Wenn der eisige Wind die Schneeflocken fast waagerecht durch die Luft peitscht, machen es sich viele daheim auf dem Sofa gemütlich. Doch für Snowkiter ist es genau der ersehnte Moment, den sie zuvor schon tagelang auf diversen Wind-Apps abgecheckt haben. Denn Neuschnee und Wind mit 30, 40 km/h und mehr sind ideale Voraussetzungen, um sich auf den Brettern vom Kite ziehen zu lassen. Aber auch schon 20 km/h reichen, um durch die weiße Pracht zu gleiten. "Das ist einfach einmalig, dass man keinen Skilift braucht, und hinfahren kann, wohin man möchte", schwärmt Snowkiterin Claudia Geßlein. Gerade im Lockdown bietet ihr diese Sportart ein klein wenig Freiheit direkt vor der Haustür.
Luftige Spielwiese
Eigentlich liebt die 35-Jährige das Kitesurfen im Sommer bei warmen Temperaturen auf dem See oder im Meer, aber der Winter hat auch seinen Reiz. Wenn ein verschneiter Acker und die Luft zu ihrer Spielwiese werden. Claudia Geßlein ist glücklich, dass in ihrer oberfränkischen Heimat heuer mehr Schnee liegt als im vergangenen Jahr. So finden sie und die anderen Snowkiter genügend große, freie Flächen mit viel Platz und Wind. Denn für Claudia ist es einfach schön, den ganzen Tag draußen zu sein, und sich auszupowern. Ob auf den Höhen des Frankenjura oder großen Feldern in der Hofer Gegend. Weithin bekannt als beliebtes Snowkite-Gebiet ist die Wasserkuppe in Unterfranken. Die Sportart ist übrigens keine hippe Erfindung dieser Tage. Die Anfänge des Snowkitens liegen schon einige Jahrzehnte zurück.
Was braucht man zum Snowkiten?
Snowkiten funktioniert sowohl mit dem Snowboard als auch auf Skiern, in dem man sich von einem großen Lenkdrachen (Kite) ziehen lässt. Dazu schnallt man sich ein sogenanntes Trapez um, das mit dem Drachen verbunden ist. Über eine Lenkstange (bar) kann man den Kite steuern und die Geschwindigkeit dosieren. Das erfordert allerdings gute koordinative Fähigkeiten und viel Übung, denn zum einen muss man den Kite im Wind halten, und zum anderen die Fahrtechnik beherrschen. Windböen und Hindernisse machen das Snowkiten teils unberechenbar, deshalb sollte man diese Sportart richtig lernen, bevor man den Schirm hochzieht. Denn wenn es mal brenzlig wird, muss man die entsprechenden "Notausstiege" kennen.
Einfach mal abheben
Claudia Geßlein hat schon viel Fahr- und Flugerfahrung, sodass sie sich von dem Kite in die Luft heben lässt und elegante Sprünge schafft. Für die begeisterte Sportlerin fühlt es sich aber nicht wie Fliegen an, sondern sie genießt vor allem das rasante Gleiten durch den Neuschnee. Dieses Gefühl von Schwerelosigkeit macht es den Snowkitern ein bisschen leichter durch die schwere Corona-Zeit zu kommen. Denn für ein paar Stunden können sie sich draußen in der Natur voll und ganz auf ihren Sport konzentrieren, und den Rest der Welt für kurze Zeit vergessen.
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