Zu Beginn des GDL-Streiks am Donnerstagmorgen ist die Lage am Augsburger Hauptbahnhof entspannt. Die Fahrgäste, die da sind, bekommen in der Regel ihren Zug. Alle anderen haben sich wohl rechtzeitig nach Alternativen umgeschaut. Nur vereinzelt muss der Service-Mitarbeiter der Bahn Kunden wegen des Streiks beraten.
Diese Strecken sind besonders betroffen
Betroffen von dem Streik sind in Augsburg vor allem der Fugger-Express Richtung München sowie die Strecken ins Allgäu und nach Nürnberg, heißt es von der GDL. Jeder zweite Zug falle hier aus. Die Bahn habe versucht, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten: "Kollegen wurden aus den Schichten genommen, nicht-streikende Kollegen eingeteilt", so Jörg Hieke, Leiter der GDL-Ortsgruppe Augsburg.
Was der GDL-Ortsgruppe Augsburg wichtig ist
"Aber ich bin zufrieden mit dem Streik-Auftakt", sagt Hieke. Die wichtigste Forderung aus seiner Sicht ist, "dass wir die Zusatzrente sichern, die die Deutsche Bahn gekündigt hat". Auch die "besondere Teilzeit im Alter" sei wichtig: "Da können die Kolleginnen und Kollegen mit 59 Jahren die Arbeitszeit um 20 Prozent verkürzen, bei 90 Prozent des Lohns", so Hieke weiter.
Das sagen die Bahn-Kunden
Einige Kunden haben Verständnis für die Forderungen der Lokführer-Gewerkschaft: "Die Lokführer haben ja wirklich eine krasse Verantwortung, man kann es schon verstehen", sagt eine junge Frau, die beruflich nach München pendeln muss. "Aber klar nervt es auch. Die Züge sind überfüllt, man muss schauen wie man in die Arbeit kommt."
Viele Passanten am Augsburger Hauptbahnhof sind aber auch genervt vom Streit zwischen Bahn und GDL. "Die sollen sich endlich einigen!", sagt ein Mann, bevor er sich zu den Gleisen aufmacht.
Kritik vom Fahrgastverband Pro Bahn
Kritik kommt auch vom Fahrgastverband Pro Bahn. Verbandssprecher Jörg Bruchertseifer beklagt, dass ausgerechnet zur verkehrsstarken Ferienzeit gestreikt wird. "Wenn ich mir anschaue, was im Allgäu und in Schwaben noch fährt, dann ist das sehr bedauerlich, dass die Leute umplanen müssen", so Bruchertseifer im Gespräch mit dem BR. Im Nahverkehr könne man zur Not noch auf das Auto ausweichen. Bei geplanten Fernreisen sei das schon schwieriger. Nach seinen Worten sind auch die Mietwagenunternehmen sehr schnell an ihren Kapazitätsgrenzen.
Lob und Schelte für die Deutsche Bahn
Kritisch sieht Pro Bahn auch die Informationspolitik der Bahn. "Auf der Webseite der Bahn sind immer noch die Informationen von gestern", bemängelt Sprecher Bruchertseifer. "Wir Fahrgäste würden uns hier eine präzisere und rechtzeitige Information wünschen, damit man sich darauf einstellen kann, was fährt und was nicht fährt." Insbesondere für Pendler sei das relevant.
Hinsichtlich der Tickets sei die Bahn jedoch kulant, lobt Bruchertseifer. Der Konzern habe die Zugbindung aufgehoben und den Gültigkeitsbereich verlängert. "Wenn man die Reise verlegen kann, wird das Ticket auch dann noch gültig sein."
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