Eine Keramikscherbe und eine Brandstelle bei Plößberg sind am Dienstag bei archäologischen Vorgrabungen zum Südostlink gefunden worden. Diese Funde deuten auf eine spätmittelalterliche Siedlung im Bereich der Erdkabeltrasse hin. Die Keramikscherbe stammt laut Archäologe Daniel Ebrecht aus dem 13. bis 14. Jahrhundert.
"Wo Menschen heute unterwegs sind, da waren früher auch Menschen unterwegs – und dort wo der Mensch geht und steht, da hinterlässt er Müll. In diesem Falle sind das Keramik, Steine oder Metalle", so Ebrecht.
40 Meter breiter Streifen bei Plößberg wird untersucht
Die Arbeiten in der Nähe von Leichau bei Plößberg sind bereits eine Woche im Gange. Ein Bagger zieht mit einer speziellen Schaufel, einem sogenannten "Grabenräumlöffel", Schicht für Schicht Erde ab und lagert sie seitlich. Nach Bodenschutzbestimmungen kommt am Schluss die Erde wieder so in den Grabungsstreifen, wie sie vorher auch geschichtet war. Mitten in einem Maisfeld steht der Bagger, etwa 40 Meter breit ist der Streifen, der immer wieder punktuell untersucht wird. Die archäologischen Vorarbeiten gehen etwa 60 bis 80 Zentimeter tief in den Boden.
Bedeutende Funde könnten Trassenverlauf beeinflussen
Jeglicher Fund wird zunächst freigelegt, geborgen und dann dokumentiert, den Trassenverlauf wird die Stelle, an der einmal ein Lagerfeuer war und die Keramikscherbe lag, nicht verändern. Sollten bedeutendere historische Funde auftreten, könnten sie den Verlauf und den Bau der Trasse theoretisch noch mal beeinflussen, sagte Britta Kopecky-Hermanns, Bodenkundlerin und Geoarchäologin dem BR.
Grabungen an vier Verdachtspunkten in der Oberpfalz
Netzbetreiber Tennet führt diese Vorarbeiten an rund 50 Stellen in Bayern durch. Vier Teams für Grabungen dieser Art sind aktuell im Einsatz. Seit März wird in der Oberpfalz an mehreren Verdachtspunkten gegraben, unter anderem in Tirschenreuth, Weiden, Leuchtenberg, Pfreimd und Nittenau.
Die Verdachtspunkte wurden durch mehrere Untersuchungen aus der Luft, anhand von Geo-Daten und historischem Wissen identifiziert.
Die Strecke des Südostlinks führt als Erdkabeltrasse auf einer Länge von 270 Kilometern einmal quer durch den Freistaat und soll ab 2027 Strom von Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt bis zur Isar in Niederbayern bringen.
Im Video: Experten wurden bei archäologischen Untersuchungen fündig
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