Gärtnermeister Fritz Boss in seinem seinem Gewächshaus mit Erdbeeren
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Gärtnermeister Fritz Boss setzt Nützlinge ein, um seine Erdbeeren vor Schädlingsbefall zu schützen.

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Teurer, aber regional und pestizidfrei: Fränkische Erdbeeren

Teurer, aber regional und pestizidfrei: Fränkische Erdbeeren

Spanische Erdbeeren sind mit Pestiziden belastet, schreibt die Zeitschrift "Ökotest". Und deutsche Erdbeeren? Gärtner Fritz Boss erntet im Nürnberger Knoblauchsland von März bis November Erdbeeren im Gewächshaus – ohne chemischen Pflanzenschutz.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Seit Monaten schon gibt es in den Supermärkten Erdbeeren aus Spanien, Griechenland und Ägypten – weit gereist und ökologisch problematisch, kritisiert Ökotest. Bereits im Februar hat die Zeitschrift 13 Erdbeerpackungen aus Spanien auf Schadstoffe getestet, in acht Packungen wurden teilweise richtige "Pestizidcocktails" nachgewiesen. Fungizide und Insektizide, zum Teil krebserregend. Wie sieht es mit deutschen Erdbeeren aus, aus dem Freiland oder aus dem Gewächshaus?

Im Knoblauchsland werden Erdbeeren seit Ende März geerntet

Fritz Boss ist Gärtnermeister im Nürnberger Knoblauchsland und bei ihm werden bereits seit 25. März Erdbeeren geerntet. In einem riesigen Gewächshaus, zwei Hektar unter Glas. 200.000 Erdbeerpflanzen wachsen hier in langen Metallkästen, nicht in Erde, sondern in einem Substrat aus Moos, einem Torfersatzprodukt. Gedüngt und bewässert wird automatisch. Und synthetische Pflanzenschutzmittel? Null, sagt Fritz Boss, der aber kein Bio- sondern ein konventioneller Erdbeeranbauer ist.

Unter Glas braucht es keine Pestizide

Die Erklärung ist einfach: "Es geht ohne Pflanzenschutzmittel. Wir dürften zwar mit Chemie spritzen, aber wir brauchen es nicht, denn wir haben hier ein Gewächshausklima und wenn wir das gut steuern, dann bringen wir es hin, dass wir nichts spritzen müssen", sagt der Gärtnermeister. Mit Rohren am Boden wird das Gewächshaus geheizt, die Kästen mit den Erdbeeren hängen auf Brusthöhe, die aufsteigende Wärme trocknet die Blätter der Erdbeeren, das verhindert Pilzkrankheiten.

Nützlinge vertilgen Schädlinge

Erdbeeren sind aber nicht nur empfindlich gegen Schimmelpilze, sondern werden auch von Spinnmilben befallen. Dagegen setzt Fritz Boss Nützlinge ein: Raubmilben, die die Spinnmilben fressen. Überall zwischen den Erdbeeren hängen kleine Tütchen, gefüllt mit Weizenkleie, in denen die Raubmilben leben. Durch ein kleines Loch in der Tüte können die Raubmilben ins Freie und fressen die Schädlinge. Biologischer Pflanzenschutz im konventionellen Anbau. Nur wenn das nicht ausreicht, spritzt Boss mit einem Pflanzenstärkungsmittel, einer Kalklösung. "Das ist eine Lauge, die mag kein Pilz und mag auch kein Schädling", so Fritz Boss.

Chemie ist billiger als Nützlinge

Doch warum wird dann in Spanien so häufig gespritzt? Dort werden die Erdbeeren meist in Folientunneln angebaut. Fritz Boss hat eine einfache Erklärung: "Wenn die spanischen Erdbeeren hier billigst verkauft werden, obwohl sie 3.000 Kilometer auf dem Buckel haben, da bleibt an Erlös für die spanischen Bauern fast nichts übrig. Die können sich keine Nützlinge leisten, chemische Pflanzenschutzmittel sind billiger." Fritz Boss gibt für seine Raubmilben im Gewächshaus jährlich 20.000 Euro aus, derzeit kosten 500 Gramm Erdbeeren bei ihm sechs Euro.

Im riesigen Gewächshaus von Gärtnermeister Fritz Boss im Nürnberger Knoblauchsland wachsen 200.000 Erdbeerpflanzen in langen Metallkästen in einem Substrat aus Moos.
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Im Gewächshaus von Gärtnermeister Fritz Boss im Nürnberger Knoblauchsland wachsen 200.000 Erdbeerpflanzen in Metallkästen.

Freilanderdbeeren sind empfindlich

Auch im Freiland hat Fritz Boss schon einmal Erdbeeren angebaut, nur in einer Saison und es sofort wieder aufgegeben. Zu schwierig, sagt er: "Die Erdbeere ist eine weiche Frucht, ein Schädlingsmagnet und Krankheitsmagnet und ohne geschützten Anbau reicht schon ein Starkniederschlag, dann hab ich schon eine schlechte Qualität."

Bei gutem Wetter müssten die Berufskollegen, die dennoch im Freiland anbauen, nicht spritzen, aber bei Regen und Nässe gehe es nicht ohne Pestizide. Allerdings werde immer vor der Blüte gespritzt, später nicht mehr, damit es keine Rückstände in den Früchten gebe.

Sensible Früchtchen

Auch Ludwig Asam in Kissing im Landkreis Aichach-Friedberg baut Erdbeeren an: Bio-Erdbeeren. Er bestätigt: "Die Erdbeere ist eine der sensibelsten Kulturen." Regnet es zur falschen Zeit, könne das zu hohen Ertragsverlusten führen. Der Biolandwirt pflanzt deswegen immer möglichst resistente Sorten an und kultiviert die Pflanzen auf Stroh. Wenn eine Sorte trotz aller Pflege nicht funktioniert: "Dann fliegt sie raus, auch wenn sie noch so gut schmeckt."

Ohne Überdachung sind Erdbeeren ein "Glücksspiel"

Ludwig Asam verzichtet auch auf Folientunnel. Es ist ihm ein persönliches Anliegen, Plastik auf den Feldern zu vermeiden, bringt aber ein großes Problem mit sich: "Die Erdbeeren sind bei mir immer ein Glücksspiel." Eine Frostnacht während der Blüte könne zum Totalausfall führen. "Man muss ehrlicherweise sagen, wenn man den Großhandel beliefern möchte, dann klappt das so nicht."

Trotzdem: Bio in größeren Mengen sei möglich, sagt Ludwig Asam. Aber eben nur mit Folientunneln und speziellen, für den Ökolandbau zugelassen Spritzmitteln, mit denen man schon im Herbst gegen Mehltau spritzt. Damit man im Frühjahr einen guten Ertrag hat. "Die Profis im Ökoanbau schaffen das auch."

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