Steigender Kostendruck: Freie Träger in der Krise
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Steigender Kostendruck: Freie Träger in der Krise

Steigender Kostendruck: Freie Träger in der Krise

Freie Träger wie Diakonie, Caritas oder die Arbeiterwohlfahrt AWO haben den Auftrag, anderen zu helfen: Alten und Pflegebedürftigen, Kindern, Jugendlichen und Migranten. Aber immer mehr Einrichtungen im Sozialsektor müssen aufgeben.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Der AWO-Kindergarten "Purzelbaum" in Augsburg Haunstetten – 82 Kinder besuchen ihn. Die Leiterin, Sabine Sieber, arbeitet schon seit fast 30 Jahren hier. Doch sie ist in Sorge: "Die Einrichtung ist schon 52 Jahre alt. Mittlerweile kommen die Kinder der Kinder. Das fände ich furchtbar, wenn das nicht mehr finanzierbar ist."

Die Befürchtung der Erzieherin kommt nicht von ungefähr. Denn finanziell steht die Bildungseinrichtung unter Druck. Rund 60.000 Euro Defizit pro Jahr macht das Kinderhaus. Die Fördermittel des Bundes sowie die Gebühren der Eltern allein reichen nicht.

Sechsstelliges Defizit bei fünf Einrichtungen im Jahr

Silke Scherer ist bei der Arbeiterwohlfahrt verantwortlich für die Kinder, Jugend und Familienarbeit des Bezirksverbands Schwaben. Sie ist alarmiert: "Weil die Kosten in sämtlichen Bereichen explodieren." Vor allem gestiegene Personalkosten machen ihr zu schaffen, aber auch gestiegene Energiekosten und die Inflation.

Allein in Augsburg kommt sie bei fünf Einrichtungen auf ein jährliches Defizit von 210.000 Euro. Einen Hort mussten sie vor kurzem aufgeben – er allein machte 40.000 Euro Minus pro Jahr. Von den Kommunen wünscht sie sich mehr Unterstützung. Aber, was sie mitbekommt, ist: "Augsburg hat kein Geld, die Kassen sind leer." Den Kommunen stehe das Wasser bis zum Hals.

Zu wenig Unterstützung durch Freistaat und Kommunen

Die Folge ist, dass Defizite der freien Träger nicht aufgefangen werden können. In der Münchner Maxvorstadt sind die dramatischen Folgen gerade sichtbar. Dort muss das 150 Jahre alte Diakoniewerk mit Klinik, Therapiezentrum und Altenheim schließen. Auch hier haben die "erheblich angewachsenen Personalkosten zusammen mit der unzureichenden Finanzierung der Krankenhausinvestitionen durch die Länder" mit zu der schlechten finanziellen Situation geführt, heißt es vom Insolvenzverwalter des Diakoniewerks.

Insolvenzwelle verhindern

Auch die Caritas kämpft mit dem Kostendruck. Die Vorständin des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising, Gabriele Stark-Angermeier, konstatiert jetzt schon spürbare Folgen: "Wir stellen steigende Bedarfe fest, können aber nicht darauf reagieren." Es sei ärgerlich, wenn der Druck von außen zu groß werde und gestrichen werden müsse. Die Soziale Arbeit brauche eine auskömmliche Finanzierung. "Sie darf und kann sich nicht unter Wert verkaufen", so Stark-Angermeier.

Brigitte Meyer ist Vorsitzende der freien Wohlfahrtspflege Bayern. Sie hofft, dass sich eine Insolvenzwelle noch abwenden lässt: Aber ihr sind viele Einrichtungen bekannt, die schließen mussten: "Ich weiß, dass solche Einrichtungen schon an anderer Stelle Insolvenz anmelden mussten, es ist eine problematische Situation und ein Teufelskreis, den wir versuchen müssen zu stoppen."

Überleben durch Spenden und Rücklagen

Wenn nun die Kommunen ankündigen, dass Aufgaben und Standards auf den Prüfstand gestellt werden müssen, erfüllt sie das mit Sorge. Auch wenn sie selbst einmal Bürgermeisterin war und die finanziell schwierige Situation in vielen Kommunen nachempfinden kann, warnt sie: "Im sozialen Bereich anzufangen und da zu sparen, sogar Qualitätsstandards infrage zu stellen, halte ich für kontraproduktiv. Da drohen Folgekosten."

Von der Stadt Augsburg heißt es, man versuche, "im Rahmen der Möglichkeiten" zu unterstützen und verweist auf die Zuständigkeit der Landesregierung, das Überleben von Kindergärten wie dem "Purzelbaum" besser finanziell abzusichern.

Die Defizite muss die AWO bislang durch Spenden oder Rücklagen ausgleichen – damit auch die nächste Generation noch in das Kinderhaus Purzelbaum kommen kann.

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