Ein junger Mann sitzt auf dem Boden und sieht nachdenklich und hoffnungslos aus. Gestresster Student verspürt emotionales Unbehagen, Angstzustände und psychische Probleme.
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Mentale Belastung (Symbolbild)

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Sternstunden hilft: Auszeitboxen für Azubis mit Autismus

Sternstunden hilft: Auszeitboxen für Azubis mit Autismus

Dank einer Spende von Sternstunden in Höhe von 50.000 Euro konnte das Berufsbildungswerk Würzburg der Caritas-Don Bosco etwas für Jugendliche mit Autismus in der Berufsausbildung tun: die Anschaffung vier sogenannter "Silent Boxen".

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau am .

Von der Konditorin, über den Fachpraktiker für Zerspanungsmechanik bis zum Friseur – rund 50 Ausbildungsberufe können junge Menschen mit Förderbedarf im Berufsbildungswerk der Caritas-Don Bosco an den Standorten Gadheim und Würzburg erlernen. Internat und Reha-Wohnplätze sind angeschlossen. Ziel des Berufsbildungswerks ist Teilhabe und Integration in den ersten Arbeitsmarkt.

Unsichtbares Handicap

Von den rund 400 Auszubildenden befinden sich derzeit 122 junge Menschen mit Autismus in den beruflichen Maßnahmen des Berufsbildungswerks. "Kennst Du einen Autisten, kennst Du eben auch nur einen Autisten", erklärt der Fachreferent für Autismus Patrick Kollmann. Weil dieses "unsichtbare Handicap" so viele unterschiedliche Ausprägungen hat, spricht man auch vom Autismus-Spektrum.

Wenn der Filter für Reize fehlt

Autistische Menschen sind oft hypersensibel – Reize prasseln ungefiltert auf sie ein. Störende Lichtquellen, Lärm, Gerüche, zu viele Menschen - das alles können Faktoren sein, die das Leben für Autisten anstrengend machen. "Somit sind sie oft erschöpft, bevor der eigentliche Arbeitstag beginnt", erklärt Patrick Kollmann. Durch diese Reizfilterschwäche seien die erregenden Nervenzellen im Gehirn deutlich aktiver als die hemmenden.

Reizreduzierende Auszeitboxen

Rückzugsmöglichkeiten sind elementar wichtig. Die waren im Berufsbildungswerk allerdings nicht ausreichend vorhanden. Mit gedämmten Stellwänden wurde versucht, kleine Inseln zu schaffen. Doch eine wirklich ruhige Lösung kam dank Sternstunden. Mit einer Spende von 50.000 Euro konnten vier sogenannte Silent Boxen – reizreduzierende Auszeitboxen – aufgestellt werden. "Die sehen ein wenig aus wie Abteile im Zug", erzählt ein Auszubildender. Ein anderer meint: "Vielleicht eher wie Beichtstühle". Die Auszeitboxen sind stets gut besucht. Sie sind gedämmt, haben Sitzbänke, USB-Anschlüsse und sind teilweise mit Tisch und Monitor ausgestattet.

Von Auszeit bis Videocall – ein Raum mit vielen Möglichkeiten

"Wenn jemand einen reizreduzierten Einzelarbeitsplatz benötigt oder ein Video-Vorstellungsgespräch machen möchte, dann kann man sich in der Silent Box zurückziehen und auch mal die Tür hinter sich einfach zu machen". Patrick Kollmann

Er selbst hat gleich ein Mentoren-Gespräch mit Paul Otterbach. Der Teilnehmer aus der Berufsvorbereitung lernt an diesem Tag eine neue Atemtechnik, um sich zukünftig noch besser selbst zu regulieren. Paul Otterbach ist begeistert von den neuen Rückzugsmöglichkeiten. Er mag es, dass sich Lüftungslautstärke und Lichtquelle in der Silent Box individuell einstellen lassen. Details, die für autistische Menschen äußerst wichtig sind. "Ich bin selber grad so ein bisschen verblüfft, weil ich so tiefenentspannt bin", freut sich Paul Otterbach. "Man fühlt sich hier drinnen einfach wohl, ich könnte den ganzen Tag hier drinnen sitzen."

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