2020 hat Braumeisterin Barbara Lohmeier den Traditionsbetrieb von ihrem Vater übernommen. Nachdem viele Veranstaltungen und der Gastronomiebetrieb in den letzten zwei Jahren coronabedingt nahezu auf null gelegt wurden, blieb Anfang des Jahres noch ein Schimmer Hoffnung, dass der kommende Sommer besser werden könnte. Doch nun fühlt man sich mit der nächsten Krise konfrontiert.
Wegen der zunehmenden Versorgungsknappheit und der steigenden Energiepreise äußert sich Lohmeier im BR-Gespräch sorgenvoll: "Innerhalb dieser Preisspirale kann man einfach nicht wissen, wie es weitergeht. Ich habe schlaflose Nächte, weil ich überhaupt nicht einschätzen kann, wie sich das in naher Zukunft entwickeln wird."
Brauereien in Bayern fordern Notfallplan
So wie Barbara Lohmeier geht es auch vielen anderen Brauereien in Bayern. Das bestätigt auch der Brauer und Verbandspräsident der bayerischen privaten Brauereien, Georg Rittmayer: "Wir brauchen einen Notfallplan. Alle sind bedroht."
Die Herstellung des Hopfengetränks ist energieintensiv. Sudkessel werden häufig mit Flüssiggas beheizt – doch das ist knapp und wird immer teurer.
Aber nicht nur die Heizkosten sind gestiegen. Die Bierproduktion erfordert auch Strom zum Kühlen - umso mehr bei den warmen Sommertemperaturen. Hier sieht man sich ebenfalls mit erhöhten Preisen konfrontiert. Am Ende summieren sich die steigenden Energieausgaben auf den Flaschenpreis. Diesen müsste die Braumeisterin eigentlich mit 1,50 Euro statt 85 Cent pro Flasche ansetzen, damit sich das rechne.
Malzkostenerhöhung schlägt sich auf Bierpreis nieder
Damit Malz im Bier verarbeitet werden kann, muss das Getreide erst einen Keimvorgang durchlaufen und getrocknet werden. Beim Trocknen – im Fachjargon "Darren" – benötigt man Temperaturen von circa 100 Grad - auch hier heizen die meisten Mälzereien mit Gas. Bislang verlangten diese 325 Euro pro Tonne Malz. Um in Zukunft weiter produzieren zu können, müssen in der Gasbeheizung Einsparungen gemacht werden.
Nun kostet die Tonne knapp 800 Euro. Ein zusätzliches Problem: Die Lieferzeit liegt mittlerweile bei vier Wochen. Rittmayer fühlt sich gezwungen, schon jetzt die Preise zu erhöhen. "Wenn man hier zu spät reagiert, fressen einen die Energiepreise so auf, dass man am Ende des Monats seine Löhne nicht mehr zahlen kann."
Auch Flaschen werden teuer gehandelt
Nicht ausschließlich die Malzproduktion spielt eine Rolle in der Preissteigerung von Bier, auch die Flaschen werden derzeit teuer gehandelt, denn in der Flaschenproduktion wird viel Gas zum Erhitzen benötigt und das spiegelt sich im Preis wider. Während Brauereien bis vor kurzem mit circa 13 Cent pro Flasche rechnen konnten, sind es mittlerweile etwa zehn Cent mehr.
Verlust von Arbeitsplätzen befürchtet
Die rasant steigenden Kosten in der Produktion von Bier zwingen Braustätten zu immensen Investitionen in Rohstoffe und Energie. Das bedeutet, dass das Geld an anderen Ecken eigentlich eingespart werden müsste. Hinzu kommt, dass die Löhne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steigen sollen. Dies müsse auf das Produkt umgeschlagen werden, was den Bierpreis in die Höhe steigen lasse - so Rittmayer. Er rechnet mit einem Einbruch der Verkaufszahlen und befürchtet dabei eine Reduktion von Arbeitsplätzen.
Preis pro Kasten wird weiter steigen
Rittmayer erwartet pro Kasten eine Preiserhöhung um circa zwei Euro und prognostiziert sogar weitere Steigerungen um vier bis fünf Euro. "Sonst kann die Brauereibranche nicht überleben." Die Herausforderungen und die damit verbundenen Ängste sind groß. Denn, wo keine Energie vorhanden ist – da kann kein Bier produziert werden. Man versuche nun, weitestgehend energiesparend zu arbeiten. Doch, die Situation scheint für zahlreiche Brauereien nahezu alternativlos zu sein. Ein Umstieg auf Öl wäre mit weiteren erheblichen Kosten verbunden und stelle lediglich eine Übergangslösung dar – das bestätigt auch Barbara Lohmeier.
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