Mehr als eine Woche lang hat man in Halle zu den Vorwürfen geschwiegen. Jetzt weist das Jugendamt dort einer Mitteilung zufolge alle Beschuldigungen von sich. Auch das Landratsamt Dillingen äußerte sich zu dem Tod des Jungen und räumt einen Fehler ein. Die Information über die Kindeswohlgefährdung hätte weitergegeben werden müssen, hieß es.
Halle: Familie des Buben schon seit 2017 nicht mehr in Betreuung
Laut der Beigeordneten für Bildung und Soziales in Halle, Katharina Brederlow, sei die Familie des in Dillingen verstorbenen Dreijährigen dem Jugendamt zwar bekannt gewesen, die Hilfen, die sie vom Amt erhalten habe, hätten aber bereits im Jahr 2017 geendet. Die Jugendämter seien nur bei laufenden Fällen zur Weitergabe von Daten verpflichtet, betonte Brederlow. Die Frage, warum das Jugendamt Halle die Betreuung der Frau beendet hat, hat das Jugendamt bislang nicht beantwortet.
Schwieriger Austausch zwischen den Jugendämtern
Mit dem Dillinger Jugendamt stehe man inzwischen in Kontakt, so Brederlow. Seit Ende Oktober wartet man dort auf Akten aus Halle. Diese sollen jetzt zugestellt werden, heißt es in der Mitteilung aus Halle. Schon vor einer Woche hatte der BR die Stadt mit seinen Recherchen konfrontiert. Erst am Dienstag, 4.12., hat die Stadt Halle die Anfrage des BR beantwortet. Vorher war nur bestätigt worden, dass die Familie in Halle vom Jugendamt betreut worden war. Diese Auskunft lag auch dem Dillinger Jugendamt vor. Weitere Details bekam die Behörde in Dillingen nach eigener Aussage aber bislang nicht.
Drei Kinder - das erste mit 15 Jahren
Die heute 21 Jahre alte Mutter hat mit 15 ihr erstes Kind geboren. Im Jahr 2016 kam das zweite Kind zur Welt, der inzwischen verstorbene Junge. Als die Mutter ihr drittes Kind bekam, wurde sie offenbar nicht weiter vom Jugendamt Halle betreut. Bis Januar 2019 wohnte sie in Halle, danach zog sie nach Dillingen.
Nachbarin meldete mögliche Kindeswohlgefährdung
Die junge Mutter war dem Jugendamt Dillingen bis Oktober nicht bekannt. Beim Dillinger Landratsamt hatte es allerdings bereits im Juli den Anruf einer Nachbarin gegeben. Sie hatte sich dort wegen tierschutzrechtlicher Verstöße beim Veterinäramt gemeldet, dabei aber auch erwähnt, dass in dem Haushalt Kinder lebten, deren Wohl gefährdet sein könnte. Diese Information war allerdings nicht an das Jugendamt weitergegeben worden.
Ermittlungen im Fall des dreijährigen Buben aus Dillingen
Der Bub ist im Oktober im Krankenhaus gestorben. Er hatte schwerste innere Verletzungen. Was genau passiert ist – dazu laufen laut der Staatsanwaltschaft Augsburg die Ermittlungen. Nachdem der Bub ins Krankenhaus eingeliefert worden war, ist die Wohnung der Familie durchsucht worden. Dabei wurde die Schwester des Jungen in Obhut genommen, da der Zustand der Wohnung laut Jugendamt für Kleinkinder nicht geeignet gewesen sei.