Die Geschwister von Simone Strobel aus Rieden bei Würzburg, die 2005 im australischen Lismore tot aufgefunden wurde, waren für diese Woche extra nach Australien gereist. Vor einem örtlichen Gericht gab es neue Anhörungen zum Tod ihrer Schwester. Zeugen wurden verhört, Ermittler und Anwälte gaben Einschätzungen ab.
Ex-Freund weiter im Fokus
Es wurden Tage voller Irrungen und Wirrungen, wie australische Medien von vor Ort berichten. Der zuständige Ermittler in dem Fall bekräftigte vor Gericht, dass er Strobels damaligen Freund, einen ebenfalls aus Unterfranken stammenden Mann, für ihren "wahrscheinlichen" Mörder hält.
Gegen eben diesen Ex-Freund, der heute in Australien lebt, war 2022 Mordanklage erhoben worden. Sie wurde 2023 jedoch wieder fallen gelassen. Beweise, wie etwa DNA-Spuren des Ex-Freundes, gibt es keine. Auch blieben mehrere verdeckte Ermittlungen gegen den Mann, er sollte unter anderem zu einem Geständnis bewegt werden, erfolglos. Der zuständige Ermittler sieht vor allem die teils falschen Angaben, die der Ex-Freund nach Strobels Tod zur Tatnacht machte, als belastend.
"Bombshell"-Aussage am letzten Tag
Im Zuge der Anhörungen kamen nun jedoch völlig überraschend neue Hinweise hinzu. Das lokale Medium "The Nightly" (externer Link) spricht von einer "bombshell evidence", also einer Zeugenaussage, die wie eine Bombe einschlug. So gab ein Zeuge am letzten Tag der Anhörung nach Jahren des Schweigens erstmals an, dass er Strobels Ex-Freund in der Tatnacht entschlossen auf eine Frau habe zurennen sehen. Die Polizei vermutete, dass es sich bei der Frau um Simone Strobel handelte.
An sich war die Beobachtung, dass ein Mann auf sie zugerannt sei, nicht neu. Bisher hatte der Zeuge gegenüber der Polizei jedoch angeben, nur „einen Mann“ gesehen zu haben. Nun sagte er, der Mann sei Strobels Ex-Freund gewesen. Er habe dies jedoch aus Angst verschwiegen. Laut "The Nightly" reagierten sowohl Strobels anwesender Ex-Freund als auch ihre Geschwister verblüfft auf die Aussage des Mannes.
Andere Verdächtige?
Zugleich war es nicht die erste überraschende Wendung der Anhörung. So hatte am Tag zuvor ein örtlicher Farmer – ebenfalls erstmals – berichtet, dass ein Bekannter namens Gus ihm die Tat kurz nach Strobels Tod gestanden habe. Er habe dies einer Organisation gemeldet, die anonyme Hinweise zu Straftaten entgegennimmt, aber erst Jahre später etwas von der Polizei gehört.
Der Bekannte des australischen Landwirtes war jedoch offenbar nicht die einzige Person, die die Tat im Lauf der Jahre gestanden habe. Gleich mehrere Männer hätten mit der Tat geprahlt und seien dann weggezogen, wie im Zuge der Anhörungen berichtet wurde. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass Strobel sich am Abend ihres Todes wohl in einer Gegend der Stadt Lismore befunden habe, die als gefährlich für unbegleitete Frauen galt.
Der Anwalt von Strobels Ex-Freund warf in diesem Zusammenhang auf, ob die örtliche Polizei sich zu stark auf seinen Mandanten als Täter fokussiert habe.
Emotionale Familie der Toten
Zuletzt kam auch Simone Strobels Schwester im Zuge der Anhörung zu Wort. Der Tod ihrer Schwester habe ihre Familie auf radikalste Weise verändert, sagte sie laut "ABC News" (externer Link) in Begleitung ihres Bruders. Ihre Eltern seien zu bloßen Schatten ihrer selbst geworden und immer tiefer in Verzweiflung versunken. Und auch sie leidet demnach bis heute: "Der Glaube, dass alles wieder gut wird, existiert nicht mehr. Das Undenkbare, das Schlimmste überhaupt, kann über Nacht zur Realität werden. "
Die Inhalte der Anhörungswoche werden nun in einem Bericht gebündelt und dann über das weitere Vorgehen entschieden.
Dieser Artikel ist erstmals am 15.11.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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