So manch einer hat sie vielleicht schon gesehen, abends im Nördlinger Restaurant "Brettl" beim Essen. Oder morgens, wenn sie aus einem der blau-orangen LKW-Anhänger vor dem Schloss herauskommen. Da befindet sich die Maske. Wer noch keinen Blick auf die Schauspieler erhaschen konnte, hat sich vielleicht Gedanken gemacht, was denn da los ist im Schloss. Dass gedreht wird, war klar, nur was? Jetzt endlich ist es raus: Dort wird ein Tatort gedreht, und zwar kein gewöhnlicher Tatort, sondern der 90. Fall des Münchner Ermittlerduos Ivo Batic und Franz Leitmayr alias Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl. Im Tatort werden die allerdings zu "Constable Partridge" und "Chief Inspector Lightmyer".
Vom Münchner Esstisch ins britische Herrenhaus alias Oettinger Schloss
Zu Beginn ist alles noch wie immer, die Handlung spielt in München, die Kommissare treffen sich mit Kollegen bei Kalli. Der hat zum Krimidinner eingeladen. Vom Münchner Esstisch springt die Handlung in das historische Setting: ein britisches Herrenhaus in den 1920er Jahren. Welche Kulisse könnte dafür passender sein, als das Oettinger Residenzschloss? Und zwar möbliert, ausgestattet und renoviert. Der Butler wurde ermordet.
Und so ermitteln Detective Constable Ivor Partridge und Detective Chief Inspector Francis Lightmyer und dringen ein in ein Geflecht von Lügen und Ungereimtheiten. Alle können es gewesen sein: das Zimmermädchen, der Doktor, der prüde Vikar, die Sängerin oder gar die Hausherrin, Lady Mona Bantam selbst? Sie ist eine glamouröse Erscheinung. In einem glitzernden Kleid, das schon 100 Jahre alt ist, tritt Sunnyi Melles auf und wirkt dabei very, very british – wie geschaffen für die Rolle.
Aufwendige Vorbereitungen nötig
Gut drei Wochen dauern die Dreharbeiten in Oettingen. Mit Auf- und Abbau wird die Crew insgesamt etwa sechs Wochen vor Ort sein. Versorgt werden sie unter anderem von einem Food-Truck auf dem Hof. Hier holt sich Ferdinand Hofer alias Kalli morgens noch einen Kaffee und Spiegeleier zur Stärkung, die wird er heute brauchen: Der Zeitplan sei straff, sagt er, man sei im Drehplan ein wenig hinterher.
Die Schwierigkeit bei diesem Tatort sei vor allem die Sprache: Vor hundert Jahren habe man ganz anders gesprochen und könne sich die Dialoge nicht mundgerecht legen. Sei er normalerweise nach fünf Minuten in der Maske fertig, dauere seine Verwandlung für die historischen Szenen in diesem Tatort über 50 Minuten: Die Haare sind nach hinten gegelt und dunkler gefärbt, genau wie die Augenbrauen und der Bart. Da löst sich in der feuchten Luft im Oettinger Nebel schon mal sein Bart etwas. Dann muss er schnell zurück in die Maske.
Große Freude vor Ort über Dreh in Oettingen
Bei den Schlossbesitzern, der Familie zu Oettingen-Spielberg, war die Freude riesengroß, als die Entscheidung endlich gefallen und klar war, dass im Schloss der Familie gedreht würde, sagt Cleo zu Oettingen-Spielberg: "Ich hab mir gedacht, die haben einen wahnsinnig guten Geschmack. Es wurde endlich Zeit, dass jemand unsere wunderbaren Räume für so eine phantastische Produktion nutzt." Die Aufregung sei groß gewesen, die Vorfreude auch, sagt die Oettinger Erbprinzessin, die selbst Schauspielerin ist. Ja, es jucke sie schon, sagt sie lachend, gerne würde sie mal wieder in einem Film mitspielen. So schaut sie auch immer wieder am Set vorbei.
Gedreht wird in zahlreichen Räumen im gesamten Schloss: im grünen Salon, dem Musikzimmer. Aber auch das Eichstätter Zimmer, der rote Salon oder die Sattelkammer des Oettinger Schlosses werden noch als Kulisse dienen. "Vorher wurden zerbrechliche Dinge wie Porzellan oder Teppich herausgeräumt", sagt Cleopatra zu Oettingen-Spielberg. Das sei viel Aufwand gewesen, habe sehr schnell gehen müssen. Aber jetzt wo alles laufe, mache sie sich keine Gedanken mehr und freue sich sehr über die Dreharbeiten im Schloss. So geht es auch Bürgermeister Thomas Heydecker, der, so wörtlich "fast aus allen Wolken gefallen wäre" als der Anruf vom Produktionsleiter kam, dass in Oettingen gedreht würde. Das sei eine riesige Besonderheit für die Stadt.
Sendetermin: Weihnachten 2022
Bis aufgelöst wird, wer der Mörder war, ist Geduld gefragt: Die Ausstrahlung von "Krimidinner" im Ersten ist für Weihnachten 2022 geplant.
Regie führt Jobst Oetzmann (Tatort: "Krieg im Kopf"), das Drehbuch schrieb Robert Löhr ("Das Institut – Oase des Scheiterns"). Produziert wird der Tatort von Bavaria Fiction (Produzent: Ronald Mühlfellner) im Auftrag des BR, die Redaktion liegt bei Cornelius Conrad.
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