Hitze und Wasser. Damit wird Filz formbar gemacht. Bei Modistin Laura Zieger die ersten Handgriffe auf dem Weg zu einem Hut. Langsam und vorsichtig zieht sie den pinken Hut-Rohling über ein kugelförmiges Bügeleisen. Der sogenannte Stumpen ist jetzt dehnbar – und mit jedem Handgriff mehr erkennt man, wie das Endprodukt aussehen könnte.
Echte Handarbeit: Zwei Wochen bis zum fertigen Hut
Ein Hut braucht in der Regel fünf bis acht Stunden – je nachdem wie aufwändig er ist. Danach muss er trocknen. "Das heißt man kann den Hut nie an einem Tag fertigstellen. Wenn ich Aufträge entgegennehme, sage ich zwei bis drei Wochen, denn manchmal muss man noch was bestellen – und ich finde einfach auch, gute Sachen brauchen seine Zeit", sagt Laura Zieger. Die 32-Jährige ist Modistin, das heißt sie macht alle Arten von Kopfbedeckungen.
Der "verrückte" Hutmacher
Heute ist der "Tag des verrückten Hutmachers"– diese Figur kennen die meisten wohl aus dem Roman "Alice im Wunderland". Tatsächlich gab es diesen Hutmacher schon viel früher: Denn diese haben bis ins 18. Jahrhundert ihre Hüte mit giftigem Quecksilber bearbeitet – das hat die Nerven geschädigt und die Intelligenz gemindert. So kam der verrückte Hutmacher zu seinem Namen. Den Beruf gibt es heute immer noch – das Quecksilber zum Glück nicht mehr.
Groß, klein, rot oder grün
Traditionshandwerk hin oder her: Sie findet, Hüte kann jede und jeder tragen. Der Kreativität seien keine Grenzen gesetzt: "Man kann die Krempe größer machen, kleiner machen, hochschlagen, runterschlagen, und bei der Kopfform da gibt es so viele verschiedenen Formen: Es gibt Käppchen, Basken, Stoffmützen – also, dass jemandem gar nichts davon steht, kann ich mir nur schwer vorstellen."
Mode mit Symbolik
Mit einem Schulpraktikum bei einer Hutmacherin fing alles an – und seitdem haben Hüte sie nicht mehr losgelassen. "Ich finde die Symbolik so spannend: Der Zylinder als Zeichen für Industrialisierung. Oder die Jakobinermützen in der Französischen Revolution. Bis hin zum König, der die Krone aufgesetzt bekommt. Das fand ich schon als Kind super spannend." Kopfbedeckungen, die nicht den Lebensstil widerspiegeln, sondern vor allem der Identifikation mit einer gesellschaftlichen Gruppe oder einem Stand dienten.
Inspiriert von der südamerikanischen Mode
Auf einer Reise nach Peru habe es dann Klick gemacht, sagt Zieger: Die Farben, die Formen, die Muster der traditionellen Kleidung dort – und so stand die Entscheidung, eine Modistinnen-Ausbildung in Potsdam zu machen. Es folgten Praktika in London und 2015, ein Jahr darauf, hat die Würzburgerin ihr eigenes Label gegründet: Hutgemacht.
Hut ab!
Wortspiele und Sprichwörter gibt es in ihrem Beruf so einige: "Da geht mir die Hutschnur hoch" etwa oder "den Hut aufhaben". "Was ich noch ganz schön finde: "Man fühlt sich behütet." Weil das ist tatsächlich so, wenn man einen Hut trägt! Das ist einfach ein schönes Gefühl, wenn man was Warmes oder grundsätzlich was fühlt auf dem Kopf. Finde ich ein sehr passendes Wort", sagt Zieger begeistert.
Hüte für die Walz, für den Alltag, zum Schutz
Ihre Kundschaft ist dabei ziemlich breit gefächert. "Freitag waren zwei Mädels da, die auf die Walz gehen und deren Hüte ich machen darf – das macht mich echt stolz. Es kommen auch Leute, die wollen einen Hut für jeden Tag. Bis hin zu Menschen, die eine Kopfbedeckung aus gesundheitlichen Gründen brauchen, etwa bei Krebs und die möchten eine weiche, warme Kopfbedeckung haben. Das ist immer sehr individuell."
Braucht es Mut zum Hut? Nein, sagt die Expertin
Kopfumfang, Farbe, Form und ein passendes Hutband – klar, das sind wichtige Stellschrauben für den individuell passenden Hut. Aber viel entscheidender findet Zieger, dass der Hut zur Persönlichkeit passt. Den Spruch "Mut zum Hut" mag sie deshalb überhaupt nicht. "Weil ich finde Mut braucht man absolut nicht, um einen Hut zu tragen. Wenn man den richtigen Hut hat, passt der so gut zu einem, dass das eine Selbstverständlichkeit ist, den zu tragen."
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