der kleinen Nachbarschaftssiedlung am Rande der Gemeinde. Bagger stehen am Hang, aber niemand sitzt darin. Ein Garten ist zu einer einzigen Kiesgrube geworden. Etwas schief auf den Steinen steht eine Schaukel - verlassen. In einem Baum hängt ein Trampolin.
An diesem Morgen, gegen halb sieben in der Früh, regt sich noch nichts. Es ist die Stille nach den Aufräumarbeiten – und davor.
Schönau am Königsee besonders getroffen
Schönau am Königssee wurde seit Samstagabend besonders von dem Starkregen und dem Hochwasser getroffen. Die weltberühmte Bobbahn wurde zerstört, weggerissen von Schlamm und Wasser. Rund um die Königsseer Ache mussten Menschen ihre Häuser verlassen, so wie auch hier, in dem kleinen westlichen Gemeindeteil.
Hier waren am Samstagabend Schlamm, Wasser und Kies den Berg hinabgerollt und tief in mehrere Häuser vorgedrungen. Mittlerweile durften die Menschen zurück in ihre Häuser, aber drei Gebäude sind noch unbewohnbar.
Aufräumarbeiten haben begonnen
Bereits gestern begann die Nachbarschaft mit den Aufräumarbeiten. Die ganze Nacht habe er geschaufelt, berichtet ein Anwohner dem BR. Und dabei hat Peter Huber noch Glück gehabt. Bei ihm lief der Schlamm nur in den Garten, das Haus ist unversehrt geblieben.
Aber seinen Nachbarn hat es schwer erwischt. Ein Bagger schaufelt dort durch eine Tür Schlamm aus dem, was vermutlich einmal das Wohnzimmer war. Zu erkennen ist nur noch ein großer Bauernschrank. Aus dem Schlamm ragen Seiten eines Buches. Tintenherz, von Cornelia Funke. Nur, dass sich das Haus nicht durch Wörter zurückholen lässt, wie es in dem Roman möglich gewesen wäre. Peter Huber sagt: "Wir sind erst fertig, wenn die ganze Siedlung wieder frei von Schlamm ist."
Menschen helfen einander
Im Laufe des Morgens kommen immer mehr Menschen an den Ort. Sie wollen helfen, bringen Schaufeln und Eimer. Andere setzen sich in die Bagger und verladen eine Schippe nach der nächsten auf die Ladefläche von Transportern.
Hansi fährt mit einem kleinen Transporter vor. Er arbeitet für die lokale Brauerei. Kistenweise hat er Getränke dabei: Wasser, Saft, Schorle, Bier. "Wenn so etwas passiert, dann halten wir natürlich alle zusammen", sagt er. Und er könne eben mit Getränken helfen.
Gelebte Dorfgemeinschaft: "Wir halten natürlich alle zusammen"
Anwohner berichten dem BR gerührt davon, wie viele Menschen helfen würden. Peter Huber sagt: "Hier haben Menschen geschaufelt, die habe ich noch nie gesehen." Monika sagt: "Da kriege ich Gänsehaut."
Neben Freunden oder Bekannten unterstützen weiterhin die Feuerwehr und das THW. 70 Leute sind circa im Einsatz. Ab dem Vormittag kommen auch 50 Soldaten des Gebirgsjägerbataillons. Sie helfen, aufzuräumen und den Ort zu sichern.
Kampf gegen die Zeit
Nötig ist für die Menschen jede Hilfe. Denn sie schaufeln gegen die Zeit. Der Einsatzleiter Sebastian Walch erklärt dem BR: "Wir müssen weiter machen", denn, wenn der Schlamm trocken sei, werde er hart wie Beton und dann sei das "kei‘ Gaudi mehr."
Auch davon hängt wohl ab, wie hoch der Schaden sein wird. Noch ist das unklar. Fest steht allerdings: Für manche Menschen hier in Schönau geht es um ihre Existenz. Sie hoffen auf schnelle Unterstützung.
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