Wer mit offenen Augen durch den Wald geht, entdeckt viele Wunder der Natur. Besonders faszinierend sind für viele Menschen Pilze. Ein Grund neben ihrer vielfältigen Erscheinung ist sicherlich auch, dass sie nicht so einfach in unsere pauschale Einteilung in Pflanzen oder Tiere passen. Schwammerl sind irgendwie anders.
Waldführungen für Kinder und Erwachsene
Einer, der sich besonders gut mit diesen geheimnisvollen Wesen auskennt, ist der "Schwammerlscholz" aus der Hallertau. Bernhard Scholz hat eigentlich einen anderen Beruf, in seiner Freizeit ist er jedoch als Pilzlehrer und -berater tätig.
Schon zu seinen Studienzeiten an der Universität Eichstätt hat er seine Kommilitonen beim Schwammerl-Suchen beraten. Heute gibt er auch Führungen für Erwachsene und Kinder im Wald. "Mich faszinieren die Zusammenhänge der Natur und die Artenvielfalt", erzählt er. "Alleine in Bayern gibt es rund 10.000 Großpilzarten". An den Pilzen findet er vor allem die Formenvielfalt und die Verwendbarkeit der verschiedenen Schwammerl spannend: "Das ist meine persönliche Passion!"
Schwammerlberater: 80 Pilzarten in Bayern bedenkenlos genießbar
Scholz sagt, dass der "Run auf die Natur", wie er es nennt, in den letzten Jahren zugenommen hat. Bei seinen Führungen im Wald wollen die Menschen von ihm wissen, welche Schwammerl zum Essen abgeschnitten werden können und wie man sie erkennt, bzw. von giftigen Pilzen unterscheidet. Dieses Wissen ist wichtig, denn laut Bernhard Scholz sind nur rund 80 Pilzarten in Bayern bedenkenlos genießbar. Der Schwammerlberater empfiehlt deshalb: "Im Zweifel immer einen 'Guide' mitnehmen".
- Essbare Pilze Bild für Bild: Diese Pilze können Sie genießen
- Vorsicht giftig! Diese Pilze sind gefährlich!
Wichtig sei auch zu wissen, so Scholz, dass Speisepilze nur in haushaltsüblichen Mengen aus dem Wald genommen werden dürfen. Wer beispielsweise 15 Kilo Steinpilze sammelt, müsse - falls er oder sie erwischt werde - mit hunderten bis tausenden Euro Strafe rechnen. Und: "Auch eine Zeckenimpfung ist elementar", so der "Schwammerlscholz".
In vielen bayerischen Städten und Landkreisen wird in der Schwammerlsaison eine kostenlose Pilzberatung angeboten. Links zu den Beratungsstellen und Telefonnummern finden Sie hier im Überblick.
"Wood-Wide-Web": Bäume und Pilze kommunizieren miteinander
Dass Bäume miteinander kommunizieren, ist mittlerweile unter Experten unumstritten. In den letzten Jahren wurde jedoch zunehmend bekannt, welche wichtige Rolle Pilze dabei spielen.
Die Kommunikation funktioniert so: Der Pilz umschließt die Wurzeln eines Baumes und lässt sein Geflecht auch zu anderen Bäumen hinüberwachsen. Durch die Verbindung mit anderen Pilzen und Wurzeln entsteht ein weitläufiges und eng verflochtenes Netzwerk, womit Wasser, Nährstoffe und Informationen, beispielsweise über Schädlingsbefall, "ausgetauscht" werden. Peter Wohlleben vergleicht in seinem Buch "Das geheime Leben der Bäume" dieses Netzwerk mit unserem Internet: "Pilze sind so etwas wie das Internet des Waldes".
Mittlerweile spricht sogar die Wissenschaft von einem sogenannten "Wood-Wide-Web". Damit ist die Kommunikation der Bäume mit Hilfe der Pilze gemeint. Was und wie viel im Wald ausgetauscht wird, da gehen die Meinungen der Experten jedoch teilweise noch auseinander.
Können Pilze "sprechen"?
Pilze kommunizieren nicht nur mit Bäumen (die sie mit Zucker versorgen), sondern auch untereinander. Eine 2022 veröffentlichte Studie untersuchte die elektrischen Impulse einiger Pilzarten. Heraus kam dabei, dass die Phasen der elektrischen Aktivität artspezifisch waren und von einer bis zu 21 Stunden dauern können. Auch die Intensität der Impulse unterschied sich je nach Pilzart.
