Tagelang kämpften Experten in der Greifvogelauffangstation in Sauerlach um das Leben des Steinadlerweibchens - vergeblich. Am Freitag verendete das Tier. Schuld war eine Bleivergiftung.
Vergiftung war zu massiv
Das etwa fünf Jahre alte Steinadlerweibchen hatte keine Chance - die Bleivergiftung war zu massiv, sagt Alfred Aigner von der Greifvogelauffangstation. Tagelang hatte er um das Prachtexemplar von Steinadler gekämpft. Der Vogel konnte sich nicht mehr alleine aufrichten, musste künstlich beatmet werden und bekam hochdosiert Medikamente, um das Gift abzubauen. Doch die Schäden im Körper waren zu groß - der rund 4,5 kg schwere Vogel mit rund zwei Meter Flügelspannweite verstarb an Organversagen.
Jedes Jahr sterben wohl Millionen Vögel an Bleivergiftung
Der Vogel hatte wahrscheinlich Aas gefressen, das bleihaltige Munition enthielt, vermutet Aigner. Studien zeigen, dass Bleivergiftungen eine der häufigsten Todesursachen bei Vögeln sind. Nach einer Schätzung der Europäischen Chemikalienagentur sterben in der EU jährlich rund zwei Millionen Vögel an einer Bleivergiftung. Das Schwermetall stammt meist aus Munition, mit der Jäger auf Rehe und Wildschweine schießen. Bleisplitter kommen in Fleisch und Organe. Verendet ein verletztes Tier oder bleiben Organe der sogenannte Aufbruch im Gelände zurück, kann das zur tödlichen Futterfalle für die aasfressenden Adler werden.
Tierschützer fordern EU-weites Verbot von Bleimunition
Einen Teilerfolg gibt es schon mal: Das EU-Parlament hat Ende letzten Jahres ein EU-weites Verbot von Bleimunition in Feuchtgebieten beschlossen. Jedoch greift die Verordnung erst 2023 und dann gibt es noch eine zweijährige Übergangsfrist. Ein generelles Verbot von bleihaltiger Jagdmunition wird derzeit noch beraten. Steinadler sind auf der Roten Liste als extrem seltene Art eingestuft. Viele leben im Landkreis Garmisch-Partenkirchen - dort gibt es jetzt nur noch einen Brutbestand von 20 Steinadlern.
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