Seit Montag untersuchen die australischen Behörden den Fall der 2005 ermordeten Erzieherin aus dem Landkreis Würzburg. Im Fokus steht weiterhin der damalige Partner von Simone Strobel. Nach Berichten der Australian Associated Press (AAP) sagte der leitende Ermittler vor Gericht aus, er sei weiterhin überzeugt, dass die junge Frau aus dem unterfränkischen Rieden von ihrem damaligen Partner getötet wurde.
Detective Sergeant David Mackie erklärte, er halte es für unwahrscheinlich, dass der Mann die Tat alleine ausgeführt haben könnte. Der Polizist vermutet, dass ihm die beiden Mitreisenden – seine Schwester und ihr damaliger Partner – halfen, die Leiche zu verstecken.
Weitere Verdächtige und vermeintliche Geständnisse
Hinweise von Zeugen bringen jedoch auch andere Verdächtige ins Spiel: So sahen laut der Anhörung mehrere Zeugen eine Frau, die Strobels Erscheinungsbild entspricht, in eine Gegend der Stadt Lismore laufen, in der zu dieser Zeit immer wieder diverse Männer mit Vorstrafen und Drogenproblemen zusammengekommen seien. Allgemein sei diese Gegend als gefährlich für unbegleitete Frauen bekannt gewesen. Zeugen hätten zudem eine Frau dort auf Englisch "leave me alone" ("Lass bzw. lasst mich in Ruhe") rufen hören.
Des Weiteren kamen mehrere vermeintliche Geständnisse zu Strobels Tod zur Sprache. So soll ein damals Verdächtigter gesagt haben, dass es ihm leid tue, dass er "dem Mädchen" weh getan habe und kurz darauf weggezogen sein. Ein weiterer Mann soll mit dem Mord angegeben haben und dann ebenfalls weggezogen sein. Laut den australischen "ABC News" habe zudem ein Mann während der Suche nach Strobel Andeutungen zum späteren Fundort der Leiche gemacht. 2009 bestritt er jedoch gegenüber der Polizei einen Mord an Strobel gestanden zu haben.
Der für den Fall zuletzt zuständige Ermittler David Mackie hält die Behauptungen der Personen für unglaubwürdig.
Verdeckte Ermittlungen gegen Tatverdächtigen verlaufen ergebnislos
Bereits in den ersten Tagen der Anhörung kam heraus, dass verdeckte Ermittler mehrere Male erfolglos versucht hatten, belastende Aussagen von Strobels Ex-Freund zu erhalten. So letztmals im Jahr 2020. Damals hatte die Polizei eine Belohnung von einer Million australischen Dollar für Hinweise im Fall Strobel angeboten.
Laut AAP-Bericht soll eine Ermittlerin mit dem Decknamen "Sophie" daraufhin dem Ex-Freund ein fingiertes Alibi angeboten haben. Sie gab vor, ihr angeblich krebskranker Bruder, der nicht mehr lang zu leben hatte, wolle den Mord gestehen, um das Belohnungsgeld für seine Familie zu erhalten. In der heimlich aufgezeichneten Unterhaltung lehnte Strobels Ex das Angebot ab.
Ex-Freund lässt sich nicht hereinlegen
Der aus dem Landkreis Main-Spessart stammende Mann erklärte, dies würde bedeuten, dass die Mörder weiterhin frei wären und Strobels Familie so keinen Seelenfrieden finden würde. Dies würde ihm nicht helfen und den Fall nicht lösen. Der Verdächtige habe offenbar schnell vermutet, dass die Gespräche überwacht werden, erklärte Ermittler Mackie vor Gericht.
Auch heimlich mitgeschnittene Gespräche zwischen dem mittlerweile verheirateten Mann und seiner australischen Ehefrau hätten keine relevanten Informationen erbracht. Zudem blieb der Versuch, den Tatverdächtigen nach seiner Verhaftung durch getarnte Ermittler zu einer Aussage zu bewegen, ohne Erfolg.
Hintergrund: Backpackerin stirbt nach Streit mit Freund
Im Februar 2005 reiste Simone Strobel mit ihrem damals 24-jährigen Freund durch Australien. Später schlossen sich ihnen die Schwester des Freundes und deren Partner an. Gemeinsam campte die Gruppe in Lismore im Bundesstaat New South Wales, als Strobel nach einem Streit mit ihrem Freund plötzlich verschwand. Wenig später wurde ihre nackte Leiche unter Palmenblättern versteckt aufgefunden. Sechs Tage zuvor hatte ihr damaliger Freund sie als vermisst gemeldet.
Im Jahr 2022 wurde der Mann, der mittlerweile in Westaustralien lebt, wegen Mordes angeklagt; die Anklage wurde jedoch später von der Staatsanwaltschaft fallengelassen, und ihm wurde eine Entschädigung in Höhe von 190.000 australischen Dollar zugesprochen. Die Untersuchung wird bis Ende der Woche fortgesetzt.
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