Der Autor der Studie stellte bei den elektrischen Impulsen der Pilze sogar Ähnlichkeiten mit der menschlichen Sprache fest. Einige Pilze, wie beispielsweise der Spaltblättering, verwenden laut der Studie bis zu 50 verschiedene "Wörter".
Nach den neuesten Forschungen können Pilze also neben der Kommunikation mit Bäumen sich auch untereinander mit Hilfe von elektrischen Impulsen verständigen.
Sind Pilze Pflanzen oder Tiere?
Während man früher davon ausging, dass Pilze eine Pflanzenart sind, wurden sie in den letzten Jahrzehnten eher zu den Tieren gerechnet.
Der Grund dafür ist, dass Schwammerl zwar sesshaft sind wie Pflanzen, jedoch keine Photosynthese bilden können. Pilze müssen sich daher wie Tiere von organischen Nährstoffen ihrer Umgebung ernähren, die sie meist durch Abgabe von Enzymen aufschließen. Allerdings unterscheiden sie sich auch hierbei von den meisten Tierarten, denn sie können diese Teilchen nur in gelöster Form aus der Umgebung aufnehmen.
Pilze sind also weder "richtige" Pflanzen noch Tiere. Sie werden heutzutage den sogenannten "Eukaryoten", also Lebewesen, deren Zellen einen Zellkern haben, zugeordnet. Pilze bilden das dritte große Reich eukaryotischer Lebewesen neben den Tieren und den Pflanzen.
Interessant ist dabei auch die Fortpflanzung: Die meisten Pilze vermehren sich überwiegend asexuell. Es gibt aber auch Arten, beispielsweise bei den Ständer- oder Schlauchpilzen, wo es zu einer komplexen sexuellen Fortpflanzung kommt. Bei beiden Arten der Vermehrung werden Sporen gebildet und verbreitet.
Pilze gehören zu den größten Lebewesen der Erde
Und noch eine Besonderheit zeichnet viele Pilzarten aus: Ihre dünnen Fäden durchdringen und durchweben den Waldboden. So kann sich ein einziger Pilz im Laufe von Jahrhunderten über mehrere Kilometer ausbreiten. Somit gehören Pilze zu den größten Lebewesen der Erde.
(Bitte das erste Bild anklicken, damit die Bildunterschriften angezeigt werden.)
Welche Auswirkung hat die Trockenheit auf die Pilze?
"Geschwächter Baum - geschwächter Pilz", sagt dazu der "Schwammerlscholz" aus der Hallertau. Auch der Waldführer bemerkt die Auswirkungen der anhaltenden Trockenheit auf die derzeitige Anzahl der Pilze im Wald. Obwohl rund um die Kitzbüheler Alpen schon die Pfifferlinge sprießen (siehe Bildergalerie oben), sind in in den heimischen Wäldern in Bayern derzeit noch kaum Schwammerl zu finden.
Bernhard Scholz setzt jetzt große Hoffnungen auf den Regen. Dann können die Schwammerl-Sucherinnen und Sucher bald wieder losziehen. Obwohl es viele ganzjährige Pilzarten gebe, erklärt Scholz, wachsen die meisten Speisepilze im Spätsommer bis Herbst und das dauere dann auch nur wenige Tage: "Pilze wachsen schnell aus dem Waldboden empor, teilweise sogar über Nacht".
Wie gesund sind Pilze?
Schwammerl schmecken nicht nur gut, sie sind auch gesund. Sie enthalten Kalzium, Magnesium und andere Mineralstoffe sowie Spurenelemente. Außerdem noch, je nach Art, verschiedene Vitamine.
Zu rund drei Vierteln bestehen Schwammerl aus Wasser, außerdem enthalten sie kaum Fett, dafür aber Chitin. Das macht zwar lange satt, kann aber dafür sorgen, dass Pilze schwer im Magen liegen. Deshalb sollten Pilzgerichte immer gut gekocht werden, damit sie verdaulicher sind. Zu den gesündesten heimischen Speisepilzen zählen übrigens die Champignons.
- Welche Schwammerl sind essbar, wo sind sie zu finden und wo lauern Gefahren? BR24 hat hier Tipps für Sie zusammengefasst.
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