Erst Schnee, jetzt Tauwetter und anhaltender Regen: Ein Wetterwechsel hat Flüsse und Bäche im Freistaat am Wochenende vielerorts anschwellen lassen. An einigen Orten trat das Wasser bereits über die Ufer und sorgte für Überschwemmungen.
"Besonders im Süden Bayerns könnte sich die Lage noch zuspitzen", sagt BR-Wetterexperte Michael Sachweh. Im Norden des Freistaats werde es dagegen in den kommenden Tagen nicht mehr viel regnen, zudem gebe es schlicht nicht mehr viel Schnee zum Schmelzen. "Die Hochwasserspitzen erstrecken sich von heute bis übermorgen", erläutert Sachweh mit Blick auf ganz Bayern.
Isen: Erinnerung an Hochwasser 2013
In Südostoberbayern richten sich viele Augen auf die Isen. Im Landkreis Mühldorf werden laut Hochwassernachrichtendienst ähnliche Wasserstände der Isen wie beim Hochwasser 2013 erwartet. Aktuell führe der Fluss zwar viel Wasser, Meldestufen würden derzeit jedoch noch nicht erreicht, sagte am Vormittag ein Sprecher des Rosenheimer Wasserwirtschaftsamts. Die Pegel an der Sur im Berchtesgadener Land sind bereits deutlich angestiegen und sollen im weiteren Tagesverlauf noch weiter ansteigen.
Der Pegel der Großen Vils bei Vilsbiburg im Kreis Landshut hat laut Hochwassernachrichtendienst (HND) in der Nacht auf Montag Meldestufe 3 überschritten. Im Laufe des Tages kann noch die höchste Meldestufe 4 erreicht werden. Das würde bedeuten, dass auch bebaute Gebiete "in größerem Umfang" überflutet würden. Der Pegel der Kleinen Vils bei Dietelskirchen im Kreis Landshut bewegt sich laut HND aktuell in der Meldestufe drei. Ein erneuter Anstieg sei nicht auszuschließen, heißt es. Auch der Pegel der Donau bei Kelheim kratzt an der Marke der Meldestufe drei.
Teilweise Warnungen vor Überschwemmungen
Bayernweit gilt derzeit in drei Gegenden besondere Vorsicht: Für die Regionen Bamberg, Coburg und Landshut wird gewarnt, dass auch bebaute Gebiete überschwemmt werden können.
In Ober- und Mittelfranken waren am Sonntag zahlreiche Zuflüsse von Regnitz und Rednitz betroffen. Über Nacht weiter gestiegen ist dort der Pegel der Aisch bei Greiendorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Hier könnte bald die Meldestufe 3 erreicht werden.
Unwetterwarnung vor starkem Tauwetter im Allgäu
Überflutungsgefahr besteht ferner im Allgäu: Rund um Oberstdorf und Sonthofen warnt der Deutsche Wetterdienst von Sonntagabend bis Mittwoch vor starkem Tauwetter. Die Schneedecke schmelze rasch ab, hinzu komme andauernder Regen, heißt es in der Unwetterwarnung. Für den Alpenrand und weite Teile Ostbayerns besteht eine Warnung vor Tauwetter.
Hochwasserlage in Bayern könnte sich verschärfen
Eine relativ milde Westwetterlage bringt an diesem Montag Temperaturen von bis zu zwölf Grad nach Bayern. Die Prognose des HND: "Die Hochwasserlage wird sich bei steigenden Temperaturen, weiteren Regenfällen aus der Westwetterlage und bei sich flussabwärts verlagernden Hochwasserwellen räumlich ausdehnen und weitere Flussgebiete einbeziehen."
Laut Deutschem Wetterdienst ist in den Alpen mit Niederschlägen von bis zu 90 Litern pro Quadratmeter, im Oberallgäu mit bis zu 140 Litern pro Quadratmeter zu rechnen.
"Wenn der große Regen vorbei ist, haben wir erst die Peaks bei den Bächen und kleineren Flüssen", erläutert BR-Wetterexperte Sachweh. Danach folgten die großen Flüsse wie Donau oder untere Isar.
Grafik: Wetterwarnungen des DWD für Bayern
Autos geraten in Wassermassen – Heizöl läuft in Fluss
Auch die Polizei meldete mehrere Hochwasser-Einsätze. So ist im Landkreis Aichach-Friedberg eine größere Menge Heizöl aufgrund der Überflutung eines Heizungskellers in die Paar bei Ottmaring geschwemmt worden. Die Feuerwehren errichteten mehrere Ölsperren. Das genaue Ausmaß der Verunreinigung ist derzeit noch nicht abzuschätzen.
In Monheim (Landkreis Donau-Ries) blieb eine 52-Jährige mit ihrem Auto im Wasser stecken. Zuvor sei sie am Morgen bei Dunkelheit und Starkregen in Aquaplaning geraten und stand schließlich etwa hüfthoch mit ihrem Fahrzeug im Wasser. Die Frau konnte sich selbstständig aus ihrem Auto befreien.
Niederbayern: Polizei muss Fahrer und Beifahrer befreien
Anders ein Fall in Landshut in Niederbayern. Dort befuhr ein Mann eine Straße, die wegen Hochwasser gesperrt war. Als das Auto rund einen halben Meter hoch vom Wasser umschlossen war, stoppte laut Polizei der Motor des Wagens. Eine Weiterfahrt war demnach nicht mehr möglich, die Türen ließen sich nicht öffnen, und es lief Wasser ins Auto. Zahlreiche Helfer von Feuerwehr, Wasserwacht und Rettungsdienst befreiten den 63-Jährigen und seinen Beifahrer aus dem Wagen.
Wegen starker Regenfälle wurden zudem Polizei und Feuerwehr schon in der Nacht auf Sonntag und am Sonntagmorgen im Landkreis Haßberge zu zahlreichen Einsätzen gerufen. Unter anderem lief Wasser in eine Scheune und ein angrenzendes Wohnhaus. In Ebern und Untermerzbach mussten mehrere Straßen gereinigt werden, weil Steine durch den Regen auf die Fahrbahn gespült worden waren.
Mit Informationen von dpa
Transparenzhinweis: Eine frühere Version dieses Artikels enthielt ein Zitat, demzufolge es nach dem großen Regen zunächst Peaks bei den großen Flüssen gibt, woraufhin die kleineren Flüsse folgen. Korrekt ist jedoch, dass es zuerst zu Peaks bei den Bächen und kleineren Flüssen kommt, danach folgen die großen Flüsse. Wir haben das Zitat entsprechend korrigiert.
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