In seiner ersten Regierungserklärung als Bayerischer Ministerpräsident hat Markus Söder die Idee eines dritten Nationalparks vorerst beerdigt. Anfangs waren der Frankenwald und der Spessart als dritter Nationalpark vorgesehen. Nach vehementen Widerständen in diesen Regionen kamen als Ersatz die Donau-Auen zwischen Lechmündung und Weltenburg in die engere Auswahl und die Rhön zwischen Hessen und Bayern. Beide Nationalpark-Pläne werden jetzt nicht in die Tat umgesetzt.
"Wir stellen die Idee eines Nationalparks weit zurück, meine Damen und Herren." Markus Söder, bayerischer Ministerpräsident
Um gleichzeitig die Gemüter der Nationalpark-Befürworter zu beruhigen, will Markus Söder die bestehenden Naturparks stärken und sogenannte Umweltbildungsstätten einrichten.
"Ein dritter Nationalpark wird nicht helfen, die Schöpfung zu bewahren. Wir wollen sie in der Fläche haben, in ganz Bayern." Markus Söder
Konkret versprach Söder:
"Wir werden ein Biodiversitätszentrum in der Rhön, ein Walderlebnis- und Eichenzentrum im Spessart, das Zentrum Naturerlebnis Alpin am Riedberger Horn und an der Donau ein begehbares Donau-Aquarium zusammen mit dem Haus im Moos einrichten. Wir verbieten nicht die Nutzung der Natur – wir laden ein, die Natur zu erleben." Markus Söder, bayerischer Ministerpräsident
Enttäuschung über das Aus für einen dritten Nationalpark
Von einem "schwarzen Tag für den Naturschutz" sprach der Grünen Landtagsabgeordnete Thomas Mütze aus Aschaffenburg. Es gebe keinen sachlichen Grund, die Suche nach einem geeigneten Standort für einen dritten Nationalpark so mir nichts, dir nichts aufzugeben – so Mütze.
Enttäuscht vom Nationalpark-Aus zeigt sich auch der Donau-Rieser Landrat Stefan Rößle. Mit der Aufgabe der Pläne für einen Nationalpark vertue man eine große Chance für die Region und den Naturschutz.
"Ein Nationalpark wäre schon eine große Attraktion für den Landkreis gewesen." Donau-Rieser Landrat Stefan Rößle
Der gleichen Meinung ist auch Claus Schenk, der Sprecher des Bündnisses "Nationalpark Rhön":
"Wir haben gezeigt, dass die Rhön die Qualität eines Nationalparkgebietes hat. Wir wissen, in welcher Liga die Rhön als Biosphärenreservat und als möglicher Nationalpark gespielt hätte – für den Naturschutz und für den Tourismus. Vielleicht ist ja irgendwann in der Zukunft der Bayerische Landtag soweit, dass er einen dritten Nationalpark in Form eines Laubwaldgebietes doch noch sucht." Claus Schenk, Sprecher des Bündnisses "Nationalpark Rhön"
Freude über das Aus für einen dritten Nationalpark
Freude herrscht dagegen beim Bürgermeister von Marxheim im Landkreis Donau-Ries, Alois Schiegg. Er hatte hohe Auflagen für seine Jäger und Landwirte gefürchtet, falls ein Nationalpark "Donau-Auen" gekommen wäre.
Ins gleiche Horn stößt auch der Nationalpark-Gegner Josef Kroll vom Bauernverband Ingolstadt:
"Die Nachteile sind für mich doch größer wie die Vorteile. Es ist sowieso ein Pseudoreservat, wo eingeschränkter Bau wegen des beschränkten Naturschutzes besteht. Da braucht man keinen zusätzlichen Naturschutzpark. Ich hab‘ Verwandte im Bayerischen Wald – die Bauern, die Waldbesitzer jammern. Des is a Katastrophe." Josef Kroll, Bauernverband Ingolstadt
Auch Daniel Wehner, der erste Vorsitzende des Vereins "Unsere Rhön - gemeinsam stark" atmet erleichtert auf, als er hört, es wird nun definitiv keinen dritten Nationalpark "Rhön" geben:
"Also, der Nationalpark ist uns über Nacht übergestülpt worden. Man wollte eine Käseglocke über das Gebiet hängen und hat damit jede Entwicklung ausgeschlossen. Die ganze Informationspolitik war auch sehr schlecht. Das hat der Markus Söder erkannt und hat dadurch neue Wege für uns eröffnet." Daniel Wehner, erster Vorsitzender Verein 'Unsere Rhön - gemeinsam stark'
Umkehr der CSU-Politik
Noch im Juli des vergangenen Jahres hatte die damalige Umweltministerin Ulrike Scharf von einem offenen Rennen zwischen Rhön und Donau-Auen um den Status eines Nationalparks gesprochen. Horst Seehofer verteidigte damals seine Initiative für einen dritten Nationalpark mit dem Hinweis auf entsprechende Umfragen, die besagten, dass 75 bis 85 Prozent der Bevölkerung für einen Nationalpark wären. Diese Erkenntnis hat nun sein Nachfolger, Markus Söder, beiseitegeschoben.