Knapp ein Dutzend Männer in grünen Overalls schwärmt aus. Sie sind in einer Kleingartenanlage im Fürther Süden unterwegs. Mit Sprühbehältern und Spezialwerkzeugen durchforsten die Experten die Parzellen. Besonders Wasserstellen haben sie im Blick – denn das sind die bevorzugten Brutstätten der Asiatischen Tigermücke. Die hat sich hier seit einiger Zeit eingenistet. Pfützen und Wasserreste in Eimern oder Schalen leert der Reinigungstrupp kurzerhand aus. Solche Brutstätten sollten die Gartenpächter eigentlich selbst beseitigen – doch wenn sie schon einmal da sind, erledigen das die Spezialisten mit.
Larven in der Regentonne werden mit Toxin bekämpft
In die Vorratsfässer und Regentonnen sprühen sie ein bakterielles Toxin. Das Mittel enthält Eiweißkristalle des Bacilus thringiensis israelensis, kurz BCI, erklärt die Projektleitern der Schädlingsbekämpfer, Judith Auer. "Das Mittel ist nur für die Mückenlarven gefährlich. Das Wasser ist dann Brauchwasser, man kann damit seine Blumen gießen, kann auch seinen Salat damit gießen, das ist völlig ungiftig für den Menschen und für weitere Tiere."
Asiatische Tigermücke überträgt Krankheiten aus den Tropen
Die Asiatische Tigermücke kann Krankheiten wie das Dengue-Fieber oder das Zika-Virus übertragen – allerdings nur, wenn sie zuvor eine infizierte Person gestochen hat. Das ist in unseren Breitengraden noch nicht passiert. Trotzdem hat sich die Stadt Fürth dafür entschieden, gegen die eingewanderte Mücke vorzugehen. Auch, weil sie Menschen sehr hartnäckig nachjagt und sticht.
Tigermücke ist seit 2019 in Fürth zuhause
Exemplare der Asiatischen Tigermücke sind zum ersten Mal 2019 sicher nachgewiesen worden. 2020 gab es die ersten Gegenmaßnahmen. Doch das Problem nimmt zu, die Mücke hat in Fürth überwintert. Wie weit sich der Einwanderer aus tropischen Gebieten in Fürth schon breitgemacht hat, das weiß Umweltamtsleiter Jürgen Tölk von einer Studie, einem sogenannten Monitoring, das er in Auftrag gegeben hat. "Das Ergebnis dieses Monitorings war, dass die Tigermücke hier tatsächlich schon eine Population aufgebaut hat und hier auch in der Lage ist zu überwintern." Das Problem Tigermücke sei also größer als anfangs gedacht. Deshalb habe sich die Stadt dafür entschieden, einzuschreiten und im Interesse des Gesundheitsschutzes Maßnahmen zu ergreifen.
Tigermücke wird in die Falle gelockt
Mit speziellen Fallen werden die Stechmücken angelockt und eingefangen. Auch, um zu überprüfen, wie stark die Tigermücke noch vorhanden ist und ob die Maßnahmen greifen, so Schädlingsbekämpferin Judith Auer. Dabei habe sich gezeigt, dass es immer nach einer Bekämpfungsaktion einen Einbruch in der Tigermückenpopulation gegeben habe. „Die Aktionen helfen definitiv“, so Auer. Und auch die Kleingärtner können dazu beitragen, dass sich die Plagegeister nicht weiter ausbreiten. Regelmäßig Wasserstellen kontrollieren, Regenpfützen in Eimern, Schalen oder anderen Gefäßen ausleeren und Regentonnen abdecken. Spezielle Netze verhindern, dass die Mücken ihre Larven ablegen können.
Schädlingsbekämpfer fangen früher an
2020 haben die Schädlingsspezialisten die Mücken erst zur Hochzeit bekämpft, also im August. Mit Erfolg, das zeigen die Zahlen des Monitorings. Nach den Bekämpfungsmaßnahmen sind die Zahlen drastisch zurückgegangen. Doch die Mücken haben den Winter überstanden – auch das ist eine Tatsache. Nun beginnen die Schädlingsbekämpfer deutlich früher mit ihrer Arbeit, nämlich schon Mitte Mai, bevor die erste Tigermücken-Generation schlüpft. Durch das kühle Frühjahr sind die Larven noch nicht reif. Doch je wärmer es wird, desto mehr Mücken schlüpfen und schwirren durch die Gärten.
Tigermücke breitet sich immer weiter in Fürth aus
Um wirklich erfolgreich zu sein, werden die Schädlingsbekämpfer in den kommenden Wochen regelmäßig wiederkommen. Denn die Tigermücke hat sich nicht nur in der Kleingartensiedlung eingenistet, sie tummelt sich auch in den angrenzenden Wohngebieten. Dort werden nun auch die Sinkkästen unter den Gullydeckeln mit einbezogen, die eine beliebte Brutstelle für Mücken sind. Die Maßnahmen der Mückenjäger sind erstmal bis in den Herbst geplant. Und je nachdem, wie hartnäckig die Tigermücke sich hält, auch wieder im nächsten Jahr.
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