Für Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat Investor René Benko mit seiner Signa-Gruppe nie den Eindruck erweckt, dass er sich um die Geschichte hinter den Kaufhaus-Gebäuden Gedanken macht. Die hat er im großen Stil aufgekauft. Nach ersten Insolvenz-Meldungen von Tochtergesellschaften der Signa-Gruppe droht nun dem gesamten Firmenimperium die Pleite. Am Sonntags-Stammtisch im BR Fernsehen kritisierte Münchens Oberbürgermeister, dass das Schicksal der Mitarbeiter, zum Beispiel von Galeria Karstadt Kaufhof, in der öffentlichen Debatte "völlig in den Hintergrund" gerate. "Wir haben wieder hunderte Arbeitsplätze hier in München, die vor Weihnachten nicht wissen, ob ihr Leben weitergeht wie bisher", empörte sich Reiter. Die Ungewissheit dieser Mitarbeiter bezeichnete er als "bedrückend".
Keine Sorgen um Signa-Immobilien in der Innenstadt
Weniger Sorgen macht sich Reiter um die Zukunft der Immobilien in der Münchner Innenstadt, die zum angeschlagenen Firmen-Imperium von Benko gehören. "Da finden wir jemanden, der das kauft", kündigte Reiter an. Konkret geht es dabei um die Zukunft der "Alten Akademie" oder des früheren "Kaut-Bullinger"-Kaufhauses in der Münchner Innenstadt.
Ausbleibende Förderung von Baugenossenschaften
Ein weiteres kommunalpolitisches Thema am Sonntags-Stammtisch war die ausbleibende Finanzierung von Baugenossenschaften. Durch die Haushaltssperre fehlen 15 Millionen Euro, die der Bund über die KfW an Baugenossenschaften vergeben wollte. Die Zukunft dieser Förderung ist ungewiss. In München sind viele Familien betroffen, die jahrelang auf Genossenschaftsanteile und damit auf eine bezahlbare Wohnung gespart haben. Deren Träume seien nun "zerplatzt wie Seifenblasen", kritisierte Reiter. "Wir reden von 15 Millionen Euro bei einem Loch von 17 Milliarden Euro im Haushalt. Das ist einfach Irrsinn." In einer Stadt wie München, in der sich viele Menschen keine Wohnung leisten könnten, sei das bitter.
Reiter will Förder-Absage des Bundes "nicht so stehen lassen"
Auf die Nachfrage von Ski-Legende Christian Neureuther, ob die Stadt München bei der Finanzierung durch Einsparungen an anderen Stellen im Haushalt nicht einspringen könnte, ging Reiter nicht direkt ein. Er verwies auf die kürzlich beschlossenen Ausgaben für das "Klimabudget" der Stadt München in Höhe von rund 620 Millionen Euro. Reiter bezeichnete es als "mega ärgerlich", dass der Bund den im Vergleich dazu geringeren Betrag von 15 Millionen nicht zur Verfügung stellen möchte. Reiter hat Zweifel daran, dass der Bund daran festhält: "Ich glaub’s auch noch nicht und ich will das auch gar nicht so stehen lassen."
Schauspielerin Michaela May sorgt sich um soziales Klima der Gesellschaft
Am BR-Sonntagsstammtisch nahm auch die Schauspielerin Michaela May teil. Sie kritisierte das soziale Klima in der Gesellschaft, das sich nach der Corona-Pandemie keineswegs verbessert habe. "Jeder schottet sich noch mehr ab. Wir erleben ein Gegeneinander statt ein Miteinander", so ihr Eindruck. Sie forderte in der Diskussion, im Schulunterricht einen größeren Fokus auf das Sozialverhalten der Schüler zu legen. Sie erhoffe sich davon einen besseren Umgang in der Gesellschaft.
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11.12.2023: Unser Kommentarbereich ist im Moment wegen eines Software-Updates geschlossen. Der "Umbau" kann bis zu 48 Stunden dauern. Wir bitten um Verständnis.