💬 "Dein Argument" greift Euren Input auf: Kommentare aus der BR24-Community sind Anlass für diesen Beitrag. 💬
Lange Zeit hatten Taxis auf ihrem Gebiet ein Monopol in deutschen Städten. Das ändert sich. Moderne Fahrdienstvermittler wie Bolt, Uber und Co. mischen das Geschäft auf. In Städten wie München oder Nürnberg tobt ein Kampf um jeden Fahrgast.
BR24-User wie "Justin_P" erklären die ausbleibende Kundschaft für Taxis mit den aus ihrer Sicht hohen Preise für die Fahrten. "AndiSeidl" kommentiert: "Die meisten nutzen ein Taxi nur im Notfall." Oder wenn sie es durch ihre Firma oder Krankenkasse bezahlt bekämen. Ein paar User, etwa "Raven25", fahren nun mit den neuen Anbietern: "Ich nutze mittlerweile nur noch Uber & Co (...)".
Manche Taxifahrer beklagen hingegen die niedrigen Preise der neuen Konkurrenten, wie jüngst in einem "BR24 vor Ort" deutlich wurde.
Sind Bolt, Uber und Co. günstiger als Taxis?
Insgesamt seien Bolt, Uber und Co. per se aber gar nicht billiger als Taxis, erklärt Christian Linz, Geschäftsführer des Landesverbands Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmen. Doch die modernen Fahrdienstvermittler hätten einen entscheidenden Vorteil: Der Taxi-Fahrpreis ergibt sich aus der Taxi-Tarifordnung der jeweiligen Genehmigungsbehörde. An der Preisgestaltung sind neben dem örtlichen Taxigewerbe auch Dritte wie die IHK oder die Gewerkschaft Verdi beteiligt.
Mietwagenunternehmen könnten hingegen beliebige Fahrpreise ausrufen. "Mit dieser dynamischen Preisgestaltung ist Uber in der Lage, bei Normalgeschäft knapp unterhalb des Taxitarifs zu agieren", so Linz. Bei Intensivgeschäft könnten Fahrdienstvermittler wiederum höhere Preise aufrufen. Unwirtschaftliche Fahrten könnten Mietwagenanbieter verweigern, während Taxis eine Beförderungspflicht hätten.
Und: Die neuen Anbieter hätten starke Anreize, so schnell wie möglich Kunden zu gewinnen – "auch zu Preisen, die nicht dauerhaft wirtschaftlich sind", sagt eine Sprecherin des Beratungsunternehmens IGES Mobility. Denn: Mit einer starken Markt- oder Monopolstellung könnten langfristig Gewinne erwirtschaftet werden, die die hohen Kosten der Kundengewinnung um ein Vielfaches überstiegen.
Bolt: "Dynamisches Preismodell sorgt für ausgewogenes Verhältnis"
Das dynamische Preismodell von Bolt sorge für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen attraktiven Preisen für Fahrgäste und fairen Verdienstmöglichkeiten für Fahrer, erklärt ein Bolt-Unternehmenssprecher auf BR24-Nachfrage. "In einigen Fällen können Fahrten mit Bolt günstiger sein, während zu Stoßzeiten oder an besonders nachgefragten Orten Taxis unter Umständen den Preisvorteil haben könnten", so der Sprecher weiter.
Aus Sicht von Bolt habe die traditionelle Taxi-Industrie über Jahre hinweg immer wieder Preiserhöhungen durchgesetzt, um steigende Betriebskosten zu decken. Das habe dazu geführt, dass weniger Kunden bereit gewesen seien, die höheren Preise zu zahlen, besonders zu weniger nachgefragten Zeiten.
Unterschiede bei den Arbeitsverhältnissen
BR24-User "MKA" spricht in den Kommenten zudem die Bezahlung und soziale Absicherung der Fahrer an. Er könne sich vorstellen, dass die Arbeitsverhältnisse der Taxifahrer im Vergleich besser seien.
Taxifahrer sind generell am Umsatz ihrer Fahrten beteiligt, verdienen aber mindestens den Mindestlohn plus Trinkgeld, erklärt Landesverbandsgeschäftsführer Linz. Wer mehr Kundinnen und Kunden fährt, kann also mehr verdienen. Taxifahrer seien sozialversicherungspflichtig angestellt. Viele Taxibetriebe würden ihren Mitarbeitern die üblichen betrieblichen Zusatzversicherungen und Entgeltumwandlungen als zusätzliche Altersvorsorge anbieten.
Die Fahrer bei beispielsweise Bolt sind nicht direkt beim Vermittler angestellt, sondern bei Mietwagenunternehmen, erklärt ein Bolt-Sprecher. In Einzelfällen handele es sich um Selbstständige. Der Verdienst werde also nicht von Bolt gezahlt, sondern etwa von einem Flottenpartner wie der Mars Holding GmbH. Dort verdiene ein Fahrer monatlich durchschnittlich 2.100 Euro, was in etwa dem Mindestlohn entspricht. Hinzu kommt das Trinkgeld. Tarifbindung und weitere Zuschläge gebe es keine.
Zur Frage der sozialen Absicherung heißt es von Mars Holding auf Anfrage nur: "Egal ob Urlaub, Krankheit oder keine Fahrgäste, der Mitarbeiter erhält bei Mars seinen Lohn." Weitere Absicherungen nennt das Unternehmen nicht.
Eine Anfrage an das Unternehmen Uber zu den Themen blieb zunächst unbeantwortet.
Was könnte sich ändern?
Der Preiswettbewerb mit den Mietwagenplattformen gelte als Hauptursache für den Rückgang des Taxigewerbes, so eine Sprecherin von IGES Mobility. Das habe ein verkehrsökonomisches Gutachten (externer Link) gezeigt. Kommunen könnten gegensteuern, etwa durch eine Einführung von Mindestpreisen für Mietwagen. Könnten Taxis ihre Preise zudem flexibler gestalten, würde das die Wirtschaftlichkeit und das Angebot erhöhen und für einen faireren Wettbewerb sorgen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!